Jubiläumsfeier im Schafhof:Kulturelle Schätze bewahren

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Bernhard Reiml, Vorsitzender des Stadtheimatpflegevereins, freut sich über 131 Mitglieder. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Stadtheimatpflegeverein hat in den vergangenen zehn Jahren viele Diskussionen in Freising angestoßen

Von Peter Becker, Freising

Die Überraschung zur Jubiläumsfeier des Stadtheimatpflegevereins im Schafhof hatte Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher in einer roten Mappe versteckt. Diese hielt er zu Beginn seiner Laudatio zum zehnjährigen Bestehen des Vereins verheißungsvoll in die Höhe. Am Ende seiner Rede lüftete Eschenbacher das Geheimnis. Darin verbarg sich ein Vertrag, auf dessen Basis die Stadt Freising künftig mit dem Stadtheimatpflegeverein bei Veranstaltungen im Sporrerkeller zusammenarbeiten will. Dabei handelt es sich um Gewölbe unterhalb des Lindenkellers, in denen Brauereien früher ihr Bier lagerten. Sie sollen wieder verstärkt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Dass der Stadtheimatpflegeverein in den zehn Jahren seines Bestehens eine "erfreuliche Entwicklung" genommen hat, steht sowohl für Eschenbacher als auch für Vorsitzenden Bernhard Reiml außer Frage. Dafür spricht allein schon die Tatsache, dass er mittlerweile 131 Mitglieder zählt. Gegründet wurde der Verein seinerzeit unter dem Namen "Stadtbildpflege und Baukultur Freising e. V.". Seine Umbenennung im Jahr 2013, auch daran erinnerte Reiml, habe für viele "kontroverse, aber wichtige Diskussionen gesorgt". Der Begriff "Heimatpflege" sei aber umfassender, erläuterte Eschenbacher in seiner Rede. Zu den Verdiensten des Vereins gehören Führungen zu Orten und Räumen, die den Bürgern normalerweise nicht zugänglich sind, etwa in die Bierkeller oder gewisse Zimmer des Gebäudekomplexes auf dem Domberg. "Es ist ihm gelungen, kulturelle Schätze der Stadt den Bürgern zugänglich zu machen", lobte Eschenbacher. Eine gewichtige Stimme hat der Verein mittlerweile in stadtpolitischer Hinsicht. Er bezieht kritisch Stellung zu Bauvorhaben in der Stadt im Hinblick darauf, wie sie sich auf das Erscheinungsbild auswirken könnten. Eschenbacher erinnerte daran, dass er bereits 2013 eine Öffnung der Stadtmoosach in Erwägung gezogen hatte.

In einer Serie von Vorträgen hat die Stadtheimatpflege den Freisingern den "Steinernen Saal", einen Raum im Residenzgebäude auf dem Domberg, wieder ins Bewusstsein gerufen. Seit dem Jahr 2011 findet auf dem Südhang des Dombergs wieder eine Weinlese statt. Zuletzt war das im Mittelalter der Fall. Mit dem Weinanbau rückte die Stadtheimatpflege den Südhang des Dombergs wieder in den Blickpunkt der Freisinger, die bei Führungen auf verschlungenen Pfaden den Weinberg erkunden konnten. Eschenbacher ist sich sicher, dass die Rebstöcke in Zeiten des Klimawandels dort gut gedeihen werden.

Johannes Haslauer, Vorsitzender des Vereins Kulturerbe Bayern, zeichnete in seiner Festrede ein düsteres Bild von der Zerstörung vieler Baudenkmale in Städten und Gemeinden in Vergangenheit und Gegenwart. "Wohnungen, Wohnungen, Wohnungen!", lautet seinen Worten nach das aktuelle Credo der Stadtplaner. Gleichzeitig entstünden auf dem Land Gebäude nach der Art von "Toskanahäusern und Texasranches". Im 21. Jahrhundert vollziehe sich ein rasanter Wandel im Aussehen der Städte und Orte.

Gleichzeitig erkennt Haslauer eine Gegenbewegung, "eine Rückbesinnung auf Überlieferung". Die kommt seiner Ansicht nach darin zum Ausdruck, dass sich viele Bürger für den Erhalt alter Gebäude in ihren Orten einsetzen. So wie es zum Beispiel in Freising bei den Bemühungen um das Alte Gefängnis am Fuße des Dombergs der Fall war.

© SZ vom 05.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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