Kirchbergers Woche:Der Wähler, dieser Schlingel

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Was Moosburg jetzt, nach dem Bürgerentscheid, helfen könnte, wäre vielleicht ein Untersuchungsausschuss

Eine Kolumne von Johann Kirchberger

Wenn es so ist, dass man nix gwiss net woas, entstehen gerne Gerüchte und die werden gestreut, in Umlauf gebracht, gepostet, getwittert oder sonst was. Wir leben schließlich in Zeiten von Fake-News.

So kann es der Wahrheit entsprechen, oder auch nicht, dass in Moosburg nach dem Bürgerentscheid über die Zukunft des Stadtplatzes namens Plan ein Untersuchungsausschuss ins Leben gerufen wird. Namhafte Experten sollen für den Stadtrat herausfinden, was die Moosburger nun eigentlich entschieden haben, was sie wollen und warum. Parkplätze, einen schönen Platz, womöglich mit einem Brunnen oder beides oder gar nichts? Sofort oder erst in zehn Jahren? Wie das manchmal so ist nach Abstimmungen, fühlen sich alle als Sieger, die einen, weil ihr Vorschlag mit Abstand die meisten Stimmen bekommen hat, die anderen, weil das Quorum um 100 Stimmen verpasst wurde. Und was ist mit denen, die gar nicht erst zur Urne gegangen sind, wofür sind die eigentlich oder wofür könnten die sein? Man weiß es nicht, das muss jetzt erst genauestens untersucht werden. Bei Bundestagswahlen ist das einfacher, da gibt es in der Regel eh keine Verlierer und die Parteien wissen oft schon nach der ersten Hochrechnung, wozu sie der Wähler, dieser Schlingel, diesmal beauftragt hat.

Auch in Eching tun sich wieder einmal ganz geheimnisvolle Dinge. Da will das Kultur-Forum bei der Frühjahrsschau eine Bank verstecken und sie bis zur feierlichen Enthüllung bewachen wie andernorts die Burschen ihren Maibaum. Die Aktion heißt übrigens "Gut sitzen in Eching" und darum hält sich jetzt hartnäckig das Gerücht, dass der Gemeinderat tief unter dem neuen Rathaus einen kleinen Gefängnistrakt einbauen lässt. Das könnte natürlich auch schon etwas mit dem neuen Polizeiaufgabengesetz der Staatsregierung zu tun haben. Wer jetzt grinst, muss aufpassen, dass er kein Jubiläumsgesicht macht. Sonst muss er nämlich zur Firma Adler-Moden zum Casting nach Hamburg und dann wird mit seinem Gesicht vielleicht sogar in der Freizeit-Revue geworben. Echt peinlich, dann lieber Gefängnis.

Auch in Freising hält sich ein Gerücht. Danach soll derzeit ernsthaft erwogen werden, den Bahnposten 15 wiederzubeleben. So ein beschrankter Bahnübergang soll nämlich leichter passierbar sein als die steile und schmale Bahnunterführung. Denn dass die tatsächlich irgendwann einmal umgestaltet und verbreitert wird, um den aus Lerchenfeld kommenden Radfahrern, Kinderwagenschiebern und Rollstuhlfahrern den Zugang in die Innenstadt zu erleichtern, glaubt eh schon lange keiner mehr. Es gibt allerdings auch das Gerücht, wonach der Freistaat darauf verzichten will, neben der Unterführung das neue Vermessungsamt auf dem Parkplatz für das Amtsgericht zu bauen. Dann aber müsste die Stadt mitspielen, sich sehr flexibel zeigen, ein Ersatzgrundstück anbieten und - Stellplatzverordnung hin oder her - ein für allemal darauf verzichten, Parkplätze für Richter, Anwälte und sonstige Besucher des Amtsgerichts zu fordern.

© SZ vom 21.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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