Kirchbergers Woche:Daumenschrauben auspacken

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Der Landkreis sollte endlich Sozialwohnungen errichten

Von Johann Kirchberger

Es gehört nicht viel dazu vorherzusagen, dass Unterbringung und Integration der Asylbewerber 2016 zu den Hauptaufgaben im Landkreis zählen werden. Vor allem, solange Monat für Monat neue Menschen ankommen, die bei uns Schutz und Sicherheit suchen, und die Prognosen zutreffen, wonach sich die Zahl der Flüchtlinge im Landkreis bis Ende des Jahres auf über 4000 verdoppeln wird. Die Unterbringung in Notunterkünften wird dank rekrutierter Turnhallen, dank Traglufthallen und leer stehender Gewerbebauten wie dem Praktika in Attaching wohl einigermaßen gelingen. Ganz anders sieht es mit der Integration aus. Denn Flüchtlinge, die in Turnhallen leben, Bett an Bett mit Menschen anderer Nationalität, anderer Religion, aus unterschiedlichen Bildungsschichten und Kulturkreisen, die können nicht so einfach integriert werden. Um bei uns heimisch zu werden, brauchen sie neben der Gewissheit, auch wirklich bleiben zu dürfen, vor allem bezahlbare Wohnungen. Die aber sind im Landkreis Freising Mangelware. Gebaut werden fast ausschließlich sündteure Eigentumswohnungen, die sich schon Normalbürger nicht leisten können.

Der Landkreis sollte deshalb endlich mit seiner eigenen Wohnungsbaugesellschaft Sozialwohnungen errichten und sich nicht länger darauf hinausreden, die Gemeinden müssten erst einmal Grundstücke zur Verfügung stellen. Die tun das nicht, solange sie nicht gezwungen werden, sie wollen ihre Reserveflächen nicht verschenken, sondern möglichst gewinnbringend veräußern. Natürlich könnte der Landkreis ganz einfach Grundstücke kaufen, rasch baureif machen und die Kosten dafür auf die Kreisumlage umlegen. Dann müsste er nicht länger um Unterstützung betteln und alle Gemeinden würden anteilsmäßig an den Kosten für den Sozialwohnungsbau beteiligt. Das funktioniert aber nicht, weil sich der Großteil der Kreisräte aus Bürgermeistern, Stadt- und Gemeinderäten zusammensetzt, die sich in erster Linie ihrer Gemeinde, ihren Wählern verpflichtet fühlen. Landrat Hauner hat es bisher mit Appellen versucht, vergeblich. Deshalb wäre es jetzt an der Zeit, Stärke zu zeigen und den Kreisräten Daumenschrauben anzulegen, sonst nämlich wird die Integration der Flüchtlinge scheitern. Ein paar Euro für Deutschkurse locker zu machen, das wird nicht reichen.

Sachaufwandsträger für weiterführende Schulen sind Landkreise und kreisfreie Städte. Als die Stadt Freising bei der Gebietsreform 1972 ihre Kreisfreiheit einbüßte, wäre eigentlich auch die Zuständigkeit für die Gymnasien an den Landkreis übergegangen. Warum auch immer, es war nicht so. Die Stadt behielt das Hofmiller- und das Dom-Gymnasium sowie die Realschule, der Landkreis bezahlte Gastschulbeiträge für die Kinder der übrigen Gemeinden. Nun hat ein Umdenken eingesetzt, die Stadt will ihre Schulen abgeben, der Landkreis aber nur vollständig sanierte Gebäude übernehmen. Bleibt das so, wird es noch einige Zeit dauern, bis das JoHo übergeben werden kann. Denn die alte Doppelturnhalle und das darunter liegende Hallenbad müssen abgerissen und durch den Bau einer Dreifachhalle ersetzt werden. Weil aber Planung und Bau dafür viele Jahre in Anspruch nehmen werden und für die Finanzierung dieser Baumaßnahme ein schönes Sümmchen in die Hand genommen werden muss, wird es so schnell nichts werden mit der Übergabe des Hofmiller-Gymnasiums. Zum Glück ist es für die Schüler völlig egal, wer nun als Sachaufwandsträger fungiert und wer Gastschulbeiträge zahlt.

© SZ vom 09.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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