Jedes Stück ist ein Unikat:Einfach schnittig

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Individualität ist Susanne Wölfel beim Nähen wichtig. Eine wichtige Inspiration dabei liefert die japanische Mode. Nähen ist für sie wie Malen mit Faden. (Foto: Marco Einfeldt)

Früher hat Susanne Wölfel nur zum Zeitvertreib genäht. Dann hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht und in Nandlstadt einen Laden eröffnet. Jetzt fertigt sie individuelle Textilien, so wie ihre Kunden sie sich wünschen

Von Verena Bracher, Nandlstadt

Grün gepunktet, blau kariert, rosa Blüten auf hellblauem Grund: Bunt leuchten die Stoffe in den Regalen des Ladens "Apronella" in Nandlstadt. Jedes Kleidungsstück ist ein Unikat und von der Inhaberin Susanne Wölfel selbst genäht. Seit 2008 fertigt sie Röcke, Schürzen, Taschen und andere Accessoires für ihre Kunden, und zwar genau nach Maß und individuellen Wünschen. Wenn sie durch Nandlstadt läuft, begegnet sie immer öfter einer Tasche oder einem Kleid aus ihrer Hand, und sogar im Skiurlaub in Österreich traf sie schon zufällig die Trägerin einer ihrer Filzröcke.

Das Nähen, Stricken und Häkeln hatte ihr die Mutter beigebracht, aber Susanne Wölfel hätte niemals gedacht, dass es einmal zu ihrem Beruf werden würde. Seit 1994 lebt sie mit ihrem Mann Dirk im Landkreis und arbeitete als Werbekauffrau. Als das erste Kind, kam zogen sie nach Nandlstadt. "Angefangen hat es mit Kinderbekleidung und Schürzen", erzählt Susanne Wölfel. Zuerst nähte sie nur für sich und ihre beiden Töchter, doch die bunte Kleidung stieß auf Interesse. Anstatt in ihren Beruf zurückzukehren, wagte sie 2008 den Sprung in die Selbstständigkeit. Ein Zimmer in ihrem Haus wurde zu ihrer Nähstube und dort verwandelte sie Stoffbahnen in wärmende Jacken und praktische Schürzen.

Ende 2014 mietete Susanne Wölfel Räume im Zentrum von Nandlstadt an und richtete ihren kleinen Laden "Apronella" ein. "Das war eigentlich nie der Plan", sagt sie, es habe sich einfach so entwickelt. Nicht zu viel zu planen, sondern das zu verwirklichen, worauf sie gerade Lust habe - das sei ihr Geschäftskonzept. Neben ihrem Bett liegt ein Skizzenblock, damit sie jederzeit Ideen darin festhalten kann. Manchmal inspiriert ein besonderer Stoff zu einem neuen Schnitt oder Kunden tragen eigene Wünsche an sie heran. Individualität sei ihr wichtig, im Internet würde zu viel abgekupfert werden. "Ich will mich nicht beeinflussen lassen, sondern meinen eigenen Stil bewahren." Eine Inspiration biete dabei die japanische Mode: Sogar einen echten Japaner begeisterte die 43-Jährige mit ihrer Kollektion, er ließ sich eine Patchworkhose nach japanischem Schnitt anfertigen. Der Großteil ihrer Kunden käme aber aus dem Landkreis, manchmal auch aus Landshut oder München.

Etwa 80 Prozent ihrer Produkte werden maßgefertigt und zusammen mit den Kunden gestaltet, meist aus reiner Baumwolle. Ein Onlineshop könne solche Unikate nicht bieten, erklärt Wölfel, die Haptik der Stoffe und die Individualität würden für den Kunden verloren gehen. Besonders wenn sie Fotos von den getragenen Kleidungstücken geschickt bekomme, freue sie sich. Viele Käufer seien "Wiederholungstäter", die immer wieder kämen.

Abendkleider oder Dirndl fertigt Susanne Wölfel nicht an: "Ich bleibe lieber bei dem, was ich gut kann." Dazu gehören Taschen für Yogamatten, Geldbeutel, Kissen oder alltagstaugliche Kleidungsstücke. Hauptsache bunt, denn "Nähen ist wie Malen mit einem Faden". Auch als Änderungsschneiderin wird sie aufgesucht. "Manchmal fällt es mir schwer Aufträge abzuarbeiten, wenn ich gerade eine neue Idee habe." Sie komme kaum noch dazu, für ihre eigenen Töchter etwas zu nähen, und auch Labradormischling Captain Hook hat noch keines der aus Mehlsäcken gefertigten Hundekissen bekommen, die Frauchen in ihrem Laden verkauft.

Der Zukunft von "Apronella" blickt Susanne Wölfel ganz entspannt entgegen. "Mal sehen, was sich ergibt. Vielleicht London, Tokyo, Paris?", scherzt sie. Bis dahin müssen sich die Nandlstädter aber keine Sorgen machen, solange weiter Kunden ins Geschäft kämen, werde sie hier nicht weggehen. Demnächst erweitert sie ihr Sortiment auch für Männer, dafür arbeitet sie bereits an selbst genähten Tabakbeuteln.

© SZ vom 05.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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