Immer populärer:Trendwende bei den E-Bikes

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Die durch kleine Motoren unterstützten Fahrräder finden zunehmend auch das Interesse einer jüngeren Kundschaft. Das allerdings ruft Diebe auf den Plan, die Pedelecs und Co stehlen und in Einzelteilen verkaufen

Von Laura Caspari, Freising

Neun E-Bikes und einige andere Fahrräder sind Ingo Ruhland bei einem Einbruch aus seinem Geschäft in Freising gestohlen worden. Die Diebe zerlegten die Räder, um die Einzelteile durch eine aufgebrochene Metallluke zu befördern. "Gestohlene E-Bikes werden sowieso in Einzelteilen verkauft", weiß der Fahrradhändler. Doch die Luke war so klein - er hätte schlicht nicht gedacht, dass es sich dabei um eine Schwachstelle handeln könnte.

"Die Räder sind für Einbrecher attraktiv, sie lassen sich gut weiterverkaufen", erklärt Ruhland. Kein Wunder, kosten die motorisierten Drahtesel bei ihm doch zwischen 2500 und 4000 Euro. Einen Diebstahlschutz hält er deswegen auch für seine Kunden für unabdingbar. "Wenn ich schon über 2000 Euro für ein Fahrrad ausgebe, sollte ich auch ein entsprechend teures Schloss kaufen", findet Ruhland. Rouven Eifert von der Bikestation Freising rät seinen Kunden darüber hinaus zu einer Versicherung für ihr E-Bike oder Pedelec, die bei einem Diebstahl zumindest einen Teil des Kaufpreises erstattet.

Im ersten Halbjahr 2016 zählte die Polizeiinspektion (PI) Freising 78 Fahrraddiebstähle in ihrem Zuständigkeitsbereich, im Vorjahr waren es im Vergleichszeitraum 85. Die Aufklärungsrate für dieses Jahr liegt allerdings nur bei 2,6 Prozent. "Die meisten Fahrraddiebstähle finden im öffentlichen Raum statt", erklärt Michael Ertl von der PI Freising. "Wenn es keine Zeugen gibt, ist die Aufklärung mühselig." Die Zahl an gestohlenen E-Bikes oder Pedelecs würde immer mehr zunehmen - ein weiteres Argument dafür, das Rad auch bei nur kurzer Abwesenheit am besten an einen festen Gegenstand anzuketten.

Seit 2011 verkaufen Ruhland und Eifert E-Bikes in ihren Geschäften vor allem an ältere Leute. Laut Ruhland hat sich die Altersstruktur der Käufer in den vergangenen Jahren aber deutlich geändert: "Bisher waren E-Bikes ganz klar Rentnerfahrzeuge, die Kunden werden aber immer jünger." Das Durchschnittsalter seiner E-Bike-Kunden setzt Ruhland bei 55 Jahren an. Diese Trendwende führt er vor allem darauf zurück, dass die Räder "optisch deutlich attraktiver" geworden sind. Pro Jahr verkauft Ruhland etwa 50 E-Bikes, was immerhin einem Anteil von circa 20 Prozent an der Gesamtverkaufszahl ausmacht.

Laut Eifert ist gerade bei älteren Menschen das Gewicht der Räder ein Thema beim Kauf. "Falls das Rad rumgetragen werden muss, spielt das Gewicht schon eine Rolle", erklärt er. "Da muss man ungefähr mit 15 Kilo rechnen." Ab einem bestimmten Alter sei es dann nun mal mit dem Rumtragen vorbei. Generell müsse sich aber keiner Sorgen über Senioren machen, die ihr E-Bike nicht im Griff haben.

"Erste Statistiken belegen, dass die Unfallzahlen nicht höher sind", sagt Eifert. "Aber das Verletzungsrisiko steigt." Denn manche E-Bikes erreichen eine Geschwindigkeit bis zu 45 Kilometern pro Stunde. Mit sogenannten "Race-Pedelecs", also Renn-Pedelecs, können in der Stunde sogar bis zu 75 Kilometer zurückgelegt werden. Sie sind für den Straßenverkehr allerdings nicht zugelassen.

Auch von "Speed-Pedelecs", mit denen Geschwindigkeiten bis zu 50 Kilometer pro Stunde erreicht werden können, hält Eifert nichts. Den Motor eines normalen Pedelecs zu tunen, ist relativ einfach. Im Internet kann sich jeder Tuning-Sets für sein Pedelec kaufen, Tipps und Leitfäden sind auf den entsprechenden Seiten ebenfalls zu finden - oder man schaut sich einfach ein Video dazu an. Das Problem: "Wenn man an seinem Pedelec rumspielt, erlischt der Versicherungsschutz", erklärt Eifert.

Auch Ruhland rät davon ab, Pedelecs schneller zu machen: "Das ist ein heißes Eisen, illegal am Motor rumzuspielen." Ein mit getuntem Motor verursachter Unfall könne den Betroffenen im Ernstfall sogar die Existenz kosten.

© SZ vom 01.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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