Infoveranstaltung:Diffuse Ängste

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Die Bewohner der Häuser in Freisings Wohnquartier Steinpark zeigten sich wenig angetan: Asylbewerber sollen in die ehemalige Stein-Kaserne einziehen. (Foto: Marco Einfeldt)

70 Asylbewerber beziehen in einer Woche das Stabsgebäude im Steinpark. Einige Anwohner des neuen Stadtteils fürchten um ihre teuer erkaufte Ruhe und dass ihre Kinder vom Spielplatz vertrieben werden könnten

Von Peter Becker, Freising

Einige Anwohner des Steinparks scheinen nicht gerade begeistert davon zu sein, wer da am kommenden Donnerstag in ihrer Nachbarschaft einzieht. Die ersten 70 Asylbewerber kommen an diesem Tag an, um ihre Quartiere im Stabsgebäude der ehemaligen Stein-Kaserne zu beziehen. Werner Wagensonner von der Sozialverwaltung des Landkreises unterrichtete die gut 120 Teilnehmer eines Informationsabends im Landratsamt darüber, dass es sich dabei um Personen handele, die derzeit in der Moosburger Realschulturnhalle untergebracht sind. Ob die Konsequenz daraus sei, dass diese dann wieder leer stünde, wusste Wagensonner nicht zu sagen. Angesichts der drastischen Lage bei der Unterbringung der Asylbewerber ist es wohl eher wahrscheinlich, dass das Notquartier bald wieder belegt ist. Und auch für die Turnhalle der Freisinger Wirtschaftsschule stellte Wagensonner in Aussicht, dass die dort untergebrachten Flüchtlinge diese erst Mitte Oktober verlassen könnten. Dann ist schräg gegenüber des Camerloher Gymnasium der erste Teil der dort entstehenden Behelfsunterkunft für weitere etwa 400 Flüchtlinge bezugsfertig.

Diffuse Ängste treiben derweil einige Menschen aus der Nachbarschaft des Stabsgebäudes um. Sie haben gerade die ersten Häuser in Freisings neuem Wohnquartier bezogen. Um dort ihre Ruhe zu finden, sagte eine Frau, die mit ihrer Familie eigens aus der Innenstadt in den Steinpark gezogen ist. Sie fürchtet, dass die Flüchtlinge ihren Kindern den Spielplatz streitig machen könnten. "Die Asylbewerber müssen lernen, dass der Spielplatz für die Kinder da ist", forderte sie. Das sei kein Versammlungsort für Flüchtlinge. Am Steinpark versammeln sich ohnehin schon genügend Menschen, die nicht nach ihrem Geschmack zu sein scheinen. Wagensonner versprach, dass die an der Asylbewerberunterkunft stationierte Security ein Auge auf die Situation haben werde. Der Sicherheitsdienst ist allerdings nach Meinung einer weiteren Anwohnerin mit drei Mann unterbesetzt. Wagensonner konterte dies mit dem Einwand, dass das Landratsamt das Stabsgebäude nicht zum Hochsicherheitstrakt ausbauen könne. Die Security werde auch dafür sorgen, dass Asylbewerber nicht zu laut und nur an ausgewiesenen Stellen telefonierten. Einen Nachbarn treibt die Sorge vor Ruhestörung um. Dort wo er wohne, gebe es viele Schichtarbeiter, die in ihrem Schlaf gestört werden könnten, monierte er.

Einige Nachbarn sorgen sich, dass das Stabsgebäude auf Dauer eine Unterkunft für Asylbewerber werden könnte. Dem trat Wagensonner entschieden entgegen. Er wisse zwar nicht, wie lange die Flüchtlinge dort verweilen sollen. Er geht aber von maximal einem Jahr aus. Denn schließlich wolle der Landkreis das Stabsgebäude von der Stadt Freising kaufen, um dort Büros für Verwaltungsangestellte zu etablieren.

Irmgard Eichelmann, Asylbeauftragte des Landkreises, musste einem Gerücht entgegentreten, das anscheinend derzeit im Freisinger Stadtteil Neustift die Runde macht. Angeblich habe das Landratsamt dazu aufgerufen, heißt es, Diebstähle durch Asylbewerber nicht der Polizei zu melden, sondern sich direkt an die Behörde zu wenden. Dieses werde den Schaden schon ersetzen. "Das Landratsamt schützt nicht vor Anzeigen, noch ersetzt es irgendwas", machte Irmgard Eichelmann unmissverständlich klar.

Für das dritte Quartal dieses Jahres beabsichtigt das Landratsamt, Unterkünfte für 778 Personen zur Verfügung stellen zu können. Diese befinden sich in Freising (396), Allershausen (55), Hohenkammer (48), Moosburg (150), Marzling (18) und Kranzberg (50). Bis zum Jahresende kommen weitere 78 in Langenbach dazu. In Planung sind in Freising Behelfsunterkünfte am Park-and-Ride-Platz (210), der Katharina-Mair-Straße (150) und der Gartenstraße (150). Alles in Allem stünden dann 1305 Plätze für Flüchtlinge zusätzlich zu den bestehenden zur Verfügung.

© SZ vom 07.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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