Kirchbergers Woche:Der weiße Dampfer verliert an Fahrt

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Bisher lief alles zu glatt, nun hat es auch das "Fresch" erwischt

Eine Kolumne von Johann Kirchberger

Schon erstaunlich, was sich bei uns im Landkreis so alles tut. Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf errichtet am Staudengarten ein neues Gewächshaus und forscht künftig im Rahmen der Aktion Urban Farming in einem Growtainer. In Eching ist man da etwas bescheidener. Da will die Volkshochschule Interessierte zum gemeinsamen Garteln animieren um blühende, artenreiche und naturnahe Landschaften zu schaffen und nennt das Projekt Urban Gardening. Ein Freisinger Fluglotse fährt gerne mit dem Radl zum Flughafen, will seine Kollegen zum Mitmachen ermuntern und hat deshalb die Aktion Bike2work ins Leben gerufen. Die Stadt Freising beteiligt sich an der Aktion Earth Hour und unterlässt es ein paar Stunden lang, öffentliche Gebäude anzustrahlen. Die Freisinger Volkshochschule hat einen Osterbrunch mit Geling-Garantie im Programm und nennt das Kitchen possible II. Außerdem gibt es noch Kurse für Bodyforming und Body Cross, ein Laufprojekt Big Run und jede Menge Workouts. Der Skiclub Au lädt zu einem Ladiesday und die Frauen dürfen sich auch am Equal Pay Day vergnügen. Ist doch schön, wenn es für alles einen passenden Namen gibt, einen modernen, einen der etwas hermacht.

Lange scheint es niemand gemerkt zu haben, nur die Schulleitung dürfte wohl schon länger geahnt haben, dass mit dem Brandschutz an der Freisinger Wirtschaftsschule nicht alles in Ordnung ist. Sie beantragte deshalb, in der Pausenhalle einen Wasserspender aufstellen zu dürfen. Die Baufachleute im Landratsamt erachteten diese Maßnahme zur Brandverhütung allerdings als nicht ganz ausreichend, obwohl zuvor schon ein Getränkeautomat platziert worden war. Jetzt wird nachgerüstet. Es mangelt nämlich, wie sich herausgestellt hat, gar nicht an Wasser, sondern an ausreichenden Flucht- und Rettungswegen. Rund 500 000 Euro müssen dafür ausgegeben werden. Die Kosten für den Wasserspender können angesichts dieser Summe wohl vernachlässigt werden.

Bei Großprojekten ist eines so sicher wie das Amen in der Kirche: Irgendeiner pfuscht immer. Deshalb war es auch erstaunlich, dass beim Bau des neuen Hallenfreibads "Fresch" alles so reibungslos lief. Doch nun mussten die Stadtwerke mit der Botschaft herausrücken, dass der Fertigstellungstermin vom Sommer auf den November verschoben werden muss. Als Grund wurden Schwierigkeiten an den Schnittstellen der Gewerke angegeben und die Fliesenleger scheinen auch nicht so gearbeitet zu haben, wie sie es hätten tun sollen. Eine neue Firma musste her und so etwas kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Der "weiße Dampfer" wird nun etwas mehr kosten als die veranschlagten 32 Millionen Euro. Aber an Preissteigerungen bei solchen Vorhaben hat man sich längst gewohnt. Anders sieht es beim Bau der Realschule in Lerchenfeld aus. Da liegt man derzeit 3,8 Millionen unter den kalkulierten Kosten und auch der Fertigstellungstermin ist angeblich nicht in Gefahr. Ja es stimmt schon, Wunder gibt es immer wieder, aber noch ist die Schule ja nicht fertig.

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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