Kälteeinbruch:Sorgen um die Obsternte

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Die Rückkehr des Winters mit Schnee und Frost könnte Apfel-, Kirsch- und Zwetschgenbäume schädigen. Auch der Hopfen ist in Gefahr, beim Bauernverband hofft man jedoch, dass "die Pflanzerl schon einiges aushalten"

Von Alina Sabransky, Freising/Hallbergmoos

Seit zwei Tagen ist der Schnee zurück in Freising. Binnen Stunden wechseln sich Sonne, Wolken, Schnee und Regen ab und erfüllen damit alle Charakteristika des Monats April. Für so manchen mag das ein ganz interessantes Wetterschauspiel sein, für die Ernte in der Region kann der akute Winter- und Kälteeinbruch allerdings kritisch werden.

Bislang seien zwar noch keine Frostschäden an den Obstbäumen auszumachen, sollten die Temperaturen in den kommenden Nächten aber auf unter minus drei Grad fallen, könne sich das schon erheblich auf die diesjährige Ernte auswirken, fürchtet Michael Neumüller, Leiter des Bayerischen Obstzentrums in Hallbergmoos. "So, wie es momentan aussieht, ist alles möglich, von marginalen Schäden bis zum Totalausfall der Ernte", so Neumüller. Mit hundertprozentiger Sicherheit könne man das aber nicht vorhersagen. Letztlich seien die nächsten ein, zwei Nächte entscheidend. Er habe aber alle vorbeugenden Maßnahmen zum Schutz der Erträge getroffen, versichert er.

Auch Sebastian Hausler vom Hausler-Hof in Hallbergmoos sieht die aktuelle Wetterlage sehr kritisch. Zwar seien Getreide und Kartoffeln gegen die Kälte gefeit, doch wie Neumüller fürchtet er um die Obsternte. "Vor allem Bodenfrost kann starke Schäden verursachen", erklärt Hausler. Sollte es nachts weiter frieren, wäre das besonders für seine Äpfel-, Kirschen- und Zwetschgenbäume problematisch. Auch er will aber keine Prognose wagen.

Nicht ganz so schwarz sieht Gerhard Stock, Geschäftsführer beim Bayerischen Bauernverband Freising/Erding, die Situation. Solche starken Temperatureinbrüche seien durchaus nichts Ungewöhnliches im April, sagt er. Außerdem sei die Kälte für Getreide, Weizen, Gerste und Grünland nicht schädlich. Das werde hierzulande viel eher angebaut als Obst, so Stock. Höchstens beim Hopfen könne die Lage kritisch werden, allerdings auch da erst bei Temperaturen ab minus zehn Grad. "Natürlich ist das Wetter nicht optimal, aber es ist bei weitem noch nicht dramatisch", ist sich Stock sicher. Die diesjährige Ernte sieht er in jedem Fall nicht in Gefahr.

Die Wettervorhersage für die kommenden Tage spricht allerdings eine andere Sprache. Meteorologe Paul Brüser vom Deutschen Wetterdienst in München prognostiziert weiterhin winterliche Umstände für den Freisinger Landkreis. "Es bleibt kalt", konstatiert er. Zwar würden die Temperaturen tagsüber bis Freitag leicht ansteigen, nachts werde es jedoch weiter frieren. "Die Nacht zum Freitag wird die kälteste, mit bis zu minus sieben Grad." Und auch am Wochenende gehe es genauso kühl weiter.

Gerhard Stock bleibt dennoch optimistisch und rät, darauf zu vertrauen, dass "die Pflanzerl schon einiges aushalten". Ein weiteres gutes Vorzeichen sind außerdem die Frühlingsboten, die trotz des überraschenden Wintereinbruchs schon über dem bayerischen Himmel gesichtet wurden. Wie der Landesbund für Vogelschutz mitteilte, kehren sowohl Rauch- als auch Mehlschwalben aus ihren Winterquartieren zurück. Es besteht also durchaus noch Hoffnung auf einen richtigen Frühling.

© SZ vom 20.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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