Hannes Jaenicke bei den Grünen:Flüsse brauchen Raum

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Schauspieler Hannes Jaenicke nimmt das "grüne Taxi" und fährt auf dem Gepäckträger von Landtagskandidatin Susanne Günther mit. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Schauspieler und Umweltaktivist Hannes Jaenicke unternimmt mit den Freisinger Grünen eine Wanderung durch die Isarauen. Er erfährt dabei viel über Artenvielfalt und die Erfolge der Renaturierung

Von Angelina Knauer, Freising

Prominente Unterstützung hatten die Freisinger Landtagskandidaten der Grünen, Johannes Becher und Susanne Günther, am Montag bei einer Isarwanderung zu einer Renaturierungsfläche. Als besonderer Gast wohnte Schauspieler und Umweltaktivist Hannes Jaenicke dieser Unternehmung bei. Zusätzlich zu frischer Luft und körperlicher Aktivität wurden auf der Route Themen, die die Renaturierung der drei Isar-Abschnitte zwischen Freising und Moosburg betreffen, behandelt. Die Wanderung wurde von dem Freisinger Grünen-Stadtrat und Umweltreferenten Manfred Drobny geleitet, der auch Geschäftsführer vom Bund Naturschutz ist. Drobny führte die Gruppe von Niederhummel aus über einen schattigen Waldweg zu einer Renaturierungsfläche, um am Ort des Geschehens über die bisherigen positiven Entwicklungen, die ein solches Unterfangen für die Biodiversität mit sich bringt, zu referieren.

Aufgrund von menschgemachten Flussregulierungen, die Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Begradigung der Isar und dem Erbauen von Hochwasserdämmen begonnen hätten, seien die vielfältigen alpenflusstypischen Strukturen zerstört worden, sagte Drobny. Das habe zur Folge gehabt, dass Lebensräume für etliche Tiere und Pflanzen verschwunden seien. Deshalb habe es in den vergangenen 200 Jahren große Verluste bei den intakten Auen gegeben. Um die Biodiversität zu erhalten und zu verbessern, setze sich der Bund Naturschutz seit geraumer Zeit für die Renaturierung und die Wiederherstellung von fluss- und auentypischer Strukturen und Lebensräume ein.

In den Jahren 2002 bis 2008 seien im Zuge der Renaturierungsmaßnahmen des Wasserwirtschaftsamtes in drei Abschnitten der Mittleren Isar zwischen Freising und Moosburg Ufersteine entfernt worden, um den Fluss wieder seiner Eigendynamik zu überlassen. "Die Flüsse brauchen Raum", so Manfred Drobny. "Erst bei einem Durchfluss von 150 Kubikmetern pro Sekunde können neue Kiesbänke entstehen." Zudem seien Deiche zwischen Rosenau und Moosburg rückverlegt worden.

Manfred Drobny stellte bei seinen Beobachtungen der Auen fest, dass sich die Isar durch die Renaturierungsmaßnahmen an vielen Stellen erheblich verbreitert und zusätzliche Flussarme geschaffen habe und dass sich bereits nach diesem kurzen Zeitintervall positive Entwicklungen für die Natur und Tierwelt zeigen würden.

In diesen Fluss-Abschnitten würden seither wieder alpenflusstypische morphologische Prozesse auftreten. Die Vegetation und die Tierwelt seien an jenen Stellen außerdem im Vergleich zu nicht-renaturierten Bereichen vielfältiger geworden. Es seien beispielsweise zwei Spinnenarten wiederentdeckt worden, die in diesem Gebiet das letzte Mal 1984 anzutreffen gewesen seien, berichtete Drobny. Außerdem wiesen die renaturierten Isarauen einen hohen Reichtum an Wildbienen und Wespen, Laufkäferarten, Vögel, Amphibien, sowie Reptilien auf. Doch die renaturierten Bereiche würden nicht nur zur Biodiversität der Tiere und Pflanzen beitragen, auch der Mensch profitiere von ihnen. Durch die Verbreiterung des Flussbetts, könne Hochwasser verhindert werden, da das Wasser in der Weite des Flussbettes versickern könne.

Auf dieser Grundlage strebe der Bund Naturschutz an, die Isarauen zum dritten Nationalpark Bayerns ernennen zu lassen. "Entlang der Isar befinde sich ein geschlossenes Auwaldband, bundesweit einmalig", betonte Drobny. Ein Nationalpark, der von den Donau- bis zu den Isarauen reiche, könne ein tolle Dynamik entwickeln, davon ist der Umweltreferent überzeugt. Auch die Grünen würden sich für dieses Vorhaben einsetzen, so Johannes Becher.

Im Anschluss an Drobnys Vortrag, fuhr die Wandergruppe zum Naturfreundehaus in Hangenham, um bei Brotzeit und Getränken mit Hannes Jaenicke, Johannes Becher, Freisings Bürgermeisterin Eva Bönig und weiteren Grünen-Mitgliedern über den Klimaschutz und die Pläne für den Bau der dritten Startbahn zu sprechen.

© SZ vom 22.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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