Im Kreuzgang des Landratsamts:Schockierende Statistiken

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Petra Lichtenfeld (links) und Landrat Josef Hauner haben die Ausstellung zum Weltfrauentag eröffnet. (Foto: Marco Einfeldt)

Eine Wanderausstellung zum Thema häusliche Gewalt zeigt, dass es auch heute noch eines der größten Gesundheitsrisiken der Welt ist, Frau zu sein

Von Alina Sabransky, Freising

"Jede vierte Frau erlebt mindestens einmal in ihrem Leben eine Form häuslicher Gewalt. 42 Prozent aller Frauen sind psychischer Gewalt ausgesetzt, und etwa zwei Drittel der sexuellen Gewalttaten finden im Bekannten- und Familienkreis statt." Und das seien nur einige der vielen Beispiele, die zeigten, dass Gewalt gegen Frauen immer noch eines der größten Gesundheitsrisiken der Welt darstelle: Mit diesen harten Fakten hat Landrat Josef Hauner die Wanderausstellung "Blick dahinter" eröffnet, die anlässlich des Internationalen Frauentages noch bis zum 17. März im Kreuzgang des Landratsamts zu sehen ist. Organisiert wurde sie von der Gleichstellungsstelle und der Gleichstellungsbeauftragten Petra Lichtenfeld in Kooperation mit dem Runden Tisch gegen Gewalt an Frauen und Kindern.

Auf Hauners Worte folgte bei der Eröffnung am Mittwoch ein Impulsvortrag von Silke Poller, Beauftragte der Polizei für Kriminalitätsopfer des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, der nicht weniger bewegende und schockierende Statistiken bezüglich häuslicher Gewalt an Frauen aufzeigte. Dabei legte sie vor allem Wert auf die Heterogenität der Opfergruppe. "Häusliche Gewalt kann jeden treffen, unabhängig vom sozialen Stand oder vom Alter", betonte sie. Viel zu oft geschehe sie außerdem im Verborgenen, weshalb man einen Blick hinter die Kulissen werfen müsse. Denn fast immer seien die Täter im unmittelbaren Umfeld, meist sogar im Familienkreis, zu suchen. "Nur jede zehnte Frau, die Opfer häuslicher Gewalt geworden ist, bringt die Tat auch zur Anzeige", so Poller.

Zwar steige die Zahl der angezeigten Fälle, was besonders durch die immer stärkere öffentliche Auseinandersetzung der Bevölkerung mit dem Thema gefördert werde. Viele Frauen litten jedoch weiter unbemerkt und müssten ohne Unterstützung durchs Leben. Zum Schluss betonte Poller, wie wichtig Hilfe von außen sei, um einen Gewaltkreislauf zu unterbrechen.

Das ist auch das erklärte Ziel der Ausstellung. Mit vielen Informationsständen von der Diakonie, dem Opferhilfeverein "Weißer Ring" bis hin zur Schwangerenberatung "Donum Vitae" und einem Stand des Freisinger Gesundheitsamtes, wird ein ausführliches Hilfsangebot zur Verfügung gestellt. Leinwände mit lebensgroßen Fotografien erzählen die Schicksale von vier Frauen, die alle auf unterschiedliche Weise Opfer häuslicher Gewalt sind und je nachdem, wie an die Bilder herangetreten wird, verändert sich die Szenerie. So erscheint eine der Frauen zufrieden lesend auf dem Sofa und erst durch genaueres Hinsehen zeigt sich, dass sie weint. Durch diese Darstellungsform werden Schein und Realität im Leben der Opfer hervorragend versinnbildlicht.

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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