Kirchbergers Woche:Bequem und teuer

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Manchmal kann man auch mal ein bisschen zu Fuß gehen

Von Johann Kirchberger

Muss man der Bequemlichkeit Vorschub leisten? Am Rabenweg in Lerchenfeld wird gerade das neue Hallen-/Freibad errichtet. Gleich neben dem Haupteingang entsteht ein Parkhaus, für 120 Autos. Dabei sind es zum Großparkplatz Savoyer Au vielleicht 150, maximal 200 Meter. Zu weit entfernt, glauben Planer, Stadtrat und OB. Wer zur Erdinger Therme fährt, geht dort in der Regel 200 Meter, ehe er zum Eingang gelangt - ohne zu murren. Aber er tut das auf dem Großparkplatz zwischen abgestellten Autos, und deshalb wird der Weg akzeptiert. Es ist eben das Gefühl, das darüber entscheidet, was weit ist und was nah. Und es sind die Navis, die auswärtige Besucher nicht auf den Parkplatz, sondern direkt zum Eingang leiten. Praktisch und bequem, wenn man dort dann auch parken kann. Es geht "nur" um bescheidene 10 000 Euro, die der Kranzberger Gemeinderat einem Bürger zur Verfügung stellen wollte, um gegen den Wegfall der 62-Dezibel-Lärmgrenzlinie im Genehmigungsbescheid für die dritte Startbahn zu klagen. Hätte er Erfolg gehabt, wäre dies der gesamten Gemeinde zugute gekommen. Der Regierung von Oberbayern aber gefiel das nicht, weil eine Gemeinde einer Privatperson keine Prozesskostenhilfe leisten dürfe. Sie beanstandete den Beschluss, der vor genau drei Jahren gefasst wurde, verlangte, ihn zurückzunehmen. Vergebens. Standhaft weigerten sich die Kranzberger und die Regierung spannte daraufhin Verwaltungsgericht und schließlich das Landratsamt ein. Das sah sich nun nach einigen vergeblichen Anläufen zu einer "Ersatzvornahme" gezwungen, verfasste eine neunseitige Begründung und hat seinerseits den Beschluss aufgehoben. Dabei ist das Geld nie ausgezahlt worden, das Verfahren ist längst abgeschlossen. Den Behörden aber geht es um "rechtsstaatliche Erwägungen". Und so etwas ist wichtig. Man könnte auch sagen, es geht um Rechthaberei. Ja, haben denn die nichts anderes zu tun, muss man sich da fragen.

Im Echinger Rathaus wird über das schlechte Klima geklagt. Das hat aber nun gar nichts damit zu tun, dass der Gemeinderat das Rathaus um oder neu bauen, auf alle Fälle aber erweitern will. Vielmehr fühlen sich die Beschäftigten irgendwie schlecht behandelt, weshalb es in den vergangenen Jahren zu einer Vielzahl von Kündigungen gekommen ist. Was genau dahintersteckt und wer oder was für das schlechte Klima verantwortlich ist, soll jetzt eine fünfköpfige Arbeitsgruppe des Gemeinderats in nicht öffentlichen Runden ermitteln. Das wird spannend. Vielleicht bessert sich das Klima aber auch, wenn einige der studentischen Ideen für den Umbau des Bürgerhausplatzes umgesetzt werden, der unmittelbar an das Rathaus angrenzt.

Vorgeschlagen werden bequeme Sitzbänke, Spielmöglichkeiten, mehr Bäume, ein Biergarten. Am interessantesten klingt aber die Forderung nach einer Oase der Ruhe, mit Hängematten zwischen den Bäumen. Das wären mal schöne Arbeitsplätze, die das Klima sicherlich stark verbessern würden. Und wenn die Bediensteten dann eh alle in den Hängematten liegen und nicht mehr in muffigen Amtsstuben am Schreibtisch sitzen müssen, dann bräuchte man vielleicht das Rathaus gar nicht mehr erweitern. Jetzt darf man gespannt sein, was der demnächst zu wählende neue Bürgermeister von dieser Art Klimaverbesserung hält.

© SZ vom 14.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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