Informationsabend für die Bürger:Raus aus der Turnhalle

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Helferkreis bereitet sich auf 55 Asylbewerber vor, die von Eching nach Marzling ziehen

Von Rebecca Seeberg, Marzling

Heiß her gegangen ist es am Dienstagabend bei der Informationsveranstaltung zur geplanten Asylbewerberunterkunft in Marzling. Bürgermeister Dieter Werner hatte die Bürger eingeladen, um gemeinsam mit Irmgard Eichelmann, der Ehrenamtskoordinatorin im Landratsamt, und Beate Drobniak, bei der Diakonie in Freising für die Asylsozialberatung zuständig, zu informieren und Impulse zu geben.

Sobald das Gebäude der ehemaligen Schreinerei Stefan bezugsfertig ist, werden 55 Männer aus der Turnhalle in Eching nach Marzling ziehen. Bürgermeister Werner spricht von voraussichtlich Mitte April. Im Landkreis gibt es mittlerweile insgesamt 89 Häuser, in denen ungefähr 2200 Menschen wohnen, erklärte Irmgard Eichelmann. Das Haus in Marzling zähle zu einer der mittelgroßen Unterkünfte.

Da die Männer bereits einige Zeit in der Erstaufnahmeeinrichtung in Eching verbracht haben, wüssten sie das Nötigste über das Leben in Deutschland und verfügten auch über Grundkenntnisse in Deutsch, so die Ehrenamtskoordinatorin. Die Asylbewerber, die in die Unterkunft ziehen, würden nicht einfach zusammengewürfelt, sondern gezielt nach Nationalität und weiteren Kriterien ausgewählt, erklärte sie weiter.

Ein Helferkreis, bestehend aus einem harten Kern von sechs Ehrenamtlichen, steht bereit, um die Ankömmlinge in Marzling zu empfangen. Regina Höfl, eine der Initiatorinnen, ruft auch die Marzlinger Männerwelt auf, sich daran zu beteiligen. Als Ehrenamtlicher sei man übrigens über die bayerische Ehrenamtsversicherung, eine Haftpflicht- und Unfallversicherung, versichert, sagte die Ehrenamtskoordinatorin.

Viele der Menschen, die nach Marzling kommen, werden voraussichtlich einen sogenannten Büma-Schein haben, eine Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchender, was gleichzusetzen ist mit einer vorläufigen Aufenthaltsgenehmigung. Das bedeutet, dass die Schutz suchende Person noch keinen Asylantrag stellen konnte, was auf die Überbelastung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) zurückzuführen ist. Solange das Asyl- beziehungsweise Anerkennungsverfahren läuft, würden die Männer in Marzling bleiben, was aufgrund der Überlastung des Bamf derzeit zwischen zwei und drei Jahren dauern könne, sagte Eichelmann. Die Ehrenamtskoordinatorin versuchte, mit ihren Informationen gezielt Gerüchten entgegenzuwirken. So betonte sie, dass Flüchtlinge keinesfalls besser gestellt seien als Hartz-IV-Empfänger. 330 Euro bekommt ein Asylbewerber demnach im Landkreis pro Monat. Sobald er eine Arbeit hat, gilt sein Einkommen nicht als Zuverdienst, sondern wird auf die Leistungen, die er vom Staat bezieht, angerechnet. Bei Ein-Euro-Jobs darf der Verdienst behalten werden. Dabei handelt es sich um gemeinnützige Tätigkeiten, die eine prima Möglichkeit bieten, die jungen Männer mit dem deutschen Berufsalltag vertraut zu machen, wie der Bürgermeister sagte. Einige Marzlinger formulierten auch ihre Sorgen. Sie wollten wissen, ob junge Frauen jetzt Angst haben müssten und wie die Asylbewerber nach Freising kommen werden. Eichelmann, Drobniak und Werner beantworteten geduldig alle Fragen und beruhigten die Marzlinger.

Ganz wichtig sei die enge Zusammenarbeit zwischen Ehrenamtlichen und Asylsozialberatung, betonten sowohl Irmgard Eichelmann als auch Beate Drobniak. Diese ist zwischen Landratsamt, Caritas und Diakonie aufgeteilt und betreut die Asylbewerber in Fragen rund um den Alltag. Zwar sei die Versorgung der Neuankömmlinge ohne Ehrenamtliche nicht möglich, doch ein Helfen "mit Maß und Ziel" sei hier gefordert, so Drobniak. Der Marzlinger Helferkreis sei vor allem im Organisieren von Deutschkursen gefragt. Sprachkurse gibt es nur für Menschen mit Bleibeperspektive, verpflichtende Integrationskurse sogar erst für anerkannte Flüchtlinge. Der Rest könne maximal durch Ehrenamtliche betreut werden. Der Helferkreis in Marzling hat sich gut vorbereitet und Räume für die Sprachkurse gefunden. Auch der Sportverein sei eine gute Möglichkeit, um spielerisch Deutsch zu erlernen, so der Tipp eines Marzlingers. Sobald Probleme auftauchen sollten, bittet Drobniak die Ehrenamtlichen, sich an die Asylsozialberatung zu wenden. So könne man offen über alles reden und der Entstehung von Gerüchten entgegenwirken.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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