Geteilte Leidenschaft:Zurück zu den Wurzeln

Lesezeit: 2 min

Klarinettist Odilo Ettelt tritt zusammen mit seiner Tochter Odile-Marie beim Rathauskonzert auf

Von Laura Dahmer, Freising

"In seine Fußstapfen zu treten, hatte ich nie beabsichtigt. Auch wenn ich zugeben muss, dass es verdächtig danach aussieht", bemerkt Odile-Marie Ettelt schmunzelnd. Die Rede ist von ihrem Vater, Odilo Ettelt. Der gebürtige Freisinger ist erster Klarinettist im Orfeo Zenekar in Budapest und Orchestermitglied der Hamburger Kammeroper. Diesen Sonntag, 8. Oktober, kehrt er mit seiner Tochter in seine Heimat zurück. Als "Trio Disperso", gemeinsam mit Benjamin Reissenberger, spielen sie beim Freisinger Rathauskonzert Stücke von Mozart.

Genau hier, an der Freisinger Musikschule, wurde der Grundstein für Odilo Ettelts spätere Karriere gelegt. "Bei der Freisinger Tanzlmusi unter Willi Lugsch - die es, soviel ich weiß, immer noch gibt", erinnert sich der Klarinettist zurück. "Als ich dann zur Oberstufe hin die Schule wechselte, um am Camerloher Leistungskurs Musik zu belegen, fing es an, ernst zu werden." Nach dem Abitur hat er bei berühmten Professoren wie Waldemar Wandel und Alois Brandhofer studiert. Darauf seien schwierige Jahre mit Bewerbungen, Probespielen und Wettbewerben gefolgt. Die Anstrengungen zeigten schließlich Erfolg, knapp zehn Jahre war Ettelt in verschiedenen Orchestern angestellt, spielte in Budapest, Köln und Brandenburg. "Ich habe dann aber entschieden, lieber als freischaffender Künstler der historischen Aufführungspraxis zu leben und zu arbeiten", erzählt Ettelt. Seitdem unterrichtet er am Hamburger Konservatorium die Spielweise der Klarinette im 16. bis 19. Jahrhundert.

Und jetzt geht es für den Klarinettisten zurück an den Anfang, zum Rathauskonzert der Freisinger Musikschule. Mit im Gepäck: seine Tochter Odile-Marie. Es ist nicht ihr erster gemeinsamer Auftritt, auch die 18-Jährige hat schon früh ihre Liebe zur Musik entdeckt. "Ich trage nicht nur beinahe seinen Namen, sondern teile mit ihm all seine Leidenschaften: die Berge, das Klettern und eben die Musik", erzählt Odile. Wie ihr Vater spielt sie Klarinette, war schon mit verschiedenen Jugendorchestern im In- und Ausland unterwegs - zuletzt in Shanghai. An der Seite ihres Vaters spielt Odile zweite Klarinette. "Ich bin dazu da, eine solide Grundlage zu geben, auf der er sich dann solistisch ausleben kann." Das verlange zwar absolute Zuverlässigkeit und Anpassungsfähigkeit, habe jedoch nicht den Druck einer Soloklarinette. Und dass ihr Spielpartner gleichzeitig ihr Vater ist, sei für Odile kein Problem. Von ihm habe sie immer viel lernen können, sein bester Rat: "Nicht nur einzelne Noten spielen, sondern alle im Zusammenhang sehen und immer etwas erzählen". Auch Odilo Ettelt, der so oft wie möglich bei Auftritten seiner Tochter zuschaut, sieht sich als kritischen Zuhörer. "Ich bilde mir ein, dass ich mehr als alle anderen mitbekomme, wie gut oder schlecht es gerade läuft. Und in letzterem Fall, woran das liegt", glaubt er. Die Rolle des Lehrers muss er demnächst erst mal abtreten: Odile steckt gerade mitten im Umzug nach Salzburg, wo sie von diesem Semester an am Mozarteum Klarinette studieren wird. Eine weitere Parallele zwischen den beiden Musikern, denn auch Odiles Vater hat Klarinette in Salzburg studiert.

Am Sonntag greifen Ettelts allerdings zum Bassetthorn. "Das Bassetthorn verhält sich zur Klarinette wie die Bratsche zur Geige", erklärt Odilo Ettelt. Speziellen Einsatz fand es bei Mozart, dessen Stücke das "Trio Disperso" aufführen wird. Eine Premiere: Zum ersten Mal treten sie gemeinsam mit Benjamin Reissenberger auf, einem Freund und Kollegen Odilo Ettelts.

Der Klarinettist, der für die Musik oft weite Wege auf sich nimmt, freut sich auf den Auftritt in der Heimat: "Ich hoffe, im Konzert ein paar alte Freunde wiederzusehen. Und dass die anschließend noch Zeit für ein Weißbier haben."Auch für Odile, die zwar in Hamburg geboren und aufgewachsen ist, ist die Reise zum Herkunftsort ihres Vaters immer etwas Besonderes. "Ich habe hier auf jeden Fall ein Stückchen Heimat!", schwärmt sie.

© SZ vom 05.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: