Kampf geht weiter:Schmutzige Luft

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Bürgerverein soll Darstellung von Ultrafeinstaub besser transportieren und die Belastungen bildlich darstellen

Von Johann Kirchberger, Freising

Die von Flugzeugen millionenfach ausgestoßenen Ultrafeinstaubpartikel sieht man nicht und riecht man nicht. Ihre Messung und noch viel mehr ihre Auswertung auch unter meteorologischen Gesichtspunkten ist eine höchst komplizierte Angelegenheit. Das ist vermutlich der Grund dafür, warum es bisher noch nicht zu größeren Protesten in der Bevölkerung gekommen ist. Bei der Jahreshauptversammlung des Bürgervereins zur Vermeidung von Lärm- und Schadstoffbelastungen forderte deshalb eine Reihe von Mitgliedern ihre Vorstandschaft dazu auf, die Problematik zu vereinfachen, besser zu transportieren, sie zu verschlagworten, die Belastungen zu visualisieren.

Vorsitzender Reinhard Kendlbacher zeigte sich trotzdem damit zufrieden, was der Bürgerverein in nur einem Jahr alles erreicht habe. Sechs gut besuchte Mitgliederversammlungen hätten stattgefunden, 21 Präsentationen zum Thema Ultrafeinstaubpartikel (UFP), über 100 Messfahrten seien durchgeführt, sieben Postkarten an die Landtagsabgeordneten verschickt, zwei Broschüren erstellt, viele Briefe an Politiker geschrieben und eine inhaltsreiche Webseite erstellt worden. Bei den lokalen Politikern stoße man auf große Akzeptanz, sagte Kendlbacher, in der Landes- und Bundespolitik werde man aber immer noch nicht wahrgenommen. Umso mehr freue er sich, so der Vorsitzende, "dass wir am 16. November zu einer Anhörung im Landtag eingeladen sind, als Experten wohlgemerkt".

Sein Stellvertreter Wolfgang Herrmann verwies darauf, dass, anders als bei Autos, Schadstoffe von Flugzeugen nicht herausgefiltert werden könnten, eine Nachbehandlung der Abgase nicht möglich sei. Zudem seien die Ultrafeinstaubpartikel für die Menschen umso gefährlicher, je kleiner sie seien. Die bestehenden Schadstoffgrenzwerte orientierten sich nur an der Masse des Staubs. Anders als die Flughafen GmbH glauben machen wolle, gebe es eine Vielzahl von Untersuchungen, europaweit und in den USA, wonach die UFP-Belastung zu schweren Atemwegserkrankungen führe.

Um künftig effektiver messen zu können, will der Bürgerverein ein zweites Gerät anschaffen. Notwendig sei das, "damit wir die Luv- und Leeseite gleichzeitig messen können", so Herrmann. Zur Finanzierung habe die Sparkasse auf Vermittlung der Stadt einen Zuschuss in Höhe von 10 000 Euro in Aussicht gestellt. Gefreut habe er sich darüber, dass die Gemeinde Hallbergmoos und womöglich auch die Gemeinde Neufahrn eigene Messgeräte kaufen wollten, sagte Kendlbacher.

Diesem Beispiel sollten viel mehr Gemeinden folgen, wurde aus der Runde gefordert, "der Widerstand muss auf breitere Füße gestellt werden, dann können uns die Politiker nicht mehr ignorieren". Auch Kendlbacher war der Ansicht, dass der Druck aus der Bevölkerung größer werden müsse. Mit dem Kauf von Messgeräten sei es nicht getan, es müssten entsprechend viele Messtrupps ausgebildet werden. Außerdem müssten die Ergebnisse ausgewertet werden, eine komplizierte und zeitraubende Angelegenheit.

Sie verstehe nicht, warum gegen den Schadstoffausstoß der Autos polemisiert und Fahrverbote diskutiert würden, aber gegen die Schadstoffe aus Flugzeugen nichts unternommen werde, sagte eine Diskussionsteilnehmerin. Kendlbacher gab ihr recht. Am Flughafen werde 80 Prozent der Menge an Stickstoffoxid erzeugt wie in der gesamten Stadt München. Herrmann berichtete, dass die Betroffenheit der Mandatsträger groß sei, wenn sie über die UFP-Belastung informiert würden. Aber weil es keine Lösungen gebe, wie dem Problem beizukommen sei, geschehe nichts. Das einzige, was helfe, sei den Flugverkehr zu reduzieren", ergänzte Kendlbacher. Zusammengefasst meinte der Vorsitzende, es gelte viele dicke Bretter zu bohren, um die Politiker aus ihrer "erschreckenden Lethargie" zu wecken. Gewisse Hoffnungen setzt er auf die Jamaika-Koalition und darauf, dass die Grünen gegensteuern könnten.

© SZ vom 08.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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