Grüne nehmen Wasserproben:Auf der Suche nach der Quelle

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Dass die PFT-Werte an der Stoibermühle unbedenklich sein sollen, akzeptieren Ortsverband und Stadträte nicht.

Kerstin Vogel

Der Fund von Industriechemikalien im Wasser und in Fischen aus der Stoibermühle lässt den Grünen keine Ruhe. Die Aussage der Behörden, dass die gemessenen Werte gesundheitlich unbedenklich seien, halten sie für "fahrlässig" und haben deshalb am Montag aus drei weiteren Gewässern im Umland Proben entnommen. Sie sollen vom Bruckberger Labor "Agrolab" auf Spuren der Perfluorierten Tenside (PFT) untersucht werden, die auch in dem nahen Badesee gefunden wurden. Es sei "wesentlich, die Quelle der Einleitung ausfindig zu machen", begründet der Ortsvorstand die Aktion, an der sich auch der Bund Naturschutz und der Landtagsabgeordnete Christian Magerl beteiligt haben. Immerhin 600 Euro lässt man sich die Untersuchungen kosten.

Am Mittwoch vergangener Woche hatte der Bayerische Rundfunk mit der Meldung vom Fund der Chemikalien in dem beliebten Badeweiher östlich der Stadt Freising für Aufregung gesorgt. Im Auftrag des Senders hatte das Fraunhofer-Institut in Freising den Stoibermühlsee untersucht und in einem Karpfen 2,2 Mikrogramm Perfluoroctansulfonat (PFOS) pro Kilogramm gefunden. PFOS ist eine der Leitsubstanzen aus der Gruppe der PFT ( siehe Kasten). Der gemessene Wert entspricht in etwa dem Richtwert, den das Bundesamt für Risikobewertung festgelegt hat. Im Wasser selbst ließen sich in vier vom BR gezogenen Proben PFOS nachweisen. Der mit 2,2 Mikrogramm pro Liter höchste Wert stammt vom Südufer des Sees, die übrigen Proben liegen darunter. Als Vorsorgewert für Trinkwasser gelten 0,1 Mikrogramm.

Bayernweit wurden erhöhte PFT-Werte im Wasser auffällig oft in der Nähe von Flughäfen gefunden, etwa im Umfeld des Nürnberger Airports und in einem See beim Flughafen Manching. Nachdem PFOS bis 2011 im Löschschaum der Feuerwehren enthalten sein konnte, lag der Verdacht nahe, dass die Chemikalien von der Flughafenfeuerwehr stammten. Die Münchner Flughafenbetreiber halten das zwar für unmöglich - trotzdem wollen die Grünen "auf Nummer sicher gehen". Eine erste Wasserprobe entnahmen sie am Montag daher nahe der Staatsstraße 2084 aus einem der Gräben, die zum Entwässerungssystem des Flughafens gehören.

Der Flughafen müsse im großen Stil entwässert werden, um seine Standfestigkeit im Moos sicherzustellen, erläuterte Magerl. Dazu gebe es die Entwässerungsgräben Süd und Nord, über die das Wasser aus dem Flughafengelände heraus und in die umliegenden Bäche wie den Süßgraben oder den Grüselgraben geleitet werde. Dass dieses Wasser dann in den Stoibermühlsee gelange, sei denkbar. Die gefundenen Chemikalien müssen dabei laut Magerl nicht unbedingt aus dem Löschschaum der Flughafenfeuerwehr stammen. Die Stoffe kämen auch in anderen Bereichen des Luftverkehrs zum Einsatz, etwa in Hydraulikölen. Tatsächlich ist in der EU-Richtlinie zur Verwendung von Perfluoroctansulfonaten aus dem Jahr 2006 von einem Einsatz in der Luft- und Raumfahrt die Rede. Als weitere mögliche Quellen für die PFT-Einträge ziehen die Grünen Klärschlamm in Erwägung, aber auch das Hallbergmooser Gewerbegebiet, weshalb sie eine weitere Probe aus dem Süßgraben und eine aus dem Bach am Besucherhügel südlich von Attaching zogen. Natürlich könne es auch sein, dass man in keiner dieser Proben noch etwas finde, räumte Ortssprecher Werner Habermeyer ein: "Aber dann dient das der Beruhigung der Badegäste."

Um deren Wohl sorgt sich unterdessen auch Landrat Michael Schwaiger. Er habe sich mit dem Landesamt für Umwelt und dem Wasserwirtschaftsamt in Verbindung gesetzt und sowohl auf eng getaktete Messungen, als auch auf eine regelmäßige Information gepocht, sagte Eva Dörpinghaus, Sprecherin des Landratsamtes, gestern. Das Wasserwirtschaftsamt sei dabei, 14 neue Messstellen einzurichten, mit deren Hilfe von der kommenden Woche an Ursachenforschung betrieben werden soll. Über deren Stand wolle der Landrat ebenfalls ständig informiert werden, so Dörpinghaus weiter: "Vor allem, wenn problematische Werte auftauchen, damit wir umgehend reagieren und gegebenenfalls ein Badeverbot verhängen können."

© SZ vom 01.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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