Kandidatin der Grünen in Hallbergmoos:"Nur meckern geht gar nicht"

Lesezeit: 2 min

Sabina Brosch will in der Flughafengemeinde Bürgermeisterin werden und verspricht einen zielorientierten Diskurs

Von Alexandra Vettori

Sogar Ludwig Hartmann, Grünen-Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag, ist am Montagabend in den Alten Wirt gekommen, als Sabina Brosch zur Bürgermeisterkandidatin der Grünen Hallbergmoos-Goldach gewählt wurde. Das Votum fiel einstimmig aus, alle neun wahlberechtigten Mitglieder waren für die 53-jährige Journalistin und Historikerin. Damit ist sie bei den anstehenden Kommunalwahlen am 15. März nun schon die dritte Anwärterin im Rennen um den Bürgermeisterposten der Gemeinde Hallbergmoos, neben Amtsinhaber Harald Reents (CSU) und Thomas Henning von den Freien Wählern.

Groß vorstellen musste sich Brosch in der Runde der Grünen-Sympathisanten nicht, vertritt sie die Partei doch schon seit sechs Jahren im Hallbergmooser Gemeinderat. Dort hält sie zusammen mit Robert Wäger, der für die Landkreis-Grünen als Landrat kandidiert, wacker die Fahne für umweltfreundliche und nachhaltige Positionen hoch. Seit 25 Jahren wohnt die gebürtige Niederbayerin in Hallbergmoos, hat hier ihre drei mittlerweile erwachsenen Kinder aufgezogen.

Politisch interessiert sei sie immer gewesen, doch neben Studium, Kindern und Beruf sei dafür wenig Zeit geblieben. 2014 aber habe sie dann für den Gemeinderat kandidiert. "Nur meckern geht gar nicht", so Brosch, das sei auch Ausdruck der ihr eigenen Geradlinigkeit. Bei aller Konsequenz in der Haltung, eines wolle sie auf keinen Fall, betonte die Grünen-Kandidatin: Der ohnehin bestehenden Polarisation in der Gesellschaft Vorschub leisten. Sie trete für einen zielorientierten Diskurs ein, bei dem auch Zuhören wichtig sei, andere Positionen auszuhalten "und ein gewisser Geist von Verantwortung". Dass der Gemeinde die erste weibliche Bürgermeisterin gut täte, das deutete Sabina Brosch nur an, als Frau betrachte man einiges doch aus einem anderen Blickwinkel und werde daher "die eine oder andere Stellschraube anders drehen".

Nichts mit dem Geschlecht zu tun hat dagegen das Ziel, auf kommunaler Ebene stärker das Thema bezahlbaren Wohnraum in den Fokus zu nehmen. Brosch will dazu mehr Erbpachtmodelle und vor allem eine kommunale Baugenossenschaft. Hier kündigte sie einen Vorstoß der Grünen noch in diesem Jahr an, zumindest wolle man das Interesse in der Bevölkerung abklopfen und Referenten einladen. "Es wird keine grüne Wohnbaugenossenschaft sein, aber es muss jemand die Initialzündung setzen", so Brosch.

(Foto: oh)

Um die Gemeinde klimafreundlicher zu machen, wünscht sie sich einen Klimabeauftragten, der auch Privatleute bei ihren Möglichkeiten berate, sowie eine Elektrifizierung des örtlichen Busverkehrs und kommunalen Fuhrparks. Dazu will sich die Bürgermeisterkandidatin energisch für Ultrafeinstaub-Messungen am Flughafen stark machen, für "mehr Bäume, mehr Blumen und eine pestizidfreie Gemeinde". "Ich möchte es menschenfreundlich, aber nicht unbedingt pflegeleicht", so Brosch.

Ludwig Hartmann konnte ihr da nur beipflichten. Die Grünen hätten derzeit viele Chancen in Bayern, und viele ihrer Themen könnten auf der kommunalpolitischen Ebene angepackt werden, sagte er. Hartmann weiter: "Der Kampf für eine bessere Welt fängt in den Dörfern und Städten an."

© SZ vom 22.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: