Keine Milde im Amtsgericht:"Ganz Moosburg hasst mich"

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32-Jähriger hat vielfaches Hausverbot in Kneipen, folgt dem nicht und muss deshalb nun fünf Monate lang ins Gefängnis

Von Alexander Kappen, Freising

Im Prinzip, das gab Richter Manfred Kastlmeier zu, sei es eine Bagatelle. Der Angeklagte saß im Oktober und November dieses Jahres einmal in Moosburg auf der Terrasse einer Bar am Gries und ein anderes Mal nur ein paar Meter weiter in einer anderen Gastwirtschaft und trank dort friedlich ein Bier. Allerdings hatte er in beiden Lokalen - wie fast überall in der Stadt - Hausverbot, weshalb die Wirte ihn anzeigten. Und weil der 32-Jährige laut Richter "kein unbeschriebenes Blatt" ist und in der Vergangenheit diverse Vorstrafen gesammelt hatte, gab es in der Verhandlung am Freisinger Amtsgericht am Dienstag keine Gnade. Der Angeklagte wurde wegen Hausfriedensbruchs zu fünf Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt.

Der 32-jährige Moosburger bestritt, sich im Oktober auf der Terrasse der Bar befunden zu haben. Dort sei lediglich sein Freund gesessen und er am Gehsteig gestanden. Dass er im November in der Gaststube des anderen Lokals saß, gab er zu. Er trank dort ein Bier, das ihm die Chefin selbst ausgeschenkt hatte. Sie habe von dem Hausverbot, das ihr Geschäftsführer und Kellner berechtigterweise ausgesprochen habe, gewusst, aber an dem Abend den Angeklagten "nicht erkannt". Als der Geschäftsführer den 32-Jährigen erblickte, rief er sofort die Polizei. Der Angeklagte habe bereits seit langer Zeit Hausverbot, berichtete der Geschäftsführer. In der Vergangenheit "war einiges los, ein Hausverbot verhängen wir ja nicht einfach so", sagte der 49-Jährige, ohne näher darauf einzugehen.

Am Sonntag vor der Verhandlung tauchte der Angeklagteabermals vor dem Lokal auf und schaute durchs Fenster. Als der Kellner raus ging, so berichtete er, habe der Angeklagte "mit drohender Gebärde gesagt, dass er mir in der Verhandlung tief in die Augen schauen und zur Sprache bringen wird, dass ich selber schon mal straffällig geworden bin, so dass mir eh keiner glauben wird". Das sei "kein gutes Gefühl", aber körperlich attackiert habe er ihn noch nie. Auch der Wirt der anderen Bar gab an, vom Angeklagten bedroht worden zu sein: "Er hat gesagt, er kommt mit seinen Cousins vorbei und macht mein Lokal kaputt."

Der Angeklagte behauptete, ein großes Alkoholproblem zu haben und täglich zehn Bier zu trinken. Bei den Hausfriedensbrüchen hatte er 1,4 und1,7 Promille. Trotz Hausverbots in das Lokal gegangen zu sein, "war ein großer Fehler", sagte er, "aber unter Alkoholeinfluss ist das vielleicht ja verständlich". Und überhaupt: "Ganz Moosburg hasst mich, bis auf eine Bar darf ich nirgends mehr rein." Und er könne "ja nicht immer nur allein daheim mein Bier trinken, da geh' ich ja ein". Der Wirt der einen Bar, behauptete er, "hat ein Hass-Problem mit mir wegen meiner Nationalität, weil er Serbe ist und ich Kosovare". Was der Geschäftsführer des anderen Lokals gegen ihn habe, wisse er nicht, "ich habe eigentlich kein Problem mit ihm".

Den Richter störte "das dauernde Gejammere, dass Sie ganz Moosburg mobbt". Er sah beim Angeklagten, dessen Vorstrafenregister von Unterschlagung über Diebstahl, Hausfriedensbruch, Bedrohung und Beleidigung bis zur gefährlichen Körperverletzung reicht und der mehrmals inhaftiert war, eine Mischung aus "Delinquenz, Rückfall und Bewährungsversagen". Es brauche eine Haftstrafe, "um ihm den Zahn zu ziehen".

© SZ vom 18.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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