Im Haus der Vereine:Bequem recherchieren

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Auch Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (links) lobt den neuen Lesesaal des Freisinger Stadtarchivs. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Stadtarchiv Freising bietet seinen Besuchern jetzt auch einen eigenen Lesesaal. Die Digitalisierung ist der nächste Schritt

Von Paulina Schmidt, Freising

Der neue Lesesaal des Freisinger Stadtarchivs wurde am Mittwoch der Öffentlichkeit vorgestellt. Familienforscher, Studenten, Schülergruppen und Heimatforscher haben damit nun die Möglichkeit, ganz bequem vor Ort zu recherchieren. Der neue Lesesaal sieht gemütlich aus, in der Mitte befinden sich mehrere zusammengeschobene Tische, die eine große Arbeitsfläche ergeben. Der Tisch ist zurzeit weihnachtlich dekoriert, drumherum sind Stühle und vor den orange-gelben Wänden stehen Bücherregale. In einer Ecke hängen Fotos der früheren Archivare und es gibt eine Empfangstheke, an der ein Mitarbeiter des Stadtarchivs den Besuchern helfen wird.

Durchschnittlich kommen 1,2 Nutzer pro Tag in das Archiv im "Haus der Vereine" im Major-Braun-Weg. Dies sei sehr gut für ein Kommunalarchiv, sagt Florian Notter, Leiter des Stadtarchivs. Unter den Besuchern seien auch immer mehr Schulgruppen, die nach Materialien für Geschichtsprojekte suchen.

"Früher wusste ich nicht, wo ich die Gruppen hinsetzen sollte", sagt Notter. Eine Gruppe habe ihn an einem heißen Sommertag besucht und im Nachhinein erzählt, dass das wegen des Platzmangels der schlimmste Archivbesuch überhaupt gewesen sei. "Da dachte ich mir: Das kann kein Dauerzustand sein", erinnert sich Notter. Auch sein Vorgänger, Wolfgang Grammel, habe bereits einen Lesesaal angedacht. "Jetzt haben wir endlich mehr Platz", sagte Notter sichtlich stolz.

Direkt im Lesesaal befinden sich hauptsächlich Bücher über die Stadtgeschichte, das Bistum und das Hochstift Freising, die bayerische Landesgeschichte und Lexika. Der wichtige Teil, also das eigentliche Archiv, liegt im Keller des Gebäudes. Besucher können sich die Bücher im Lesesaal selbst nehmen, sie jedoch nicht ausleihen. Wer Werke aus dem Archiv benötigt, kann einen Mitarbeiter bitten, sie aus dem Keller in den Lesesaal zu bringen.

In letzter Zeit seien vor allem digitale Lesesäle eröffnet worden, sagt Notter. Das sei dann natürlich kein richtiger Raum mehr, sondern ein Onlineportal. "Die Digitalisierung wird auch bei uns der nächste Schritt sein", versichert der Archivar. Er sehe es aber eher als "Zuckerl". Der reale Lesesaal diene weiterhin als Basis und er glaube nicht, dass er einmal überflüssig werde. Man brauche immer Beratung und zudem sei der intensive Austausch mit anderen Nutzern vor Ort interessant. Trotzdem wäre ein Onlineportal ein hilfreicher Zusatz.

Auch Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher erläuterte die Vorzüge des neuen Lesesaals. Man könne hier in Ruhe recherchieren und erhalte eine direkte Betreuung. Diesen "öffentlichen Nutzbereich" haben nur wenige Stadtarchive.

Notter betonte, dass ein Archiv in erster Linie andere Aufgaben habe, als eine Bibliothek. Im Gegensatz zu einer Bibliothek, die vorrangig eine öffentliche Einrichtung ist, sei ein Archiv für die Ordnung des städtischen Aktenwesens und für die Sicherung von Kulturgut zuständig. Außerdem müssen diese Dinge der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Interessierten steht der neue Lesesaal zu den gewohnten Öffnungszeiten des Freisinger Stadtarchivs zur Verfügung.

© SZ vom 10.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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