Hallbergmooser Marktplatz:Aufmarschfläche mit Buchsbaum-Deko

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Der Hallbergmooser Marktplatz ist nach seiner Fertigstellung im Jahr 2003 heftig kritisiert worden. Doch langsam füllt er sich nun mit Leben.

Alexandra Vettori

Was hat dieser Platz an Häme einstecken müssen! Aufmarschfläche, zugiges Nichts, so lautete das vernichtende Urteil der Bevölkerung und des Gemeinderates, als der Hallbergmooser Rathausplatz im Jahr 2003 endlich fertig war. Tatsächlich macht das 3500 Quadratmeter große Areal mitten im Ortskern, westlich an die Lebensader Theresienstraße angrenzend, auch sieben Jahre später noch einen unfertigen Eindruck.

Insgesamt 200.000 Euro hat die Gestaltung des Hallbergmooser Marktplatzes gekostet. (Foto: Marco Einfeldt)

Genau genommen ist er das auch. Denn das Bürgerzentrum, das im Westen des Platzes entstehen sollte, fehlt noch. "Da haben wir im Moment einfach nicht das Geld dazu", sagt Bürgermeister Klaus Stallmeister offen.

Er kann ganz entspannt mit der Kritik an dem Rathausplatz umgehen, ist dieser doch noch unter seinem Vorgänger im Amt geplant worden. In den neunziger Jahren schon hat es einen städtebaulichen Wettbewerb gegeben. Weil sowieso ein neues Rathaus nötig war, ist die Idee entstanden, gleich einen Rathausplatz mit zu schaffen. Ein zentraler Treff sei gerade für das (Theresien-)Straßendorf Hallbergmoos eine wunderbare Chance, endlich ein Ortszentrum zu entwickeln, so war man sich damals einig. Gut 200.000 Euro hat der Platz die Gemeinde gekostet, 115.000 Euro kamen aus Töpfen der Städtebauförderung dazu.

Heute dominiert das großzügige und moderne Rathaus im Norden des Areals. Gegenüber liegt ein Wohn- und Geschäftshaus. Im Erdgeschoss sind Läden, ein Asia-Restaurant, ein Nagelstudio, ein Immobilenbüro, ein Geschenkeladen, ein Pizza-Service und zwei Cafés. Deren Außentische scheinen original italienischer Herkunft zu sein, teils in bonbonfarbenen Pastelltönen, die den Eindruck in einem italienischen Badeort in der Nachsaison unterwegs zu sein, verstärken. Immerhin: Nur zwei Läden stehen noch leer. Das Geschäft hier freilich, räumt einer der Pächter, der seinen Namen nicht genannt haben möchte, ein, laufe nicht so besonders, "aber wir sind hier ja noch am Anfang", fügt er hoffnungsvoll an.

Weil die Kritik an dem Platz nicht abriss, hat der Gemeinderat Pflanztröge und Bänke aufstellen lassen. Bei größeren Festivitäten lassen sie sich mit einem Gabelstapler beiseite räumen. Die eckig geschnittene Buchsbäume inHolztrögen wirken allerdings ein wenig bemüht, ebenso wie die Bankinseln. Doch die Menschen nehmen die Möblierung an schönen Tagen an.

Der Miniwald auf einem Podest an der Westseite des Platzes wird außerdem gerne von Jugendlichen als Treff genutzt. Gleich dahinter erstreckt sich eine weite Rasenfläche, beengend ist hier nichts. "Der Platz ist bewusst frei gehalten worden", sagt Klaus Stallmeister und verweist auf die größeren Veranstaltungen auf dem Rathausplatz. Dann nämlich herrscht hier reger Trubel, egal, ob beim Kunstmarkt, beim Faschingstreiben oder Christkindlmarkt.

Es ist auch nicht so, dass der Gemeinderat eine einsame Entscheidung getroffen hätte, als er den Rathausplatz bauen ließ. Entwürfe verschiedener Architekten wurden bei einer Bürgerversammlung vorgestellt und der Entwurf, der die meisten Stimmen bekam, wurde umgesetzt. Auch in der Folge hatte der Gemeinderat stets ein offenes Ohr für die Kritik, allerdings ist vieles eben nicht machbar, sei es, weil das Urheberrecht der Architekten gewahrt werden muss, sei es, weil ein Springbrunnen auf der Tiefgarage, die unter dem Platz liegt, eben nicht möglich ist. Ein Manko für die Freischankflächen am Platz ist struktureller Art: Weil die Cafés und das Restaurant zur Nordseite hin platziert sind, liegen die Außentische die meiste Zeit des Tages im Schatten. Das schmälert die Aufenthaltsqualität enorm.

Die Gemeindeverwaltung drückt deshalb beide Augen zu, wenn die Betreiber Tische und Stühle ein Stück mehr in Richtung Platzmitte verrücken. Mütter mit Kindern kommen gerne her, denn hier haben die Kleinen Platz zum Toben. Seit die Pflanzinseln und Bänke stehen, weiß Bürgermeister Stallmeister, "ist die Zahl der Beschwerden auch deutlich zurückgegangen." Auch Toilettencontainer hat man aufgestellt, auf vielfachen Wunsch, weil das Rathaus eben doch nicht immer geöffnet ist. Auch die Wege gen Westen sind schon weitgehend angelegt worden. Hier, wo jetzt noch der säuberlich gemähte Rasen sich erstreckt, werden irgendwann Wohnhäuser stehen. Bis jetzt konnte sich die Gemeinde nicht mit dem Investor einigen.

Doch Hallbergmoos verzeichnet seit Jahren rasante Zuzugsraten, die in absehbarer Zeit auch kaum sinken werden. Wenn der Rathausplatz dann inmitten von Wohnhäusern liegt, wird hier eine komplett andere Atmosphäre herrschen und vielleicht ist bis dahin ja auch das Bürgerzentrum fertig.

© SZ vom 30.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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