Günzenhausen:Mehrjährige Haftstrafen für Gangsterpaar

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Zwei wie Bonnie und Clyde: Das Landgericht Landshut hat zwei Eheleute verurteilt, die einen Geldautomaten sprengten und 106.500 Euro erbeuteten.

Peter Becker

Der Vergleich mit Bonnie and Clyde drängt sich auf: Das italienische Ehepaar, das sich wegen schweren Diebstahls und des Herbeiführens einer Explosion vor der Strafkammer des Landgerichts Landshut verantworten musste, schmiegte sich bei jeder Gelegenheit aneinander und hielt sich bei den Händen.

Das geschah in dem Wissen, dass sie sich die nächsten Jahre kaum wiedersehen werden: Die Strafkammer hat sie zu längeren Haftstrafen verurteilt, weil sie im Februar in Günzenhausen einen Geldautomaten sprengten und dabei 106.500 Euro erbeuteten. Die Frau muss für drei Jahre und elf Monate hinter Gitter. Ihr Mann bleibt ein Jahr länger in Haft.

Die Eheleute brachen zusammen mit einem Komplizen, über dessen Rolle sie sich ausschwiegen, in die Filiale ein. Die beiden dichteten den Automaten mit Klebeband und Silikon ab und leiteten ein Gasgemisch durch den Geldausgabeschlitz ein. Mittels einer selbstgebastelten Zündvorrichtung wurde die Explosion ausgelöst. Dann packte das Trio die Geldkassetten ein und verschwand.

So spektakulär diese Vorgehensweise war, so kleinteilig gestalteten sich die Ermittlungen der Erdinger Kripo. Erst nach und nach fügten sich Details wie bei einem Puzzle zu einem Gesamtbild zusammen. "Wir hatten keine Hinweise auf die Täter", erklärte der ermittelnde Hauptkommissar der Erdinger Kripo.

Auf dem Rasthof Piding fiel ein Auto mit italienischem Kennzeichen Fahndern auf: Es war zur Beobachtung ausgeschrieben. Die Polizisten nahmen die Personalien der beiden männlichen Insassen auf. Es stellte sich heraus, dass einer der Beiden wegen ähnlicher Aktionen wie in Günzenhausen in Österreich in Haft war. Doch die Polizisten hatten zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung von den Vorfällen im Echinger Ortsteil. Die Frau hatte inzwischen eine Toilette aufgesucht. Sie hatte das Geld bei sich. Weil die Männer angaben, aus Belgien zu kommen, wurde das Auto untersucht.

Die Fahnder vermutetet eine Drogenkurierfahrt, fanden aber nur Funkgeräte und eine Wegbeschreibung nach Haimhausen. Irgendwann wurde dann in Oberschleißheim ein weiteres als gestohlen gemeldetes Auto gefunden: Die Täter hatten nämlich das Fahrzeug gewechselt. Mitarbeiter der Firma, der das Fahrzeug gehörte, entdeckten im Kofferraum zwei Gasflaschen.

Als die Erdinger Kripo diese Zusammenhänge miteinander verknüpfte, standen die Täter fest.

Die Frau wurde nach einer Verfolgungsjagd bei Aachen festgenommen. In ihrem Auto befanden sich in Vorbereitung eines neuen Coups zwei Gasflaschen. Ihr Mann wurde in Italien festgenommen. Das Paar legte ein umfassendes Geständnis ab. Es hatte einst einen Gemüseladen in Bibione und war verschuldet. Sie hätten aus Not gehandelt. Nach ihren Haftstrafen in Österreich - auch die Frau war damals schon beteiligt - hätten sie nicht in ein normales Leben zurückgefunden, gaben sie vor Gericht an. Die Beute aus Günzenhausen diente angeblich der Tilgung von Schulden.

© SZ vom 28.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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