Kämpferisch und guten Mutes:Die Zuversicht bleibt

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Die Gegner des Projekts gehen nach wie vor davon aus, eine dritte Startbahn verhindern zu können, das hat Grünen-Landtagsabgeordneter Christian Magerl betont. Die Attachinger wollen Seehofer noch einmal einladen

Von Johann Kirchberger, Freising

Selbstbewusst, kämpferisch und zuversichtlich, den Bau einer dritten Startbahn verhindern zu können, gab sich der Landtagsabgeordnete Christian Magerl am Dienstag bei einer Veranstaltung der Grünen im vollbesetzten Saal des Grünen Hofs. Den Anlass, die Aufforderung von Ministerpräsident Horst Seehofer an die Stadt München, ein Ratsbegehren für den Bau einzuleiten, hätte er sich zwar gerne erspart, sagte Magerl, aber er habe keine Angst vor einer neuerlichen Befragung der Münchner: "Wir werden kämpfen und gewinnen, lasst uns guten Mutes sein".

Auch Waltraud Heinlein-Zischgl, Kreisvorsitzende der Grünen, zeigte sich nicht darüber erfreut, dass Seehofer beschlossen habe, die Flugbewegungen seien derart massiv gestiegen seien, dass nun eine Startbahn gebaut werden müsse. Magerl räumte ein "ganz leichtes Wachstum" im Jahr 2015 um 0,9 Prozent ein, das heuer - den Schalttag herausgerechnet - auf etwa drei Prozent gestiegen sei. Vom tatsächlichen Maximum, das auf zwei Bahnen abgewickelt werden könne, sei man aber "meilenweit" entfernt. Sogar im Planfeststellungsbeschluss sei festgehalten, dass die Kapazität des Flughafens bei 480 000 Flugbewegungen liege, im Vorjahr seien aber nur 379 911 Flugzeuge über die Pisten im Erdinger Moos gerollt. 2008 seien es noch 432 286 gewesen. Nach der ersten Prognose von Intraplan hätten es 2015 aber 549 000 sein müssen, nach einer Nachbesserung des Gutachtens immerhin noch 471 000. Intraplan habe sich geirrt, sagte Magerl, habe nicht berücksichtigt, dass die Flugzeuge immer größer würden. Geirrt habe sich Intraplan auch hinsichtlich der Umsteiger, denn deren Anteil sei von 40 Prozent (2011) auf 36 Prozent (2015) zurückgegangen.

Das Zwei-Bahnen-System könne bis zum Jahr 2030 das Flugaufkommen locker bewältigen, prophezeite der Abgeordnete, alle Bedürfnisse in Südbayern könnten befriedigt werden. Das Argument, der Münchner Flughafen sei wichtig für ganz Bayern, wies Magerl zurück. Das Originäraufkommen stamme zu 68 Prozent aus Oberbayern, die Franken flögen über Nürnberg oder Frankfurt. Im Übrigen wundere er sich, so Magerl, dass der Nürnberger Markus Söder so für eine dritte Startbahn in München eintrete. Von Ingolstadt etwa sei man mit dem Auto in 48 Minuten am Nürnberger Flughafen, nach München aber brauche man eine Stunde und 43 Minuten.

Magerl erläuterte auch, warum die Flughafen GmbH auf einen so raschen Bau der Startbahn dränge. 2017 laufe die Wachstumsverpflichtung der Lufthansa gegenüber der FMG aus, dann werde wieder mehr von Frankfurt aus geflogen. 2017 werde zudem die neue ICE-Strecke von München nach Berlin eröffnet und 2017 werde wohl auch der neue Berliner Flughafen fertig. Außerdem gehe 2018 der neue Flughafen in Istanbul mit einer Kapazität von 90 bis 150 Millionen Fluggästen in Betrieb. Alles zusammen werde erhebliche Auswirkungen auf den Flugbetrieb in München haben. Auch deshalb habe Flughafenchef Michael Kerkloh vor einem guten Jahr gesagt, der Bau der Startbahn müsse "jetzt oder nie" erfolgen. "Jetzt ist schon vorbei", sagte Magerl.

Dass Seehofer die Stadt München aufgefordert habe, ein Ratsbegehren einzuleiten, hat nach Ansicht des Abgeordneten ohnehin nur den Sinn, die eigene Fraktion zu beruhigen, die mehrheitlich für den Flughafen-Ausbau sei. Er sei aber guten Mutes, sagte Magerl, dass die Stadt München Seehofers Wunsch nicht nachkomme, schon weil sie keine "Klatsche" riskieren wolle. Theoretisch sei natürlich möglich, dass die Landeshauptstadt auch ohne Befragung der Bürger den Bau der Startbahn beschließe. Das wäre aber zum einen ein ungeheurer Wortbruch, "zum anderen stünden wir am nächsten Tag auf der Straße, um Unterschriften für ein Bürgerbegehren zu sammeln."

Wahnsinn nannte es Franz Spitzenberger von der BI Attaching, dass Seehofer die aktuelle Zunahme der Flugbewegungen als ausreichend ansehe, die dritte Startbahn zu bauen. Deshalb werde die BI Seehofer auf alle Fälle einladen, demnächst noch einmal nach Attaching zu kommen, um seine Entscheidung zu erklären - "das hat er uns schließlich versprochen".

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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