Gespräch mit der Feuerwehr:Wunsch nach Ausbildungszentrum

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Mit ihrer Containeranlage ist die Feuerwehr auf dem Landkreisbauhof laut Kreisbrandrat Heinz Fischer "nur geduldet" - er könnte sich deshalb ein richtiges Übungsgelände gemeinsam mit dem THW vorstellen

Von Johann Kirchberger, Freising

Die Feuerwehren würden zwar von Regierung, Landratsamt, Bürgermeistern und Politikern gut unterstützt, freute sich Kreisbrandrat Heinz Fischer. Trotzdem, "so ein Dankeschön tut gut", sagte er, als sich der Freisinger Landtagsabgeordnete Florian Herrmann am Ende eines "Blaulichtgesprächs" im Bräustüberl bei den "Kameraden und Kameradinnen der Feuerwehr" für deren Einsätze bedankte.

Nicht so recht zufrieden ist Fischer mit dem Ausbildungszentrum der Feuerwehr in Zolling. Dort sei zwar gerade eine neue "feuerstoffbefeuerte Containeranlage" gebaut worden, die für die Ausbildung der Atemschutzgeräteträger enorm wichtig sei, sagte er. "Aber wir sind auf dem Landkreisbauhof nur geduldet". Wünschen würde er sich ein richtiges Rettungszentrum für Feuerwehr und THW. Das würde zwar zunächst viel Geld kosten, "aber wir hätten für 100 Jahre ausgesorgt".

Die anstehende Novellierung des Feuerwehrgesetzes durch den Landtag bereitet den Feuerwehrmännern - neben Fischer waren die Kreis- und Stadtbrandinspektoren Rudolf Schindler, Helmut Baur, Helmut Schmid, Josef Maier und Anton Frankl gekommen - dagegen keine Sorgen. Die vorgesehene Anhebung der Altersgrenze von 63 auf 65 Jahre sei richtig, sagte Fischer, "wir brauchen diese Leute, vor allem in den Dörfern". Sie könnten zwar keine Einsätze mit Atemschutzgeräten fahren, "aber sie können den Erstangriff" vornehmen, bis Verstärkung eintrifft.

Rettungskräfte appellieren regelmäßig an Auto- und Lastwagenfahrer, bei Unfällen auf der Autobahn eine Rettungsgasse zu bilden. (Foto: Peter Steffen/dpa)

Begrüßt wurde in der Runde, dass die Rettungszeiten - zehn Minuten von der ersten Alarmierung bis zum Eintreffen am Einsatzort - weiterhin nur empfohlen, aber aus Haftungsgründen nicht gesetzlich vorgeschrieben würden. Mehr Sorgen bereitet Fischer, dass die Feuerwehr immer öfter für den Rettungsdienst einspringen müsse, bei Herzinfarkten etwa sei das eine Selbstverständlichkeit, "aber wir werden manchmal auch gerufen, wenn sich einer in den Finger schneidet".

Die Feuerwehr könne aber nicht alles abdecken, vor allem tagsüber habe man dafür nicht genügend Personal. Ohnehin seien die Rettungszeiten eine Herausforderung. Der Disponent in der Leitzeitzentrale brauche in der Regel zwei Minuten, bis er mit dem Anrufer gesprochen und Alarm ausgelöst habe, etwa drei Minuten dauere es, bis die Helfer an der Feuerwache seien, blieben noch fünf Minuten Fahrtzeit bis zum Einsatzort. Da komme man tagsüber "bei einer kritischen Verkehrslage" oft nicht einmal von der Lerchenfelder Feuerwache zu Texas Instruments", sagte Freisings Feuerwehrchef Frankl. Zudem werde es immer schwerer, Leute zu finden, die tagsüber so schnell alarmiert werden könnten. Helfen würde es da, hieß es, wenn etwa Gemeinden bei Personaleinstellungen Feuerwehrleute bevorzugen würden. Aber das sei rechtlich wohl nicht so einfach.

Kreisbrandrat Heinz Fischer. (Foto: Marco Einfeldt)

Aktuell habe man in der Hallertau das Problem, sagte Fischer, dass die mit Atemschutz ausgestattete Feuerwehr aus Au es nicht in zehn Minuten nach Abens schaffe. Die Regierung fordere nun, dass die Feuerwehr Abens ebenfalls mit Atemschutz ausgerüstet werde, "aber das ist eine kleine Wehr, die haben die Leute nicht dafür". Und mit Zwang, so Fischer, lasse sich da gar nichts erreichen.

Ein immer wiederkehrendes Ärgernis ist bei Feuerwehren, die verstärkt auf den Autobahnen zum Einsatz kommen, dass die Autofahrer keine oder nicht ausreichende Rettungsgassen bilden. Mühsam müssten sich die Helfer oft durch den Stau kämpfen, dabei vergingen wertvolle Minuten. Dazu komme, wie Helmut Schmid erzählte, dass "rücksichtslose Autofahrer hinter den Einsatzfahrzeugen herfahren und dadurch die Rettungsgasse verstopfen". Schmid forderte daher, die Strafen für solche Rücksichtslosigkeiten massiv zu erhöhen. "Bei uns muss ein Autofahrer für solche Verstöße 20 Euro bezahlen", und weil die Polizei bei schweren Unfällen meist besseres zu tun habe, kämen diese Rowdys meist sogar ganz davon. "In Österreich zahlen Autofahrer, die keine Rettungsgasse bilden, 2180 Euro". Solche Strafen würden deutlich abschrecken. Eine weitere Forderung der Feuerwehr ist eine Verbesserung der Erste-Hilfe-Ausbildung für Autofahrer. Die meisten machten einmal in ihrem Leben, vor der Führerscheinprüfung, einen Kurs, im Ernstfall fehle ihnen dann das Wissen und viele hätten auch Angst davor, etwas falsch zu machen. Richtig wäre es deshalb, wenn jeder Autofahrer alle zwei Jahre zu einem Erste-Hilfe-Kurs verpflichtet würde.

Und dann noch der Ärger mit den Brandmeldeanlagen, die immer wieder Fehlalarme auslösten. Das sei vorwiegend ein technisches Problem, weil oft billige Geräte eingebaut würden. Allein in Freising sei es im vergangenen Jahr zu 93 Fehleinsätzen gekommen, sagte Frankl, "heuer werden es vermutlich noch mehr". Der Stadtbrandrat wünschte sich in diesem Zusammenhang mehr "rechtliche Sicherheit". Es stelle sich nämlich immer wieder die Frage, ob und wann ein Gebäude aufgebrochen werden dürfe, wenn die Alarmanlage schrille, aber kein Rauch erkennbar sei.

Gefährlich sei es auch, wenn die Feuerwehr der Polizei bei Wohnungsöffnungen helfen solle. Niemand wisse ja, warum jemand seine Wohnungstür nicht aufmache, "der kann ja plötzlich auch durch die Tür schießen, oder es könnte Gas ausströmen", hieß es. Kreisbrandrat Fischer forderte deshalb auch, die Feuerwehren mit CO₂-Messgeräten auszurüsten. "Da kostet eines 100 Euro, aber mit dem Landratsamt haben wir noch keine Einigung erzielen können".

© SZ vom 26.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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