Kinderpark Neufahrn: Spielen ohne Mama:Sanft abnabeln

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Das erste Mal ohne Mama: Im Kinderpark werden unter Dreijährige spielerisch darauf vorbereitet, ohne Eltern auszukommen - was nicht immer problemlos klappt.

Birgit Grundner

Manchmal muss man nicht viel um die Dinge herumreden. Was ihr im Kinderpark am meisten Spaß mache, will die Reporterin von einer blondgelockten Zweijährigen wissen. Das Mädchen klettert wortlos auf ein Mini-Trampolin und fängt an zu hüpfen - damit ist die Antwort klar.

Spielen, spielen, spielen: Im Neufahrner Kinderpark werden Kinder unter drei Jahren darauf vorbereitet, dass es auch mal ohne Mama und Papa geht. (Foto: Marco Einfeldt)

Wenig später klopft es an der Tür. Chiara wird an diesem Tag als erste abgeholt. Betreuerin Iris Heigl gibt der Mutter auch gleich noch ein winziges Stoff-Gespenst mit, dass Chiara selbst gebastelt hat. Demnächst kommt die beinahe Dreijährige in den Kindergarten - ein Schritt, dem ihre Mutter gelassen entgegensieht: Im Kinderpark hat die Kleine schon gelernt, auch mal ein paar Stunden ohne Mama auszukommen.

"Wir wollen den Übergang erleichtern", bestätigt Martina Bock von der Nachbarschaftshilfe, wie das Mütterzentrum Neufahrner Frauentreff seit kurzem heißt. Zweimal pro Woche können die Mädchen und Buben für bis zu drei Stunden in den Kinderpark im "Lohfeld" kommen: montags und mittwochs in die Mäuse-Gruppe, dienstags und donnerstags in die Känguru-Gruppe.

Derzeit sind beide Gruppen mit jeweils elf Kindern voll. Wer sich für einen Platz interessiert, hat aber durchaus Chancen: Anders als früher gibt es keine Warteliste mehr. Das liege an den geburtenschwächeren Jahrgängen und auch dran, dass die Kinder immer früher in Kindergärten aufgenommen werden, erklärt Martina Bock. Deshalb würden auch die Kinder im Kinderpark immer jünger.

Das Angebot verstehen Eltern wie Organisatoren als "Vorstufe zum Kindergarten", die den Übergang erleichtert. In den kleinen Gruppen lernen die Mädchen und Buben Gruppenverhalten und soziales Miteinander, sagt auch Martina Bock. Einzelkinder kommen mit anderen Kindern zusammen und finden gleichaltrige Freunde zum spielen. Das war auch Chiaras Mutter ein Anliegen - und nebenbei hat sie die Möglichkeit, einmal allein etwas zu erledigen.

Um halb neun Uhr werden die ersten Kinder gebracht. Wenn alle da sind, wird gemeinsam gebastelt und später gefrühstückt. Im Stuhlkreis wird zum Beispiel vorgelesen, erzählt und gesungen. Manchmal wechseln die Kinder auch in die Küche des Frauentreffs zum gemeinsamen Kochen und Backen. Zum Austoben gehen die Gruppen von ihrem Spielzimmer in den Turnraum oder auf den nahe gelegenen Spielplatz.

Bei allem Spaß gibt es freilich auch die eine oder andere "Krise": Ganz am Anfang fällt es nicht allen Kindern so leicht, die Mama gehen zu lassen. Aber geklappt habe es dann doch noch bei jedem Kind, versichert Betreuerin Iris Heigl: "Wenn man in der Gruppe ist und miteinander spielt, geht das ganz gut." Dann werden die Kinder erfahrungsgemäß schnell selbstständiger und auch selbstbewusster, wie die Betreuerinnen feststellen.

Das Konzept kommt ganz an: Manche Mütter bringen schon ihr drittes Kind in den Kinderpark, freut sich Maria Ludz Schneider: "Das zeigt uns, dass sie auch Vertrauen zu uns haben." Die Kosten für den Kinderpark betragen 60 Euro pro Monat. Außerdem müssen die Eltern Mitglied bei der Nachbarschaftshilfe werden und jährlich fünf Stunden ehrenamtlich mitarbeiten.

© SZ vom 02.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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