Große Auswahl:Beim Eis eher konservativ

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Grün, gelb, pink, weiß: Fast alle Farben sind in den Vitrinen der Freisinger Eisdielen zu finden. Lust auf Neues haben die Kunden hingegen eher selten. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Freisinger lieben traditionelle Sorten wie Vanille, Erdbeer oder Schokolade. Neue Kreationen wie Birne mit Parmesan oder German Black Forest probieren sie zwar gerne mal, Renner aber werden sie meist nicht

Von Katharina Horban, Freising

Morgens um kurz nach neun Uhr an der Karlwirt-Kreuzung. Die Ampel schaltet auf grün und eine Schulklasse geht über die Straße. An sich nichts Besonderes, aber alle haben ein Eis in der Hand. Der Lehrer geht mit zwei Kugeln in der Waffel Richtung Innenstadt voraus. Ach, wie schön kann das Ende des Schuljahres doch sein.

"Gegen acht Uhr war schon eine Schulklasse da, wenig später kam noch eine", erzählt Flor de Lorenzo. Sie leitet seit 19 Jahren mit ihrem Mann Ezio das Eiscafé "Dolomiti". An diesem Morgen waren sie nur zufällig schon so früh da und freuten sich über den unerwarteten Andrang. Über die Jahre hinweg setzen die beiden auf die bewährten Eissorten, wie de Lorenzo berichtet: "Wir verkaufen immer die gleichen Sorten, unsere Kunden wollen das so." Darunter sei Joghurt der Klassiker schlechthin, für exotische Geschmäcker ist der Inhaberin zufolge kein Platz in der Vitrine. Wenn ihr Mann die verschiedenen Sorten kreiert, könne ihn nichts aus der Ruhe bringen. "Wir machen alle Eissorten in Handarbeit selbst", betont sie stolz. Ezio de Lorenzo kommt nach vorne an die Theke und hat einen großen Behälter mit Erdbeereis in den Händen. Für Nachschub ist gesorgt.

Der Hang zum Traditionellen zeigt sich auch in einer Umfrage der Union der italienischen Speiseeishersteller in Deutschland (Uniteis): Schokolade und Vanille sind seit Jahren die beliebtesten Geschmacksrichtungen, aber auch Erdbeere, Haselnuss und Joghurt sind unter den zehn meistverkauften Eissorten des Vorjahres. Dieses Jahr steht Deutschland zudem im Fokus von Eisdielen aus ganz Europa: "German Black Forest" wurde 2018 zum internationalen Eis des Jahres gewählt. Jedes Jahr stellt ein anderes Land aus dem Verband europäischer Speiseeishersteller eine Sorte vor. Birne mit Parmesan und Erdbeere mit Balsamico waren 2014 und 2015 das Eis des Jahres. Der Trend zum Exotischen bleibt in Freising hingegen nur ein Trend.

"Ich hab's versucht. Aber diese besonderen Eissorten sind mal gut zum Probieren und eben kein Verkaufsschlager", sagt Diego Campo. Der Inhaber des Eiscafés "Garda" erinnert sich, wie er mit Kartoffeleis und Radlereis experimentiert hat. Die Klassiker aber bleiben Butterkeks und Stracciatella. Im Sommer verkaufe er deutlich mehr Fruchteis, das vegan und milchfrei ist und so auch Kunden mit Laktoseintoleranz zu Gute kommt. Campo erinnert sich an die Anfänge seiner Eisdiele in den Achtzigerjahren: "Milchallergiker hat es da nicht gegeben." Die Leute konsumierten heutzutage Tierprodukte bewusster oder lehnten diese auch gänzlich ab. Plötzlich wird der Platz knapp vor der Theke, zwei Grundschulklassen kommen in die Eisdiele. Die Lehrerinnen versuchen, sich einen Überblick über die Wünsche der Kinder zu verschaffen. Campo eilt hinter die Theke. Es geht weiter.

Juliana Forgiarini ist Bedienung im Eiscafé "Veneto" und spricht über die vielen Touristen, die vorbeischauen: "Vorhin habe ich eine zehnköpfige Familie aus den USA bedient." Sie hätten sich bruchstückhaft auf Englisch und Deutsch verständigt, die Bestellung sei jedenfalls bei ihr angekommen. Neben bewährten Sorten ist Panna cotta mit Mangogeschmack beliebt, Klassiker werden hier aufgewertet. Wer Kalorien sparen möchte, sollte sich laut Forgiarini an Fruchteis halten. Früher gab es hauptsächlich Erdbeer- oder Zitroneneis, heute stehen Melone, Kirsche und Blaubeere zur Wahl. Die Sortenvielfalt steigt mit den Temperaturen.

© SZ vom 21.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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