Finanzausschuss des Stadtrats:Abseits-Entscheidung erneut vertagt

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Das Mobiliar ist noch vorhanden - und geht es nach dem Abseits-Verein, dann soll auch die alte Kultkneipe noch einmal auferstehen. Die Stadt soll die Immobilie kaufen, doch das ist nicht so einfach. (Foto: Marco Einfeldt)

Umstrittenes Gutachten nennt die Pläne zur Rettung der Kultkneipe zu riskant. Nun soll im September noch einmal über das Projekt geredet werden.

Von Kerstin Vogel, Freising

Die Ablehnung aus dem Fachamt der Stadtverwaltung hätte deutlicher kaum ausfallen können: Die vorgeschlagene Erbbaurechtlösung zu unsicher, der gewünschte Erbbauzins zu niedrig, die geplante Finanzierung so nicht umsetzbar - das Risiko, das für die Stadt Freising durch den Ankauf des Abseits-Areals am Herrenweg entstehen würde, wäre schlichtweg zu hoch. Dem vom "Abseits"-Verein vorgelegten Konzept zur Rettung der beliebten Kultkneipe solle daher "nicht näher getreten" werden. So einfach wollte es sich am Montag im Finanzausschuss eine große Mehrheit dann aber doch nicht machen. Gegen die Stimmen der beiden CSU-Stadträte Peter Geiger und Rudi Schwaiger wurde die Entscheidung noch einmal vertagt.

Zuvor hatte vor allem Grünen-Stadtrat Sebastian Habermeyer massive Kritik an dem Gutachten geübt, das die Firma Hogarat Carduck & Partner im Auftrag der Stadt zum Abseits-Projekt vorgelegt hatte. Sein Hauptkritikpunkt: Die Gutachter waren von einer Generalsanierung der alten Immobilie ausgegangen. Die aber ist im Konzept des Vereins gar nicht vorgesehen. "Wenn man sich nur an die Aussagen des Gutachtens halten würde, müsste man das Projekt als redlicher Stadtrat ablehnen", räumte er zwar ein: "Das Gutachten ist aber in vielen Punkten anzweifelbar", deshalb dürfe jetzt nicht auf dieser Grundlage entschieden werden. Habermeyers Appell: Die Stadtverwaltung möge endlich zusammen mit den engagierten Bürgern des Abseits-Vereins nach einer Lösung suchen.

Den dazu notwendigen Vertagungsantrag stellte Kollege Reinhard Fiedler von der Freisinger Mitte, der die Zahlen des Gutachtens ebenfalls als zu hoch gegriffen ansah, allerdings auch bei der Finanzierung des Vereins noch einige Unwägbarkeiten identifiziert hatte. Damit zeichnete sich angesichts der Mehrheitsverhältnisse bereits ab, dass an diesem Abend wohl nicht endgültig entschieden würde - die sich trotzdem noch anschließende etwa einstündige Debatte fanden jedoch sowohl Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher, als auch der Vorsitzende des Abseits-Vereins, Norbert Bürger, der mit gut 20 Vereinsmitgliedern gekommen war, durchaus erhellend. Bürger sagte nach der Sitzung, dass die Vertagung zum jetzigen Zeitpunkt die vernünftigste Entscheidung gewesen sei. Dem Verein sei wichtig, das Konzept für die Rettung des Abseits gemeinsam mit der Stadt umzusetzen. Nach der interessanten Diskussion an diesem Abend sehe er eine Basis dafür geschaffen.

Das "Abseits" hatte bekanntlich Ende 2015 wegen Brandschutzmängeln schließen müssen. Der Verein zur Rettung der Musikkneipe konnte diesen Schritt nicht verhindern, hoffte aber auf die Umsetzung eines neuen Plans: Die Stadt Freising, so die Idee, sollte dem bisherigen Eigentümer Guy Graf von Moy das Areal abkaufen und es dem Verein auf Erbpachtbasis zur Verfügung stellen. Der wiederum würde aus der Immobilie ein weiteres Kulturzentrum machen.

Das Konzept, das die engagierten Vereinsmitglieder dafür vorgelegt haben, sieht einen Erbpachtzins von zwei Prozent vor. Als Kaufpreis erwartet man etwa 1,23 Millionen Euro, die Erbpacht würde sich nach Rechnung des Vereins damit auf etwa 26 000 Euro jährlich summieren. Zinsen und Tilgung eines Bankdarlehens sowie eine Instandhaltungsrücklage eingerechnet, müsste das Kulturzentrum demnach etwa 75 000 Euro pro Jahr erwirtschaften.

Für die Renovierung von Kneipe und Kulturzentrum setzt der Verein etwa 1,07 Millionen Euro an, von denen 637 000 Euro als Bankdarlehen aufgenommen werden müssten. Genau diese Berechnungen aber sind es, die für die Stadtverwaltung so nicht zu halten sind. So sei von der Kommunalaufsicht "dringend empfohlen" worden, den ortsüblichen Erbbauzins zu verlangen, der Gutachter habe drei Prozent vorgeschlagen. Zudem sei die Finanzierung der erwarteten Sanierungskosten "ohne Grundschuld oder Bürgschaft der Stadt nicht möglich". Über all diese und viele weitere Fragen soll nun noch einmal geredet werden - voraussichtlich im September.

© SZ vom 25.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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