Kein Tag gleicht dem anderen:"Mittendrin statt nur dabei"

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Die Kerzen am Adventskranz im Freisinger Mariendom gehört ebenfalls zu den Aufgaben, die Roland Maier als Mesner zu versehen hat. (Foto: Marco Einfeldt)

Roland Maier war ursprünglich Fernsehmechaniker bei der Telekom. Nun wirkt er als Mesner im Freisinger Mariendom sonntags während der Frühmesse bei der Liturgie mit. Außerhalb der Gottesdienste kommen Arbeiten im Garten und am Gebäude hinzu

interview Von Christian Gschwendtner, Freising

Das Bürozimmer von Roland Maier misst majestätische 105 Quadratmeter. Keine Frage: Es gibt unangenehmere Arbeitsplätze als die Sakristei des Freisinger Mariendoms. An dem lang gezogenen Eichentisch am Eingang steht ein Schreibtisch mit einem Computer. "Ohne den geht auch in der Kirche nichts mehr", sagt der Mesner. Roland Maier zieht die Standuhr nach, Baujahr 1912. Ein Mesner hat vielfältige Aufgaben, das wird schnell klar.

SZ: Herr Maier, wie sind Sie eigentlich zum Mesnerberuf gekommen?

Roland Maier: Ich habe ursprünglich Fernmeldemechaniker bei der deutschen Telekom gelernt und dort auch 22 Jahre gearbeitet. Im Laufe der Zeit sind die Arbeitsbedingungen aber nicht besser geworden, sag ich jetzt mal. Es gab dann ein Abfindungsprogramm von der Telekom. Da habe ich mitgemacht und als die Mesner-Stelle in Freising ausgeschrieben war, habe ich mich darauf beworben.

Das heißt, Sie haben früher etwas ganz anderes gemac ht ?

Ja, als Fernmeldetechniker hat man andere Aufgaben: Kabelverlegen, Hausanschlüsse machen, im Haus die Dosen installieren, solche Sachen.

Und wie sieht heute ein typischer Arbeitsalltag bei Ihnen aus?

Den typischen Tag gibt's eigentlich nicht. Wenn wir jetzt vom Sonntag ausgehen, dann bin ich in der Früh um sechs Uhr da. Um sieben Uhr ist die erste Messe, die ich vorbereite. Da wirke ich auch selbst als Helfer bei der Liturgie mit. Das heißt: Ich lese eine Lesung und die Fürbitten, sammle die Kollekte ein. Mittendrin statt nur dabei sozusagen. Das gefällt mir gut. Bei der zweiten Messe um halb elf wirke ich selber dann nicht mehr mit. Ich bin dann nur noch begleitend dabei. Ansonsten kommt natürlich noch Gartenpflege und Arbeiten am Domgebäude hinzu. Im Grunde ist der Mesner auch eine Art Hausmeister.

Der Mesner ist also ein richtiger Kirchenmana ger?

Ja, das kann man so sagen.

Drei Dinge, die man als Mesner auf gar keinen Fall machen sollte?

Natürlich nicht aus der Kirche austreten, (lacht). Würden Wein und Wasser für die Gabenbereitung fehlen, wäre das auch schlecht. Unpünktlich oder vergesslich bei Terminen sollte man ebenfalls nicht sein. Das wäre ganz schlecht.

In der Tat. Dann würde ja der Gottesdienst ausfallen. Aber die Mesner scheinen doch ein sehr pünktliches Völkchen zu sein?

Ja, das hat es noch nie gegeben, dass bei uns ein Gottesdienst wegen uns Mesner ausgefallen ist.

Dafür hat sich in der Außendarstellung der Kirche im Zeitalter von Facebook und Twitter einiges geändert. Gilt das auch für die Gottesdienste?

Für uns Mesner ist vieles gleich geblieben. Mit dem Direktorenwechsel im Kardinal- Döpfner-Haus hat sich vielleicht die Gottesdienstgestaltung ein wenig verändert: zum Beispiel der Blumenschmuck. Aber der liturgische Ablauf ist natürlich streng festgelegt. Bei den großen Festen, wie der Jugendkorbinian-Wallfahrt, ist deshalb alles beim Alten geblieben. Dass die Jugendstelle auf Facebook aktiv ist, das ist selbstverständlich.

Wo haben Sie die Gottesdienstgestaltung gelernt?

Den liturgischen Ablauf kannte ich als Katholik schon. Alles andere lernt man im Mesnerkurs. Zum Beispiel, welcher Tag im Messbuch aufgeschlagen werden muss oder welche Lesung dran kommt. Man lernt alles Wichtige über die Hausmeistertätigkeiten, die Glockenwartung oder über die Sicherheitsvorschriften im Gebäude.

Die Bereitschaft an Sonn- und Feiertagen frühmorgens zu arbeiten gehört fest zur DNA eines Mesners. Wie gewöhnt man sich daran?

Ich bin bei der Telekom schon immer um fünf Uhr aufgestanden. Jetzt steh ich um viertel nach fünf Uhr auf. Das macht mir nichts. An Feiertagen zu arbeiten, war sicherlich eine kleine Umstellung. Daran gewöhnt man sich aber. Außerdem können wir uns den Dienstplan relativ frei untereinander einteilen.

Stehen Sie an einem arbeitsfreien Sonntag mittlerweile aus Gewohnheit automatisch um fünf Uhr auf?

Nein. (lacht) Aber um sieben oder acht Uhr stehe ich schon immer spätestens auf. Das ist halt einfach drin irgendwo. An einem freien Sonntag unternehme ich etwas mit meiner Frau, mache einen Tagesausflug, solche Sachen. Aber meine Familie hat sich mittlerweile sehr gut an meine Arbeitszeiten gewöhnt.

Wie feiern Sie persönlich Weihnachten?

Am Heiligabend essen wir jedes Jahr bei meiner Mutter zu Abend. Dann ist Bescherung. Außer wenn ich an der Christmette Nachmittagsdienst habe, dann bin ich schon um drei Uhr auf dem Domberg. Die Kindermette fängt ja schon um fünf Uhr an.

© SZ vom 21.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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