Hallbergmoos wächst:Mit Glück und Planungsgeschick

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Warum die Gemeinde, die quasi direkt neben dem Flughafenzaun liegt, vom Boom der Region profitiert

Von Gerhard Wilhelm

Als der Flughafen München am 17. Mai 1992 in Betrieb genommen wurde, hatte Hallbergmoos rund 5000 Einwohner und es stand zu befürchten, dass es der Gemeinde wie vielen Orten in der Nähe großer Flughäfen ergeht. Dort ist die Bevölkerung wegen der negativen Auswirkungen wie dem Fluglärm oder der Schadstoffbelastung abgewandert.

23 Jahre später ist Hallbergmoos die Anrainergemeinde, die am meisten von den positiven Seiten des Flughafens profitiert: den wirtschaftlichen Auswirkungen. Rechtzeitig wurde ein umfangreiches Gewerbegebiet ausgewiesen, wurden günstige Rahmenbedingungen für Firmen und Neubürger geschaffen. Das Ergebnis ist, dass aktuell 10 500 Einwohner in der Gemeine leben. In 15 Jahren könnten es schon 17 000 sein. Die jährlichen Gewerbesteuereinnahmen kratzten zuletzt an der 30-Millionen-Euro-Grenze. Hallbergmoos profitiert aber auch von seine Lage im Süden des Flughafens, parallel zu den zwei Start- und Landebahnen. Sollte eine dritte Startbahn doch noch kommen, wäre die Lärmentwicklung überschaubar.

Die kommunalen Steuereinnahmen ermöglichten es der Gemeinde zu wachsen und die dafür notwendige Infrastruktur zu errichten. Vorausschauend planen konnte sie jedoch nur, weil sie nicht erwägen musste, Kredite aufzunehmen, die in schlechten Jahren zur Belastung werden können. Und so wird die Erweiterung und Modernisierung der Kläranlage vorangetrieben. Ein neuer Bauhof, eine Nordumgehung, das große Bürgerhaus, der Straßenausbau, die neuen Baugebiete, der soziale Wohnungsbau und der Bau von Freizeitstätten werden jetzt in Angriff genommen. Bei vollen Kassen.

Der Hallbergmooser Erfolg beruht auf einer Mischung aus Glück und geschickter Planung. Die Gemeinde weiß das und bleibt deshalb finanziell vorsichtig, verstärkt aber ihr Werben um noch mehr Firmen. Wachstum mag nicht jeder positiv finden, aber im Fall von Hallbergmoos waren die negativen Begleiterscheinungen bislang beherrschbar. Eine Garantie, dass das auch in 15 Jahren so ist, gibt es angesichts der wirtschaftlichen Verflechtung der Welt nicht - aber die Gemeindevertreter in Hallbergmoos sind zum Glück kein Hasardeure.

© SZ vom 20.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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