Kampf gegen hohe Mieten:FMG baut 600 Wohnungen

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Die Flughafengesellschaft will in den Gemeinden rund um den Airport Wohnraum für ihre Beschäftigten schaffen, sieht hier aber auch andere große Unternehmen aus der Region in der Pflicht

Von Peter Becker, Freising

Die Flughafen München Gesellschaft (FMG) will in den an den Flughafen angrenzenden Nachbargemeinden 600 Wohneinheiten bauen. Das war eine konkrete Botschaft, die FMG-Umlandbeauftragter Rudolf Strehle am Montagnachmittag bei einem Fachgespräch zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums im Landratsamt in die Runde schickte. Anlass war eine Nachfrage von Freisings Alt-Oberbürgermeister Dieter Thalhammer, ob der Landkreis beim sozialen Wohnungsbau nicht auch Firmen mit ins Boot holen könne. So jedenfalls sei es in der Vergangenheit üblich gewesen, erinnerte er. Als Beispiel nannte Thalhammer die Traktorenfabrik Schlüter, die ihren Mitarbeitern Betriebswohnungen zur Verfügung gestellt hatte.

Strehle sagte, die FMG engagiere sich auf Grundstücken, die bereits in ihrer Hand seien. Gleichzeitig rechnete der Umweltbeauftragte vor, dass der Anteil der Flughafenbeschäftigten im Landkreis gerade einmal vier, in der Stadt Freising selbst sieben Prozent betrage. Will heißen, nicht nur die FMG, sondern auch andere große Betriebe sind seiner Meinung nach aufgefordert, Wohnraum für ihre Beschäftigten zu schaffen.

Ansonsten lautete der Tenor des Fachgesprächs, an dem Bürgermeister, Vertreter öffentlicher Einrichtungen sowie Martin Kornacher (Stadtbaumeister und Bauamtsleiter Fürstenfeldbruck), Ulrich Bittner (Geschäftsführer der Baugesellschaft München-Land GmbH) und Roman Dienersberger (Leitender Baudirektor bei der Regierung von Oberbayern) als Referenten teilnahmen: Ohne Moos nichts los und ohne Grundstücke kein sozialer Wohnungsbau im Landkreis Freising.

Der Hallbergmooser Bürgermeister Harald Reents blickte ein wenig neidisch auf die Wohnungsbaugesellschaft im Münchner Land. Die ist finanziell gut ausgestattet, hat 29 Gesellschafter und in der Vergangenheit immer wieder günstige Wohnungen geschaffen. Ob die vielleicht in den Landkreis Freising expandieren könnte, wollte Reents wissen. Bittner wehrte ab. Er glaube kaum, dass dies der Aufsichtsrat genehmigen werde, mutmaßte er. Zumal die Baugesellschaft Münchner Land gerade dabei sei, sich neu aufzustellen.

Um Missverständnissen vorzubeugen: "Wir sind kein Wohlfahrtsinstitut", stellte Bittner klar. Die Baugesellschaft baut selbst keine Wohnungen, sie verwaltet ihre Liegenschaften und tritt für die Kommunen nach dem sogenannten In-House-Verfahren als Generalunternehmer auf. Dies bedeutet laut Bittner, dass eine Gemeinde, die sich im sozialen Wohnungsbau engagieren will, die Baugesellschaft München beauftragt. Diese wiederum wähle Subunternehmen aus, welche die Bauarbeiten erledigen. Weil hinter all diesen Unternehmungen "zu 100 Prozent die öffentliche Hand steht, ist keine öffentliche Ausschreibung notwendig", erläuterte Bittner. Was den Gemeinden wichtig ist: Sie haben das Belegschaftsrecht für die Wohnungen.

Kornacher, früher Stadtbaumeister in Freising, erläuterte, wie Kommunen selbst billigen Wohnraum fördern können. Da gebe es zum Beispiel die Möglichkeit, bei der Bebauung gemeindlicher Grundstücke vertraglich eine Quote von 30 Prozent für den sozialen Wohnungsbau festzuschreiben. Manches offenbart sich erst auf den zweiten Blick als bezahlbares Wohnen. So baue die Stadt Fürstenfeldbruck Passivhäuser für Beschäftigte, die allerdings die ortsüblichen Mietpreise bezahlen müssen. Das sozial verträgliche Wohnen bedingen hier die günstigeren Heizkosten. Es müsse aber alles genau festgelegt und begründet sein, sagte Kornbacher.

Die Moosburger Bürgermeisterin Anita Meinelt wollte wissen, ob es besser sei, sozialen Wohnungsbau über den kommunalen Haushalt oder ein Kommunalunternehmen abzuwickeln. Dienersberger riet zu Letzterem. Er prognostizierte dem Landkreis bis zum Jahr 2032 einen Zuzug von etwa 20 000 Personen. Auch für den Bau der dann zusätzlichen Infrastruktur gebe es finanzielle Unterstützung vom Staat, beantwortete er eine Frage von Thalhammer.

© SZ vom 08.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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