"Ich will nicht nur zuschauen":Reinhold Reck tritt für ÖDP an

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Die Partei nominiert ihren Bundestagskandidaten, der wünscht sich "mehr Politik von unten"

Von Tobias Weiskopf, Allershausen

Zu Beginn seiner Vorstellung zitiert Reinhold Reck eine aktuelle Rede des Bundesentwicklungsministers Gerd Müller. Er gesteht ein, dass alles, was der CSU-Politiker sage, richtig sei. "Wie passt das zusammen?", fragt Reck. Seine Erklärung lautet, dass wir zwar alles wüssten und trotzdem nicht genug tun. "Ich will nicht nur zuschauen. Ich will nicht nur schimpfen. Ich will genau hinschauen." Er wolle handeln und trete deshalb für die ÖDP als Bundestagskandidat an, sagt der Kommunalpolitiker. Er erhielt bei der Nominierungsversammlung in Allershausen 16 Ja- und eine Nein-Stimme.

Reinhold Reck, 1958 in Oberfranken geboren, kommt ursprünglich aus dem Landkreis Forchheim. Er habe Politik bereits am Küchentisch erlebt, erzählt der Bundestagskandidat, denn auch sein Vater sei Kommunalpolitiker gewesen. Seit nun über 20 Jahren lebt der promovierte Theologe aus beruflichen Gründen in Oberbayern, in Freising. Reck war Pastoralreferent und arbeitet inzwischen im Asylsozialbeirat für den Landkreis. Auch privat habe er mit Migration zu tun, denn seine Frau sei EU-Ausländerin, eine Schweizerin, witzelt er und fügt schmunzelt hinzu: "Meine drei erwachsenen Kinder haben per Definition also Migrationshintergrund." Bevor er 2008 in die ÖDP eintrat, habe er sich verschiedene Parteiprogramme angesehen und sei bei den Ökologen hängen geblieben, berichtet der 58-Jährige. Inzwischen ist Reck für die Bundesprogrammkommission der ÖDP tätig, deren Vorsitz er seit 2014 innehat.

Reck äußert sich auch zur Außenpolitik, kritisiert den Umgang mit Machthabern wie Assad und findet, es dürfe keine Kompromisse bei den Menschenrechten geben. Dazu gehöre, keine Rüstungsexporte außerhalb der Nato zuzulassen, sagt der ÖDP-Politiker, auch wenn er persönlich generell solche Ausfuhren ins Ausland ablehne. "Flüchtlinge kommen nicht aus Lust und Laune", so Reck weiter. Man brauche eine faire Welthandelsordnung, kein TTIP, kein Ceta. Für ihn gilt: "Wir werden Flüchtlingsströme nicht aufhalten können, höchstens abbremsen." Um die Situation zu verbessern, müsse die Ressourcen-Ausbeutung beendet. Der Bundestagskandidat sagt Ja zur Europäischen Union, zählt eine Reform der Verträge, eine faire Wahlverteilung und klare Zuständigkeiten aber als notwendige Verbesserungspunkte auf.

In der Innenpolitik sieht der ÖDP-Bundestagskandidat die Notwendigkeit einer Steuerreform, da die soziale Schere aus einander klaffe. Die kalte Progression sollte abgeschafft werden, neue Steuersätze sollten zu mehr Fairness für den Mittelstand führen. Außerdem sieht Reck einen Konstruktionsfehler im Rentensystem. Einen relativen Höchstlohn, der für Manager beispielsweise den zehnfachen Lohn vorsehe wie für den einfachen Arbeiter, möchte der Kommunalpolitiker ebenfalls durchbringen, um "Gerechtigkeit einzuführen". Generell fordere er mehr Demokratie. Für ihn bedeute das konkret, Volksbegehren und -entscheide auch auf Bundesebene mit guten Verfahren und langen Fristen, also "mehr Politik von unten". Außerdem möchte Reck die Politik wieder mehr versachlichen und weniger personalisieren.

Auf die Nachfrage, was er gegen den Bau einer dritten Startbahn im Bundestag tun wolle, erklärt der Freisinger ÖDP-Politiker, man müsse "einfach dran bleiben im Widerstand", mehr sei auf Bundesebene eher schwierig.

© SZ vom 22.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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