Historischer Verein Freising:Schwere Zeiten

Lesezeit: 2 min

Wegen des Asamumbaus müssen die 672 Mitglieder derzeit neue Wege gehen. Doch "das Museum schläft nicht"

Von Johann Kirchberger, Freising

Günther Lehrmann bleibt Vorsitzender des Historischen Vereins Freising mit seinen 672 Mitgliedern. Bei der Jahreshauptversammlung in der Aula der Korbiniansschule wurde er in seinem Amt, das er bereits seit 18 Jahren ausübt, einstimmig bestätigt. Alt-Oberbürgermeister Dieter Thalhammer dankte ihm als Wahlleiter für seine bisherige Tätigkeit. Als eine seiner wichtigsten Aufgaben in den nächsten drei Jahren bezeichnet es Lehrmann, zusammen mit seinen Mitstreitern mehr Achtung für den Umgang mit der historischen Bausubstanz Freisings einzufordern sowie auf ein achtsameres Umgehen mit der Stadtgestalt und den sie prägenden Bauten zu achten. "Freising liegt uns einfach am Herzen."

Der Verein erlebe derzeit keine leichten Zeiten und müsse gleich in dreifacher Hinsicht neue Wege gehen, sagte Lehrmann. Wegen des Umbaus des Asamgebäudes finden die Vorträge des Vereins in der Korbiniansschule statt, das Stadtmuseum ist zu einem "fliegenden Museum" geworden und weil auch die Dombibliothek umgebaut wird, mussten die Bibliothek und die Zeitschriftensammlung des Vereins in die Michaelsklause des Döpfnerhauses sowie nach Neufahrn ausgelagert werden.

Doch auch wenn die Ausstellungsräume des Stadtmuseums derzeit umgebaut würden, "unser Museum schläft nicht", versicherte Lehrmann den Mitgliedern. Den Eifer, die Sammlung zu erweitern, könnten höchstens zu hohe Preise auf dem Kunstmarkt und bei den Auktionen hemmen. Dennoch gelinge es immer wieder, die Sammlung des Historischen Vereins zu ergänzen. "Wir sehen sie als lebendige, ständig wachsende Sammlung und keine schlichte Aufbewahrungsanstalt".

So habe man zuletzt eine Tischuhr des fürstbischöflich-freisingischen Groß- und Kleinuhrmachers Johann Zaglmann von 1722 erwerben können. Man habe aus der ehemaligen Neustifter Klosterbibliothek einen Folianten des Benediktinergelehrten Anselm Desing aus dem Jahre 1753 erstanden und erst kürzlich ein mit "Joann Sterr Opticus in Freising" signiertes Vergrößerungsglas, das etwa aus dem Jahr 1700 datiert, in einem Wiener Auktionshaus entdeckt und nach Freising geholt.

Ein unglaublich glücklicher Zufall sei das gewesen, sagte Lehrmann, habe man doch in der gleichen Woche ein riesiges Fernrohr desselben Meisters vorgestellt. Auch einige "großherzige Schenkungen" habe der Verein erhalten. So die Schenkung Eisgruber-Müller mit zahlreichen Ölbildern, Aquarellen und Zeichnungen bekannter Freisinger Maler aus dem 20. Jahrhundert. Oder etwa die Schenkung Herrmann, eine Sammlung von 15 Ordnern mit Handabzügen zu Freisinger Foto-Motiven. Auch mehrere Nickl-Bilder seien dem Verein überlassen worden, darunter eines mit hohem topographischem Wert. Es zeigt die längst verschwundene Gärtnerei Pongratz an der Dr.-von-Daller-Straße.

Lehrmann dankte neben seinen Mitstreitern im Vorstand ausdrücklich auch Museumsleiterin Ulrike Götz. Der Auszug des Museums aus dem Asamgebäude und die Unterbringung der Bestände in anderen Räumen sei eine logistische Meisterleistung gewesen. Zudem habe sie die Neuerwerbungen des Vereins mit großer Gewissenhaftigkeit registriert und inventarisiert. Derzeit bereite Götz eine Porträtausstellung im Bürgerturm (15. Mai) vor und arbeite am 44. Sammelblatt des Vereins mit drei großen Aufsätzen. Eine "Herkulesarbeit" die im Herbst präsentiert werde. Weitere Schwerpunkte im neuen Jahresprogramm des Historischen Vereins seien eine Exkursion zur Jesuitenkirche St. Michael in München (11. Juni), eine Ausstellung über den Bildhauer Erasmus Grasser (7. Juli) und der Tag des Denkmals mit dem Thema "Von Arpajon bis Goa. Die Heiligen der Freisinger Mariensäule".

Schmerzlich berührt hat Lehrmann im vergangenen Jahr der Tod seines Stellvertreters Bodo Uhl, "ein höchst kompetentes, sachkundiges und loyales Mitglied des Vorstands, ein großer Verlust für den Historischen Verein".

Zum neuen 2. Vorsitzenden wurde Tassilo Selmayr gewählt, Schriftführer sind wie bisher Bernd Feiler und neu Andreas Schmidt. Neu als Kassenleiter fungiert künftig Hans Nerb, nachdem Bernhard Käsbauer nach 21 Jahren nicht mehr kandidierte. Zu Beisitzern gewählt wurden Hedwig Renner, Peter Wopperer, Ralph-York Desch, Matthias Weniger und Bernhard Käsbauer.

© SZ vom 02.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: