Kirchbergers Woche:Alles eine Frage der Zeit

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Wie das Landratsamt mit ungewohnt eiligen Entscheidungen für Irritationen sorgt

Von Johann Kirchberger

In der Regel stehen Behörden wie das Landratsamt nicht gerade in dem Ruf, besonders übereilt zu handeln. Schließlich müssen Entscheidungen abgewogen, wohl überlegt und auf ihre juristische Richtigkeit geprüft sein. Antragsteller müssen zudem Gelegenheit haben, Planungen nachzubessern und zusätzliche Unterlagen beizubringen. Das alles kann lange dauern, oft quälend lange. Als die Gemeinde Eching rasch und unverzüglich einen Radweg nach Garching bauen und deshalb einen Landwirt enteignen wollte, ist über ein Jahr verstrichen, ehe das Landratsamt schließlich mitgeteilt hat, es sehe die Dringlichkeit für diesen Radweg nicht für gegeben. Dagegen haben die Echinger geklagt, jetzt muss das Landgericht entscheiden.

Aber siehe da, manchmal kann das Landratsamt auch sehr schnell handeln, zu schnell sogar, wie die Gemeinde Eching findet. Kürzlich nämlich hat die Freisinger Behörde eine Spielhalle an der Bahnhofstraße genehmigt. Trotz massiver Vorbehalte der Gemeinde und genau einen Tag, bevor sich der Echinger Bauausschuss noch einmal mit der Thematik befassen und sich bauleitplanerische Schritte überlegen wollte, um das Vorhaben zu verhindern. Kein freundlicher Akt, fand die Gemeinde, und will jetzt auch diese Entscheidung vor Gericht anfechten.

In einem anderen Fall ist es die Stadt Freising, die von der Eile des Landratsamts überrascht wurde. Während im städtischen Bauamt noch hin und her überlegt wurde, ob im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Berufsschulzentrums ein städtebaulicher Wettbewerb helfen könnte, auch die Verkehrsprobleme in der Wippenhauser Straße in den Griff zu bekommen, hat das Landratsamt gehandelt. Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum wurde mit der Planung der Schule beauftragt und als dessen Pläne jetzt - ohne mit der Stadt abgesprochen zu sein - im Schulausschuss des Kreises vorgestellt wurden, war die Empörung seitens der Freisinger Vertreter groß. Für eine nachhaltige Regelung in diesem sensiblen Bereich brauche es Zeit, hieß es. Klagen allerdings will die Stadt jetzt nicht gleich. Vielmehr wollen sich Landrat und OB dem Vernehmen nach erst einmal Briefe schreiben. Ganz nach dem Motto: Seid nett zueinander.

Schade eigentlich nur, dass es bisher weder Stadt- noch Kreisräten eine Überlegung wert war, nach einem neuen, einem besseren Standort für die Berufsschule zu suchen, etwa in Bahnhofsnähe. Jetzt nämlich wäre die große Chance gegeben, mit einer Verlagerung für eine spürbare Entlastung der Wippenhauser Straße zu sorgen. Aber um eine derartige Lösung zu finden, abzusprechen und aus zu debattieren braucht es Zeit. Zeit, die die Kreisräte, warum auch immer, in diesem Fall nicht zu haben glauben. Vielleicht ist es aber auch nur einfacher, sich nicht lange mit kreativen Lösungen aufzuhalten, sondern an dem vor Jahrzehnten gemachten Fehler festzuhalten, fast alle Landkreisschulen mit rund 5000 Schülern an der schmalen Wippenhauser Straße anzusiedeln. Ökonomisch mag das seinerzeit in Ordnung gewesen sein, das dadurch geschaffene Verkehrschaos freilich ist eine Katastrophe. Bleibt die Berufsschule am alten Platz, bleibt das Nadelöhr, durch das Fußgänger, Radfahrer, Autos und Busse müssen. Irgendwie, und das täglich.

© SZ vom 19.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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