Kabarett  im Lindenkeller:Abseits der Schenkelklopf-Chaussee

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Das Ensemble der Münchner Lach- & Schießgesellschaft mit dem Freisinger Musiker und Erzkomödianten Norbert Bürger präsentiert im Lindenkeller sein aktuelles Programm "Wer sind wieder wir"

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Das Ensemble der Münchner Lach- & Schießgesellschaft mit dem Freisinger Norbert Bürger gastiert am Sonntag, 17. April, um 20 Uhr im Lindenkeller mit dem aktuellen Programm "Wer sind wieder wir". Wer die einen 50 Prozent des neuen Haus-Ensembles der Lach- & Schießgesellschaft schon kennt, nämlich Sebastian Rüger und Frank Smilgies, bekannt als Kabarett-Duo Ulan & Bator, der wird erahnen können, wie sich deren hochkomische Fantastereien und verquere Weltsicht mit dem politischen Schwung der Lach & Schieß verbinden.

Caroline Ebner lässt dazu nicht minder klug verschwurbelte Assoziationen einfließen und ergänzt die kabarettistisch-absurde Weltschau perfekt. Schon andere hochkarätige Ensembles wie das der Münchner Kammerspiele durften sich mit ihr schmücken. Und Norbert Bürger, studierter Gitarrist, Komponist, Erzkomödiant und kämpferischer Vorsitzender des Freisinger "Abseits"-Rettungsvereins, gibt den Takt dazu und hat als gelernter Chorleiter dem Ensemble die satirischen Flötentöne beigebracht. Seine musikalischen Miniaturen halten "die Themen aus dem vielfältigen Krisen-Kanon der Gegenwart sehr musikalisch und verspielt zusammen", wie die AZ nach der Premiere befand.

Die Vier nagen sich durch jeden gereckten Zeigefinger, verpassen jedem weltverbesserlichen Bauchgrimmen einen komödiantischen Einlauf und hinterlassen skurrile Fußspuren im spätkapitalistischen Common Sense.

Die Pfadfinder der neu erstandenen Lach- & Schießgesellschaft schlagen abseits der breiten Schenkelklopf-Chaussee eine frische Schneise durch das Info-Dickicht, die in einen mäandernden Wegesystem aus Assoziationen mündet. Fern vom Zustimmungsgebuhle und Politikerparodien mit Raute beleuchten sie den politischen Mikrokosmos der Gegenwart und zeigen erhellende Zusammenhänge auf. In lose verknüpften Spielszenen spüren sie der Frage nach der Identität nach, sei es der deutschen Identität in Europa oder der persönlichen in Internet und Gesellschaft. Ob Kleidungskauf oder Wohnungssuche, Gentrifizierung, Strandurlaub oder Pflegenotstand, in allem zeigt sich das Politische im Privaten, und wo es privat wird, da wird es mit Sicherheit auch vergnüglich. "Alles ist so meilenweit von Fastfood-Kabarett und Comedy-Bespaßung entfernt, (. . .) für Neugierige ist er Pflicht, dieser fulminante Wirbelsturm aus Sprachspiel, grandioser Musikalität, darstellerischer Brillanz und dramaturgischer Wucht", kommentierte die SZ nach der Premiere.

Karten für den Abend gibt es bei der Touristinfo am Marienplatz und an der Abendkasse.

© SZ vom 02.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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