Kirchbergers Woche:Alles super, nur nix los

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Gastronomen, Faschingsnarren, Kommunalpolitiker - alle machen sie in Freising zwischen den Jahren Pause. Die könnten sich ruhig mal absprechen!

Von Johann Kirchberger

Freising ist Bierstadt, Domstadt, Bischofsstadt, Fairtradestadt, Rosenstadt, Schulstadt, Universitätsstadt, Kreisstadt und sonst noch was. Freising ist die älteste Stadt zwischen Regensburg und Bozen und - laut Eigenwerbung - eine ausgezeichnete Adresse im anspruchsvollen Tagungs- und Tagestourismus. Das gastronomische Angebot indes, vor allem was bayerische Küche anbelangt, hält sich in Grenzen. Um da mehr als ein Dutzend Gaststätten zusammenzubringen, muss man schon Cafés und Weinstuben hinzunehmen. Zwischen Weihnachten und Neujahr ist das Angebot besonders dürftig, da nämlich erholen sich die Gastronomen von den Feiertagen - was ihnen vergönnt ist. Allerdings wäre es angebracht, wenn sich die Wirte ein wenig absprechen könnten und nicht alle gleichzeitig die Kochlöffel beiseite legen würden.

Landauf, landab machen sich wieder die Narrhallesen bereit, das Volk zu belustigen. Prinzessinnen und Prinzen werden inthronisiert, Gardemädchen schwingen die Beine, starke Männer werfen sie in die Höhe und alles, was nicht ganz schnell verschwinden kann, bekommt einen Orden. Alles ganz schön närrisch und lustig. Aber noch kommen die Leute zu den Bällen, zumindest auf dem Land. In Freising dagegen ist der Fasching sanft entschlafen, und es gibt kaum jemand, der die einst so bedeutende Narrhalla vermissen würde. Maskenbälle ziehen nicht mehr, ausgenommen, sie werden für Kinder organisiert. Kein Wunder, der Freisinger maskiert sich heutzutage zu Volksfest- und Oktoberfestzeiten. Und das ist Gaudi genug.

Die Kommunalpolitik macht zu Beginn eines neuen Jahr traditionell Pause. Was wichtig war oder wird, wurde in Weihnachtsbotschaften verpackt und wird demnächst bei den diversen Neujahrsempfängen aufgewärmt. Dann kann wieder weiter debattiert und gestritten werden, vor allem über die kleinen, eher kostengünstigen Probleme in den Städten und Gemeinden. Großprojekte, die man sich leisten will, aber vielleicht gar nicht kann, werden meist weniger intensiv geprüft. Um so bemerkenswerter ist da, wenn ausgerechnet der Krösus unter den Kommunen, die Gemeinde Hallbergmoos, den Bau eines Bürgerhauses um Jahre verschiebt, obwohl sie 50 Millionen auf der hohen Kante hat. Die einen mögen das Mutlosigkeit nennen, die anderen von verantwortungsvoller Sparsamkeit sprechen. Aber es steht kaum zu befürchten, dass es den Möslern bald "nass neigeht", da müssen andere Kommunen mehr bangen.

Parteipolitisch gesehen bereitet sich alles auf die Bundestagswahlen im Herbst vor. Die Kandidaten sind demnächst allesamt nominiert. Die Grünen indes müssen nachsitzen. Ihre Kandidatin ist verloren gegangen, wohl weil ihr ein chancenloser Listenplatz zugemutet wurde. Und weil Birgit Mooser-Niefanger aus der Partei ausgetreten ist, haben sie auch eine stellvertretende Landrätin und ihre Stadtratssprecherin verloren. Das hat bei den Grünen erst für Erstaunen, dann für Enttäuschung und schließlich für Verärgerung gesorgt. Aber in Freising sind Parteiaus- und Übertritte, ja sogar Parteineugründungen nach Nominierungsversammlungen mit unerwünschtem Ausgang ja keine Seltenheit.

© SZ vom 07.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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