Kandidatenkür bei der CSU::Den Bonus verspielt

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Eine "geschlossene CSU wird nicht zu schlagen sein", findet OB-Kandidat Schwaiger. Man wundert sich, wie er drauf kommt.

Kerstin Vogel

Eine "geschlossene CSU wird nicht zu schlagen sein", hat der frisch gekürte OB-Kandidat Rudi Schwaiger am Donnerstag in seiner Antrittsrede verkündet - und man wundert sich, woher er diese Überzeugung nimmt. Bei nahezu allen Wahlen der jüngeren Vergangenheit waren die Christsozialen in Freising im Gegenteil durchaus zu schlagen - und sind geschlagen worden. Der Partei im Umkehrschluss aber einen über die Jahre andauernden Mangel an Geschlossenheit zu unterstellen, wäre ungerecht.

Die andere Frage wird sein, wie geschlossen die Freisinger CSU nach dem offen ausgetragenen Duell zwischen Schwaiger und seinem Gegenkandidaten Tobias Eschenbacher überhaupt ist? Dass wirklich alle, die den jungen Sprecher der Stadtratsfraktion im Wahlkampf unterstützt hätten, nun mit gleichem Elan für Schwaiger ins Feld ziehen, darf bezweifelt werden. Hinzu kommen die Vorbehalte, die doch einige auch in der CSU wegen der familiären Situation Schwaigers haben: Dass sein Bruder der Freisinger Landrat ist, wird durchaus auch kritisch gesehen; Rudi Schwaiger weiß das, sonst hätte er kaum den Verdacht der Kungelei schon in seiner Bewerbungsrede zurückgewiesen.

Noch wichtiger aber ist etwas anderes: Wer in Freising als CSU-Mann Oberbürgermeister werden will, der wird in der zu erwartenden Stichwahl auch Anhänger anderer Parteien überzeugen müssen. Eschenbacher wäre das zuzutrauen gewesen. Seine Arbeit im Stadtrat sowie sein Engagement für Kultur und im Vereinsleben der Stadt ist über Parteigrenzen hinaus anerkannt. Er wäre - je nach Konstellation - sicher für den einen oder anderen Anhänger von SPD, Freien Wählern oder Grünen wählbar gewesen. Deshalb hat die CSU, die das höchste Amt der Stadt so dringend endlich erobern will, mit ihrer Kandidatenkür tatsächlich eine Chance aus der Hand gegeben.

© SZ vom 09.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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