Kirchbergers Woche:Beim Überholen droht Ärger

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Wie man damit umgeht, dass Masken und lange Warteschlangen mittlerweile zum Alltag gehören

Von Johann Kirchberger

So ungern wir Masken tragen, außer man ist Bankräuber, so ungern reihen wir uns in lange Warteschlangen ein. Leider gehören maskieren und anstehen inzwischen zum Alltag. Aber oft ist das gar nicht so schlimm und langsam gewöhnt man sich daran. Die Masken kann man wieder abnehmen, wenn man den Bereich verlässt, in dem sie vorgeschrieben sind, und dann kann man auch die zuvor beschlagene Brille wieder aufsetzen.

Was die Warteschlangen angeht, ist es oftmals nur die Optik, von der man sich täuschen lässt. Das gilt für die Freisinger Wochenmärkte ebenso wie für Biergärten. In der Haager Schlossallee etwa standen sich am Vatertag teilweise so viele durstige Besucher an der Bierausgabe die Beine in den Bauch, dass sich die Warteschlange durch die halbe Allee zog. Dabei waren es womöglich auch nicht mehr Menschen als in den Vor-Coronazeiten, die im wahrsten Sinne des Wortes eine Maß erstehen wollten. Doch dank der Abstandsregelung zog sich die Schar der Wartenden eben schwer in die Länge.

Ungewohnt ist auch, dass man sich seinen Tisch nicht selbst aussuchen durfte, sondern von Platzanweisern dorthin geleitet wurde. Platzanweiser kannte man früher nur vom Kino. Neu ist auch, seine Daten angeben zu müssen. Aber vorerst reichen ja Name und Telefonnummer, Pass und Kreditkarte müssen nicht vorgezeigt werden. Alles also wie bei Jahreshauptversammlungen, auch da muss man sich ja in Anwesenheitslisten eintragen. Trotzdem ist es verständlich, wenn über den Verlust von lieb gewordenen Freiheiten geklagt wird und von einem Affenzirkus die Rede ist.

Aber auch Bayern lockert sich ja und deshalb darf man an diesem Pfingstwochenende auch mal wieder in einer Wirtschaft sitzen, statt nur davor. Was durchaus praktisch ist, wenn es regnen sollte. Zudem bekommt man dort Bier und Brotzeiten an den Tisch gebracht, was bequem und manchmal sogar billiger ist als im Biergarten. Gespannt darf man allerdings sein, wie das mit der angekündigten Öffnung der Freibäder funktionieren soll. Es dürfen ja, so wurde zumindest erklärt, nur eine begrenzte Zahl von Badegästen gleichzeitig ins Wasser und die müssen dann auch noch Abstand halten.

Da drohen auch an den Schwimmbecken Warteschlangen und wenn schnelle Krauler hinter langsamen Brustschwimmern auftauchen, droht Ärger beim Überholen. Aber vielleicht ist ja ein kurzer Tauchvorgang die Lösung des Problems. Zur Not muss man eben auf einen Badeweiher ausweichen, von denen es in Freising und Umgebung genügend gibt. Dort soll die Freiheit noch grenzenlos sein.

Weil Brot und Spiele schon immer Balsam für die Volksseele waren, dürfen wir jetzt auch wieder Bundesliga-Fußball schauen, was die Samstagsplanung ungemein erleichtert. Denn, auch wenn das so manche nicht glauben wollen, es ist schön, Millionären beim Geld verdienen zuzuschauen. Fußball macht auch ohne Krakeeler und Spruchband-Hochhalter Spaß. Sogar in den Kneipen darf jetzt wieder gemeinsam über Tore gejubelt werden. Nur abklatschen und umarmen, das geht nicht, auch nicht mit Maske.

Wer übrigens glaubt, bisher ganz gut durch die Corona-Krise gekommen zu sein und sich eine baldige Rückkehr ins normale Leben erhofft, dem sei ein lautes Vorsicht zugerufen. Das Virus noch lange nicht besiegt.

© SZ vom 30.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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