Kirchbergers Woche:Das große Wunschkonzert

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Viele Gemeinden sind derzeit in Shopping-Laune

Kolumne Von Johann Kirchberger

Eine neue Kläranlage, eine neue Umgehungsstraße, neue Feuerwehrhäuser, Kindergärten, Schulen und Freizeitparks. Städte und Gemeinden können momentan fast alles bauen, was sie für notwendig erachten. Die Steuerquellen sprudeln, finanziell scheint es keine großen Probleme zu geben. Was wurde früher bei der Aufstellung der Haushalte nicht alles gejammert. Es wurde gestritten und um jeden Cent gefeilscht. Das hat sich gegeben. In Freising wurde der Haushalt nach vielen Jahren erstmals wieder einstimmig verabschiedet, alle Wünsche wurden ja erfüllt. Sogar alte Schulden können abgebaut werden.

Nun ja, ein paar Mahner gibt es da und dort schon noch. Sie trauen dem Frieden nicht so recht, warnen vor einem Konjunkturabschwung verbunden mit sinkenden Steuereinnahmen. Aber die Mehrheit will sich davon nicht ins Bockshorn jagen lassen. Es läuft ja gerade so gut, wer will sich da an schlechte Zeiten erinnern.

Einige Gemeinden haben vor einigen Jahren damit begonnen, alte Wirtschaften zu erwerben, damit nicht nur die Kirche, sondern auch der Wirt im Dorf bleibt. Die Stadt Freising würde auch gerne eine Wirtschaft kaufen. Aber die heißt und steht im Abseits, und deshalb werden die Befürworter dieses Deals immer wieder zurückgepfiffen. Neufahrn hat sich ein Mesnerhaus gekauft und rauft seitdem mit dem Denkmalschutz, und im südlichen Landkreis, zuletzt in Hallbergmoos, kaufen die Gemeinden neuerdings Stromnetze. Die werden als sinnvolle Investition in die Zukunft gesehen, mit ihnen lässt sich Geld verdienen. Ob für den Stromkunden da auch was abfällt? Wohl eher nicht.

Auch die Stadt Moosburg ist auf Shoppingtour. Gezwungenermaßen. Die Stadträte wollen den maroden Bahnhof kaufen, weil die Bahn nicht daran denkt, irgendwelche Verschönerungs- oder Sanierungsmaßnahmen durchzuführen. Nicht einmal einen neuen Anstrich will sie dem Gebäude verpassen. Deshalb will jetzt die Stadt in die Schatulle greifen, weil sie sich für ihren Bahnhof schämt und so eine Ruine auf Durchreisende keinen guten Eindruck macht. Die Deutsche Bahn, eigentlich nicht nur für Gleise und Oberleitungen zuständig, sondern auch für Bahnhöfe, schämt sich nicht. Kein Wunder, sie schämt sich ja auch nicht dafür, wenn ihre Züge immer unpünktlicher fahren. Und Bahnhöfe hält man in der Bahn-Zentrale eh nicht mehr für zeitgemäß. Haltestellen heißen Bahnhöfe heute, haben ein kleines Glasdach, damit der Fahrkartenautomat im Trockenen steht, das muss reichen. In Langenbach hat die Gemeinde ihren Bahnhof schon längst gekauft, zum Schnäppchenpreis von 60 000 Euro. Aber noch immer weiß man nicht so recht etwas damit anzufangen. Einig ist man sich, dass der Bahnhof irgendwann zu einem Juwel umgebaut werden soll, zu einem Treffpunkt für Jung und Alt. Immer vorausgesetzt, er fällt nicht ein, bevor alles ausdiskutiert ist.

© SZ vom 26.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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