Kirchbergers Woche:Alles ganz schön teuer

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Während die Kindergartengebühren schon wieder erhöht werden, verschlingt das neue Kombibad mehr Geld als erwartet

Von Johann Kirchberger

Aufgeregt hat sich darüber noch niemand, aber interessant ist es schon. Noch im Jahre 2012 hieß es, das neue Kombibad in Lerchenfeld werde nach vorsichtigen Schätzungen 12,7 Millionen Euro kosten. Im November 2014, als im Stadtrat die Finanzplanung für die nächsten drei Jahre diskutiert wurde, sprach Finanzreferent Ulrich Vogl von 25 Millionen Euro, die das Projekt wohl verschlingen werde. Und vor wenigen Tagen wurden die Kosten für das Hallenbad inklusive Sauna, Gastronomie, Freibad und Außenanlagen, Saunagarten und Teich, Vorplatz und Parkhaus auf exakt 31,668 Millionen Euro beziffert. Schon im nächsten Jahr ist Baubeginn, 2018 soll alles fertig sein. Fazit nach der Vorstellung der Pläne: Das neue Bad wird schön, aber auch ganz schön teuer.

Nun gut, für Bau und Finanzierung des Hallenbads sind die Stadtwerke zuständig, aber die sind eine hundertprozentige Tochter der Stadt, einer Stadt, die ansonsten um jeden Euro knausert und Kindergartengebühren erhöht, damit das Defizit ja nicht zu hoch wird. Dabei ist zwar schon immer fragwürdig gewesen, warum der Besuch von Schulen und Universitäten kostenlos ist, der von Kindergärten aber nicht. Und das, obwohl doch immer wieder von allen Seiten gepredigt wird, wie wichtig es für die Entwicklung der Kleinen ist, rechtzeitig in einen Kindergarten geschickt zu werden. Hier etwas zu ändern, überschreitet zwar die Kompetenz der Stadträte. Doch wenn sich niemand gegen diese Politik des Freistaats aufregt und protestiert, wird der das Geld der Steuerzahler weiterhin in unsinnige Projekte und vor allem in Beton investieren.

Eine unsinnige Maßnahme ist auch die Stellplatzverordnung der Stadt. Unsinnig deshalb, weil kein Unterschied zwischen Außen- und der Innenbereich gemacht wird. So wird beim Um- oder Neubau von Häusern in der Innenstadt strikt darauf geachtet, dass die vorgeschriebene Zahl von Stellplätzen geschaffen wird. Das zwingt die Bauherren dazu, entweder die Stellplätze für viel Geld abzulösen, oder aber Tiefgaragen zu bauen, die dann nur über Bereiche angefahren werden können, aus denen der Verkehr eigentlich herausgehalten werden soll. Ein Irrsinn, der die Ansiedlung von Gastronomie und attraktiven neuen Geschäften verhindert, zumindest aber erschwert. Denn auch wenn in bestimmten Fällen 50 Prozent der Stellplatzforderungen erlassen werden können, ein paar Hunderttausend Euro kommen da schnell zusammen. Dazu kommen noch Denkmalschutzauflagen und in der Freisinger Altstadt die Probleme mit dem sumpfigen Untergrund, weswegen sich so mancher Geschäftsmann gut überlegt, ob er nicht lieber auf der grünen Wiese baut, dort, wo er kostengünstige Parkplätze schaffen kann. Auf diese Weise trägt die Stadt mit ihrer Stellplatzverordnung selbst dazu bei, dass ihr Zentrum, das sie doch gerade beleben möchte, immer mehr verödet und der Verkehr nicht weniger, sondern mehr wird.

Zur Steigerung der Attraktivität der Innenstadt trägt auch nicht bei, wenn tagaus und tagein riesige Busse durch verkehrsberuhigte Bereiche geschickt werden. Diese Woche wurde nun ein Elektrobus vorgestellt, der ein wenig kleiner ist, abgasfrei und geräuschlos fährt und die Erdgasbusse einmal ersetzen könnte. Doch auch die E-Busse sind noch immer zu groß und zwingen Fußgänger an den Straßenrand, ob dort Gehsteige sind oder nicht. Das Recht, mit dem Bus durch die Innenstadt zu schaukeln - nur 25 Prozent der Fahrgäste steigen hier aus oder ein - wird in Freising allerdings als sakrosankt empfunden.

© SZ vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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