Hallberger Kultursommer:Künstler hinter Gittern

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Ein Zaun stört das Kunsterlebnis des Publikums

Von Gerhard Wilhelm

Der erste Hallberger Kultursommer geht in den Endspurt, und nach vier Tagen Programm darf man durchaus eine Bilanz ziehen. Und die fällt überwiegend positiv aus. Was die Gemeinde auf die Beine gestellt hat, kann sich sehen lassen. Es ist für jeden was dabei: Für die Nostalgiker sangen die Nostalphoniker im Gemeindesaal und alle waren begeistert. Für die Gewerbetreibenden in der Gemeinde folgte - inoffiziell im Kultursommer - ein Wirtschaftsempfang mit einem Redner, der mit seiner Vita als Profisegler und mehrfacher Admirals-Cup-Teilnehmer und seinem Vortrag überzeugte. Am Freitag sorgte die Musikgruppe Donikkl für ausgelassene Stimmung bei Kindern und Eltern, und am Samstag durften die Klassikfans einem ausgezeichnet aufspielendem Odeon-Jugendsinfonieorchester lauschen. Ein großes Feuerwerk rundete den Abend ab. Die in ganz Deutschland bekannte Kabarettistin Franziska Wanninger bracht schließlich die Erwachsenen am Sonntagabend zum Lachen. Weiter geht es nun drei Wochen mit einem Open-Air-Kino am See im Sport- und Freizeitpark.

Der Mix stimmt also. Und im Prinzip auch die Location. See, Beleuchtung, ein weißes, großes Empfangszelt mit guter Getränkebewirtung. Sogar an die Sitzkissen für die doch ein bisserl harten Stühle und Mückensprays wurde gedacht. Zwei Dinge haben die Besucher gestört: die große Distanz zur Bühne, die auf der Seeseite gegenüber steht. Darauf reagierte man bereits bei der Kabarettistin Wanninger mit einer kleinen Bühne direkt vor der ersten Sitzreihe. Leider verhindert der instabile Teichboden eine Bühne im See selbst.

Als absolut überflüssig empfanden viele Bürger den metallenen Sicherheitszaun zum See hin. Er zerstörte das Ambiente und ließ die auftretenden Künstler hinter Gittern verschwinden. Wer ein paar Meter links und rechts ging, konnte ungehindert zum See. Und wenn es darum ging, die Bürger vor dem Ertrinken zu schützen, müsste man jeden See einzäunen. Eine Sicherheitsfrage alleine kann es nicht sein, denn bei anderen Veranstaltungen - beispielsweise dem Theatron am Olympiasee, gibt es keine Zäune. Alternativ Rettungsschwimmer zu beschäftigen, hört sich bizarr an angesichts der Größe und Tiefe des Sees - aber das wäre besser als ein Zaun.

Verbesserungswürdig ist auch das Verhalten der Hallbergmooser. Es wird gerne gejammert, dass nichts los ist, wenn die Gemeinde dann aber ein Programm auf die Beine stellt, bei dem für jeden was dabei ist und viel Geld dafür aus gibt, um die Kartenpreise niedrig zu halten und eine angemessene Bühne zu schaffen, nimmt es kaum einer in Anspruch. Okay, es war der erste Versuch und eines der heißesten Wochenenden heuer, aber dass so wenig Bürger kamen, ist ein Schlag in die Gesichter der Veranstalter und der Künstler, die in einem wunderschönen Umfeld vor zahlreichen leeren Stühlen auftreten mussten. Das haben beide nicht verdient.

© SZ vom 07.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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