Hygieneskandal bei Müller-Brot:Söders Haus wusste früh Bescheid

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Ungeziefer und Dreck bei Müller-Brot führten zur Schließung des Betriebes. Bereits seit Ende 2010 wurde auch das Gesundheitsministerium immer wieder über die Zustände in der Großbäckerei informiert.

Anja Perkuhn

Die bayerische Staatsregierung ist offenbar bereits seit Ende 2010 immer wieder und sehr ausführlich über die regelmäßigen Hygienekontrollen bei Müller-Brot informiert worden - also auch in jenem Zeitraum, in dem der jetzige Finanzminister Markus Söder (CSU) das Gesundheitsministerium führte. Das geht aus einer Antwort des Ministeriums für Umwelt und Gesundheit auf eine parlamentarische Anfrage des Landtagsabgeordneten Franz Maget (SPD) hervor. Maget hatte um eine Auflistung aller Zeitpunkte gebeten, zu denen die Regierung über Kontrollen bei dem Unternehmen und die Folgen informiert wurde. Die Liste, die ihm das Gesundheitsministerium schickte, umfasst insgesamt zwölf Punkte. Laut Ministerium erhielt die Staatsregierung den ersten Bericht am 10. Dezember 2010. Darin sei sie über eine Kontrolle bei Müller-Brot von Anfang Oktober 2010 informiert worden, bei der "Mängel in Teilbereichen einzelner Produktionslinien" festgestellt wurden. Dabei seien Lebensmittel entsorgt worden, die zwar "in ihrer stofflichen Zusammensetzung unverändert waren", aber "in unhygienischem Umfeld hergestellt wurden". Laut der Auflistung des Ministeriums stammt der nächste Bericht von Juli 2011. Er informierte über das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Landshut, die auch die Produktionsräume von Müller-Brot durchsucht hatte, wie schon in den vergangenen Tagen bekannt geworden ist. Einen weiteren Bericht über Hygienemängel und Maßnahmen dagegen gab es Anfang August. Im Oktober 2011 - dem letzten Monat, in dem Söder Gesundheitsminister war - habe das Ministerium die nächsten Berichte erhalten: am 21. und 26. Oktober jeweils über eine Kontrolle am 20. Oktober. In diesem Bericht war laut Ministerium zum ersten Mal von "gravierenden" Mängeln die Rede. Auch in diesem Fall seien Lebensmittel entsorgt worden. Bei einer Besprechung mit Vertretern von Müller-Brot bei der Regierung von Oberbayern (7. Dezember 2011) habe das Ministerium dann "mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass konsequente Maßnahmen erforderlich sind (...), um die Mängel dauerhaft zu beheben". Der Geschäftsführer habe diese zugesagt und sie auch durchgeführt. Das Ministerium gibt an, im Dezember noch drei Berichte zur Situation bei Müller-Brot erhalten zu haben gefolgt von drei weiteren im Januar - die letzte am 31. des Monats, die Information über die Betriebsstilllegung. Maget hatte zudem wissen wollen, welches Vorgehen die Regierung den Kontrollbehörden jeweils im Anschluss an die Berichte empfohlen habe. Eine Antwort hierauf gab es vom Ministerium jedoch nicht.

Bereits von 2010 an war das Umweltministerium über die Hygienezustände bei Müller-Brot informiert - damals wurde das Haus noch von Markus Söder geleitet. (Foto: dpa)
© SZ vom 20.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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