Gleisarbeiten  dauern an:Schrille Sirenen

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Foto: Sebastian Widmann (Foto: N/A)

Bis zum 2. November müssen die Pullinger den Lärm ertragen, der das Herannahen von Zügen ankündigt. Dann sind die Gleisarbeiten beendet. Der Busverkehr zwischen Freising und Neufahrn läuft problemlos

Von Alexandra Vettori, Freising

Die einen steigen auf ihr Auto um, die anderen planen längere Wege ein und pendeln mit Bussen von Freising zum Neufahrner Bahnhof, um dann mit der S-Bahn weiter nach München zu fahren. Noch zwei Wochen bleibt der Ausnahmezustand für die 15 000 Freisinger S-Bahn-Pendler, für zahlreiche Schüler aus dem südlichen Landkreis und viele andere S-Bahnfahrgäste erhalten. Bis 2. November, drei Uhr morgens, fährt keine S-Bahn in den Freisinger Bahnhof ein. Der Grund ist nicht der Bau der Neufahrner Kurve, sondern ein Gleisaustausch auf gut sechs Kilometern Länge bei Pulling. "Eine reine Instandhaltungsmaßnahme", betont Bahnsprecher Bernd Honekamp, die jüngste Gleiserneuerung in dem Streckenabschnitt habe 1976 stattgefunden. 6,5 Millionen Euro investiert die Bahn nun in das neue Gleisstück zwischen Neufahrn und Freising.

Die größten Probleme mit dem Gleisaustausch haben die Bewohner von Pulling. Sie leiden nicht nur unter dem Lärm der Arbeiten, sondern müssen auch auf ihren Bahnübergang auf der Hauptstraße verzichten. Der bleibe ebenfalls bis 2. November gesperrt, erklärte Honekamp. Denn das Schotterbett werde auch im Bereich des Übergangs erneuert, dort seien deshalb der Straßenbelag und die Randsteine entfernt worden, außerdem führen immer wieder große Maschinen auf den Gleisen vorbei. Was den Baulärm vor allem nachts anbelangt, der erst kürzlich bei der Bürgerversammlung in Pulling beklagt worden war, kann Honekamp ebenfalls keine Abhilfe versprechen. Vor allem die Signaltöne nervten Anwohner erfahrungsgemäß, räumte er ein, allerdings seien diese bei Gleichwechselbetrieb arbeitsrechtlich vorgeschrieben. Diese Bezeichnung bedeutet, dass die Arbeiter auf dem einen Gleis arbeiten, während auf dem Gleis in die andere Richtung noch Züge fahren.

Das ist bei dem laufenden Schienenaustausch der Fall. Denn im Gegensatz zur S-Bahn dürfen die Züge, wenn auch teils mit Verspätung, die Strecke zwischen Freising und München weiter befahren. Eine Vollsperrung, so Honekamp, versuche die Bahn im Interesse ihrer Fahrgäste nach Möglichkeit zu vermeiden. Er verwies darauf, dass die Arbeiten mit den Signaltönen nur bis 22 Uhr ausgeführt würden.

Dafür verläuft der Schienenersatzverkehr mit Bussen zwischen den Bahnhöfen Neufahrn und Freising offenbar problemlos. Zumindest weiß Bernd Honekamp von keinen Beschwerden. Auch die Kapazitäten reichen nach seinen Angaben aus. Wie viele Busse verkehren, richtet sich danach, ob im regulären S-Bahnbetrieb Langzüge eingesetzt werden oder, außerhalb der Stoßzeiten, Kurzzüge. Auch die Zugfahrgäste im Regionalverkehr haben sich auf die Veränderungen eingestellt. Die Züge des Donau-Isar-Express zwischen München und Passau und die Regionalexpress-Züge zwischen München und Regensburg starten zur gewohnten Abfahrtszeit, kommen wegen der Bauarbeiten aber bis zu 25 Minuten später an ihrem Zielbahnhof an. Einige Regionalbahnen, die nur zwischen München und Landshut verkehren, fallen aus, andere verkehren nur zwischen Landshut und Freising.

Während die Bahnarbeiter zwischen Neufahrn und Pulling 12 600 Meter Schienen und 10 500 Schwellen verlegen, dazwischen noch 9500 Tonnen Schotter und 22 000 Tonnen Boden austauschen, arbeiten die Kollegen ein Stück weiter an der Neufahrner Kurve, die vom Jahr 2018 an die Gleisverbindung zum Flughafen schafft. Dort konzentriert man sich derzeit auf die Brücke über die Autobahn, deren Stützen im Moment betoniert werden. Hüben wie drüben liegen die Arbeiter gut im Zeitplan. Den Termin für die erste S-Bahn aus Freising, 2. November, drei Uhr, werde man halten, so Honekamp, "bis jetzt jedenfalls schaut es gut aus".

© SZ vom 19.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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