Hängematten, Wiesen und Bäume:Mehr Farbe für Cornelia

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Schon zum achten Mal nimmt Serjosha Bürk an der Sommerakademie im Freisinger Schafhof teil. Seine Werke können sich durchaus sehen lassen. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Teilnehmer der Sommerakademie am Schafhof malen die Freisinger Landschaft. Ihre Kursleiterin gibt Tipps und Anregungen, die Künstler besprechen ihre Werke aber auch miteinander

Von Laura Caspari, Freising

Serjosha Bürk schaut über die abfallende Wiese nach unten auf die Freisinger Häuser, in einiger Entfernung thront Weihenstephan auf seinem Hügel. Bürk steht an seinem Lieblingsplatz hinter dem Schafhof auf der Wiese unter den Bäumen und versucht, die Landschaft, die er vor sich sieht, auf die Leinwand zu bringen. Zum achten Mal hat es ihn an die Sommerakademie im Schafhof verschlagen, um sieben Tage lang Bilder von der Freisinger Landschaft zu malen.

Bei der Akademie vom 1. bis zum 14. August, die seit 2007 jährlich stattfindet, können Kunstinteressierte Kurse für Bildhauerei, Landschafts- und Aktmalerei belegen. Betreut werden die Teilnehmer von Gabriel Baumüller, Sabine Berr, Stefan Zeiler und Cornelia Eichacker. Die vier sind Dozenten des Atelierprojekts, einer Kunstschule in München, die für Menschen, die gerne zeichnen, malen, bildhauern oder es gerne lernen wollen, Kunstunterricht anbietet.

"In München zeichnen wir hauptsächlich Stillleben und Akte, aber kaum Landschaften", erklärt Bürk. In Freising kann er jeden Tag ein Landschaftsbild malen, weshalb er immer wieder gerne hierher kommt. Neben den Stammteilnehmern, die seit 2007 dabei sind, kommen mittlerweile auch mehr Freisinger zu den Kursen. "Am Anfang waren es vor allem reguläre Teilnehmer aus München, die bei der Sommerakademie mitgemacht haben, aber nach und nach sind auch die Freisinger auf unser Angebot aufmerksam geworden", erzählt Cornelia Eichacker, die Leiterin des Kurses. Wichtig sei ihr ein gesunder Mix zwischen Stammteilnehmern und Neuen.

Durch die Eingangstür geht es durch den Gang in das große, lang gezogene Tonnengewölbe mit den gebogenen Holzwänden, die hoch über dem Kopf eine Kuppel bilden. Hier stellen die Teilnehmer morgens ihre Bilder auf und besprechen sie zusammen mit Eichacker. Gerade bei unerfahreneren Teilnehmern versucht sie anhand von Bildern anderer Landschaftsmaler zu erklären, was Malerei bedeutet.

"Wichtig ist es, bei jedem einzelnen den Charakter zu erkennen und zu unterstützen, um das rauszuholen, was in einem Menschen drin ist", erklärt Eichacker. Dafür sei jede Menge Erfahrung nötig, um zu wissen, dass man jedes Bild unterschiedlich betrachten muss. Nachdem morgens alle zusammengekommen sind, sucht sich jeder draußen seinen Platz und fängt an zu malen. Eichacker geht von Bild zu Bild und gibt den Teilnehmern Tipps oder Anregungen, an was sie noch arbeiten könnten.

Bei Elisabeth Seidl bleibt sie stehen und schaut sich ihre Arbeit an. Im Vordergrund ist eine Wiese, die von der rechten unteren Ecke aus ein Drittel des Bildes ausfüllt. Dahinter stehen einige Bäume, zwischen zwei Bäumen hängt eine orange Hängematte. "Cornelia hat gesagt, ich soll mehr Farbe reinmalen", erklärt Seidl und fügt zu dem dunklen Grünton der Bäume hellere Stellen dazu. Die Lehrerin, die nächstes Schuljahr an der neuen Realschule in Freising Mathe und Kunst unterrichtet, ist zum ersten Mal bei der Sommerakademie und ist durch Zufall auf der Homepage des Schafhofs auf den Kurs gestoßen. Ihr Bild hat sie nach Besprechungen mit Eichacker schon mehrmals nachgearbeitet, aber es gibt immer noch Stellen, mit denen Seidl unzufrieden ist: "Fertig ist das Bild erst, wenn ich meine, dass ich es jetzt so stehen lassen möchte."

Eichacker geht weiter zu ihrem Praktikanten Leon Buchner, der mit seinen 17 Jahren der jüngste Teilnehmer des Kurses ist. "Er hilft mir zwar bei allem, ist aber hauptsächlich zum Zeichnen hier", erklärt Eichacker. "Ich habe ihn einfach eingepackt und mitgenommen." Leon möchte gerne nach seinem Abitur an der Fachoberschule an der Kunstakademie in München oder Berlin studieren. Auf die Frage, seit wann er Kunst studieren will, antwortet der Schüler lachend: "Natürlich schon immer." Seine Werke würde er später gerne in New York oder Berlin ausstellen, auch wenn der Weg dorthin noch lang ist.

Eichacker zieht weiter ihre Runde einmal um den Schafhof von Teilnehmer zu Teilnehmer und spricht mit jedem über seine Bilder. Nach den Einzelgesprächen geht sie wieder rein und bereitet den Salat fürs Mittagessen vor. Die Teilnehmer essen zusammen unten im Café und gehen danach wieder ihrer Malerei nach, bis abends eine Besprechung der Tagesarbeiten im großen Kreis stattfindet. Für Eichacker ist es wichtig, dass die Teilnehmer zusammen verschiedene Ansätze herausarbeiten, bevor am nächsten Tag wieder jeder für sich weitermacht.

Die meisten Teilnehmer fahren über Nacht wieder nach Hause, Eichacker schläft dieses Jahr aber zum ersten Mal in einem kleinen Atelier im zweiten Stock des Schafhofs. Für sie ist die Sommerakademie das Highlight unter den Kursangeboten des Atelierprojekts, das sie jedes Jahr wieder gerne betreut.

© SZ vom 04.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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