Jugendreporterin fragt:"Debattiert und schimpft!"

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Carina Sacher, 17, hat ihr Abitur am Dom-Gymnasium in Freising gemacht. Im Winter will sie einige Monate in Chile verbringen und dann studieren. In ihrer Freizeit engagiert sie sich in der Freiwilligen Feuerwehr und schießt Bogen. (Foto: Privat)

Benno Zierer steht Carina Sacher Rede und Antwort.

Interview Von Carina Sacher

Für die Freisinger SZ hat Carina Sacher als KJR-Jugendreporterin vier Fragen an Benno Zierer,FW, gerichtet.

Für Sie spielen Landwirte eine tragende Rolle im Umweltschutz. Dabei geraten Bauern immer mehr in die Kritik von Umweltschützern. Läuft da nicht irgendetwas falsch?

Ich bin überzeugt, dass da was passieren wird. Wir müssen vor allem die Umweltleistungen des Landwirts anders honorieren, denn er erbringt damit ja eigentlich eine gesamtgesellschaftliche Leistung. Dann wird der Landwirt auch zum Umweltpfleger und geht davon weg, wirklich jede Ecke für seine Produktion auszunutzen. Dabei ist aber wichtig, dass nicht noch mehr bürokratische Schwierigkeiten für die Bauern entstehen. Wenn man den Rahmen zu eng macht, schreckt das den Landwirt ab.

Allgemein sollte der Weg wieder zu kleineren Einheiten gehen: Modern, mittelgroß, tierwohlorientiert - dann hat der Verbraucher wieder das Gefühl, dass der Landwirt für ihn gute Lebensmittel produziert und trägt die staatlichen Förderungen mit. Die nächsten Jahre werden eine interessante Zeit, denn man muss versuchen, die Landwirtschaft so zu begleiten, dass Verbraucher und Steuerzahler sie akzeptieren können und auch der Bauer wieder das Gefühl hat, ein wichtiger Teil der Gesellschaft zu sein. Das muss die Politik durch Förderungen und ein stärkeres Miteinander mit den Verbänden erreichen.

Zum Thema Bildungspolitik: Wie lassen sich die zunehmende Akademisierung und Lösungen für den Fachkräftemangel im Handwerk vereinen?

Die Politik hat in den letzten Jahren möglicherweise das Augenmerk zu sehr auf die akademische Bildung gelegt und die berufliche Ausbildung etwas vernachlässigt - zum Beispiel auch bei der Ausstattung der Berufsschulen. Wir sollten stärker darauf achten, dass mehr Abiturienten ihre berufliche Zukunft im Handwerk suchen. Gerade durch die Digitalisierung wird hier zunehmend ein Wissen gefordert, das die Mittelschulen leider kaum mehr vermitteln. Eine Aufwertung der Mittelschule muss zeitgleich mit einem Umbau der Gymnasiallehrpläne passieren. Diese müssen wieder mehr in eine praktische Richtung gehen und das nicht nur im technischen Bereich. Zusätzliche verpflichtende Praktika könnten den Gymnasiasten zeigen, dass die Zukunft auch im Handwerk liegen kann.

Die Freien Wähler fordern, bei Kommunalwahlen das Wahlalter auf 16 Jahre zu senken. Dafür bräuchte es Konzepte, um das politische Interesse bei Jugendlichen zu stärken. Was sind Ihre Ideen?

Ich bin überzeugt, dass automatisch mehr Interesse vorhanden wäre, wenn wir das Wahlalter auf 16 senken würden. Viele junge Leute haben das Gefühl, sie können ihre Ideen zwar äußern, aber umgesetzt werden sie nicht. Sobald sie ernstgenommen werden und etwas bewirken können, käme auch die politische Arbeit in Schwung. Dann muss irgendwann noch der Weg vom Wählen zum Gewählt-werden führen, sodass Jugendliche in kommunalen Gremien ihre Interessen vertreten können.

Aber haben politisch weniger engagierte Jugendliche überhaupt genügend Hintergrundwissen dafür?

Es gibt ja auch heute noch Sachen, wie das Beispiel der Kneipe "Abseits" zeigt, mit denen man Jugendliche motivieren kann, sich für Politik zu interessieren. Als jemand, der ohne Abitur oder Studium in den Stadtrat gekommen ist, empfehle ich immer, sich politisch einzubringen. Lest Zeitung! Kümmert euch um das, was rundherum passiert! Debattiert mit euren Eltern! Wenn euch etwas nicht passt, dann geht auf die Bürgerversammlungen und schimpft! Das wird gehört!

© SZ vom 19.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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