Kirchbergers Woche:Alles hat seinen Preis

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Gut Ding will Weile haben und manches geht ganz schnell

Von Johann Kirchberger

Winter ade? Vielleicht. Das Schlimmste zumindest sollten wir hinter uns haben. Die Winter-Games auf dem Marienplatz sind auch vorbei, wer noch mehr Snowboarder sehen will, muss ins Gebirge fahren. Eisstockschießen geht leider nicht mehr. In Weihenstephan schon deshalb nicht, weil die TU ganz innovativ eine Straße durch den Uni-Weiher baut, damit dort später eine Brücke errichtet werden kann. In einem Jahr, so heißt es, wird die Straße rückgebaut und ein neues Naturidyll geschaffen. Ob das Fische und Frösche auch wissen? Auf allen anderen Weihern trägt das Eis nicht mehr, Langlaufloipen sind dahingeschmolzen. Deshalb können wir uns jetzt voll auf das Ende des Faschings und den Beginn der Starkbierzeit konzentrieren, wobei merkwürdigerweise beide Ereignisse abwechselnd als fünfte Jahreszeit bezeichnet werden. Egal, Hauptsache es wird feuchtfröhlich.

Alles hat seinen Preis. Der Isarsteg-Nord hat jetzt sogar zwei, weil er kürzlich von der "Ingenieurkammer-Bau" mit einem Ingenieurpreis ausgezeichnet wurde. Bereits im Vorjahr bekam die Stadt beim Stahlbautag für die innovative Konstruktion über die Isar eine Urkunde, von den Ingenieuren gab es nun sogar satte 3000 Euro Preisgeld für "Ästhetik, Funktionalität und Rücksichtnahme auf die Gegebenheiten eines FFH-Gebietes". Bleibt zu hoffen, dass die 3000 Euro gleich einmal für die Planung des Isarstegs-Süd verwendet werden, damit der noch schöner wird.

Einen Innovationspreis wollen auch die Echinger gewinnen. Dazu müssten sie aber erst einmal wissen, was sie jetzt mit dem Nordostufer des Hollerner Sees anstellen sollen. Irgendetwas wollen sie bauen, das steht fest. Eine Straße zum See vielleicht, eine Brücke über den See, einen Natur- und Kulturpfad, eine Seesauna, einen Caravanabstellplatz, einen Erlebnisbauernhof. Jetzt werden die Vorschläge erst einmal ausgestellt, geprüft, dann entscheidet eine Jury und dann ist womöglich alles viel zu teuer oder es gefällt den bösen Nachbarn aus Unterschleißheim nicht. Es ist ein Kreuz.

Dass gut Ding Weile haben will, ist hinlänglich bekannt. Besonders bei öffentlichen Baumaßnahmen vergehen oft viele Jahre, bis aus einer Idee eine Planung, ein erster Spatenstich und eine Einweihung werden. Rekordhalter ist und bleibt wahrscheinlich für immer und ewig die Westtangente, an der über 40 Jahre herumgeplant wurde. Aber auch der Freistaat weiß, dass alles seine Zeit braucht. Nachdem im Dachauer Amtsgericht ein junger Staatsanwalt erschossen worden war, hatte der Landtag eine Verbesserung der Eingangs- und Sicherheitsbereiche aller Gerichte beschlossen, auch in Freising. Das war 2012 und Schwuppdiwupp, nach nur fünf Jahren Planungs- und Bauzeit sind die Umbauarbeiten abgeschlossen, nun konnte Bayerns Justizminister die Sicherheitsschleuse auf dem Domberg eröffnen. 470000 Euro hat sie gekostet, spottbillig im Vergleich zur Westtangente.

Alles andere als billig wird die Sanierung des Asamgebäudes. Als in der jüngsten Sitzung des Finanzausschusses eine "Anpassung der Gesamtbaukosten" auf der Tagesordnung stand, verhieß das nichts Gutes. Aber siehe da, die geschätzten Gesamtkosten von 46,4 Millionen Euro sind gar nicht gestiegen. Noch nicht. Wegen vorgezogener Baumaßnahmen wird lediglich der erste Bauabschnitt teurer. Man sollte nicht immer so misstrauisch sein.

© SZ vom 04.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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