Jubiläum:Fair und Mafia-frei

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Mit einem Gläschen Sekt stößt das Eine-Welt-Team auf das Jubiläum an, und das mit garantiert Mafia-freiem Prosecco aus Italien. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Eine-Welt-Verein, einst eine Studentenbewegung, kann auf eine 35-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken

Damals, vor 35 Jahren, lag Freisings Finger am Puls der Zeit. In den Achtzigerjahren gründeten die großen Kirchen und diverse Jugendverbände als Antwort auf die politischen Unruhen in Nicaragua das ökumenische Unternehmen Gepa. Das Ziel: Kleinbauern in armen Ländern durch Handel zu unterstützen, mit Preisen, die über denen des Weltmarktes lagen. Anfang der Achtzigerjahre gab es die ersten Päckchen fair gehandelten Nicaragua-Kaffees. Auch in Freising, wie die aktuelle Vorsitzende des Vereins "Partnerschaft eine Welt Freising", Monika Vogel ,60, weiß: "Alles hat mit ein paar greislichen Päckchen Nicaragua-Kaffee begonnen." Es sei eine studentische Bewegung gewesen, erzählt sie, deshalb gebe es aus der Gründungszeit keine konkreten Daten und keine Mitglieder mehr: "Die Studenten von damals sind alle längst nicht mehr in Freising."

Die Nachkommen der engagierten Studenten haben nun kürzlich Jubiläum gefeiert, 35 Jahre Dritte-Welt-Laden Freising, der längst nicht mehr so heißt, weil der Ausdruck "Dritte Welt" nicht mehr politisch korrekt ist. Inzwischen tragen Verein und Laden stattdessen "Eine Welt" im Namen. Zum Jubiläums-Sektempfang gab es natürlich fair gehandelten Sekt. Weil der aus Italien stammt und damit aus einem durchaus entwickelten Land, ist es immerhin "Mafia-freier" Prosecco. Die Produktvielfalt des Eine-Welt-Ladens zeigt die Erfolgsgeschichte der Idee des Fairen Handels. Rund 1000 Produkte vertreibe man, schätzt Monika Vogel. Im Raum für Lebensmittel finden sich Kaffee, Schokolade, Kakao, die Renner aus der Anfangszeit, inzwischen natürlich in allen Geschmacksrichtungen. Dazu Brotaufstriche aus dem arabischen und afrikanischen Raum, vieles mit Kichererbsen, Tee, Reis, getrocknete Mangos, ein ganzes Regal Gewürze. Dazu Weine, neben dem Mafia-freien aus Italien sind hier vor allem Chile und Südafrika vertreten. Auch Räucherstäbchen, Papierwaren oder Tücher sind im Angebot. Ganz neu und sehr beliebt sind Bambus-Produkte aus China. Das Fair-Trade-Siegel gibt es auch hierfür nicht, weil China längst selbst Industrienation ist, dafür kommt die Öko-Schiene zum Tragen. Neben den sozialen Produktionsbedingungen hat der ökologische Gedanke schon früh eine wichtige Rolle gespielt.

Im Trägerverein arbeiten rund 20 ehrenamtliche Leute mit, zwei sind auf 30-Stunden-Basis angestellt. "Wenn es mal Überschüsse gibt, dann bezahlen wir Arbeit, aber im Prinzip soll das Geld ja in den armen Ländern ankommen", so Monika Vogel. Vor eineinhalb Jahren ist der Eine-Welt-Laden umgezogen, von kirchlichen Räumen in richtige Geschäftsräume in der Ziegelgasse. Jetzt zahlt man die ortsübliche Miete, auch die muss erst einmal erwirtschaftet werden.

Rund 80 Prozent der Kunden kommen regelmäßig, 20 Prozent sind Neugierige oder Menschen, die ein besonderes Geschenk suchen. Ganz zufrieden ist Monika Vogel nicht, sie wünscht sich ein paar mehr jüngere Ehrenamtliche im Laden. Und mit der offiziellen Linie im Freisinger Rathaus ist sie auch nicht ganz glücklich, dort hat man sich gegen einen Fair-Trade-Mitarbeiter entschieden. Dabei, ist sie überzeugt, "würde das den Fairen Handel auf eine ganz andere Schiene bringen."

© SZ vom 06.10.2017 / av - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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