Gemeinsam musizieren ist attraktiv:Moderne Variation

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Der Nandlstädter Spielmannszug, der inzwischen in eine Big Band umgewandelt worden ist, feiert seinen 55. Geburtstag

Von Katharina Aurich, Nandlstadt

Die Nandlstädter sind stolz auf ihren Spielmannszug. Zweimal hat die Formation sogar schon den Titel "Deutscher Meister" errungen. Aber diese Zeiten sind vorbei, wegen Nachwuchsmangels hat sich der historischen Fanfarenzug inzwischen zu einer Big Band entwickelt, die Helmut Schranner leitet. Am Samstag feierten die Musiker mit 370 Besuchern in der Hopfenhalle den 55. Geburtstag des Spielmannszugs, denn die Big Band sei quasi die moderne Variation dieser langen Tradition, erklärt erster Vorsitzender Jürgen Beißwanger.

Neben der Big Band mit ihren 23 Musikern im Alter von 15 bis 40 Jahren spielte die "Rentnerband", das sind ehemalige Mitglieder des Spielmannzugs, die zu besonderen Anlässen immer noch gemeinsam auftreten. Mit dabei waren außerdem Freunde aus Südtirol, die Musikkapelle Prissian. "Wir hoffen nun, dass der eine oder andere durch das Fest auf den Geschmack gekommen ist und bei uns mitmusiziert oder dass die Big Band gebucht wird", bilanziert Beißwanger.

Vor 55 Jahren fiel die Idee, gemeinsam Musik zu machen, in Nandlstadt auf fruchtbaren Boden. 1961 riefen der damalige Bürgermeister Stefan Faltermeier und der Marktrat den Spielmannszug ins Leben, um das kulturelle Leben der Gemeinde zu bereichern. Das äußere Erscheinungsbild war anfangs eine "Feuerwehr-ähnliche Uniform", wie es in der Chronik heißt. Gespielt wurde in den ersten Jahren nach "alter Schule" auf Querflöten, Lyren und natürlich Trommeln. 1972 stießen Jagdhörner dazu und zwei Jahre später wurden erstmals in Deutschland Dudelsäcke in einen Spielmannszug aufgenommen. Die 70er- und dann die 90er-Jahre war die Hochzeit des Spielmanns- und Fanfarenzugs mit zahlreiche Auftritten und Preisen. Die Mitglieder erhielten in der Nandlstädter Musikschule Unterricht, dennoch hatte die Musikformation des "alten Schlages" nach der Jahrtausendwende langsam ausgedient und es fehlte der Nachwuchs.

Der Spielmanns- und Fanfarenzug wurde 2011 schließlich in "Musikzug" umbenannt und die Besetzung mit Saxofonen, Klarinetten und Tuba erweitert. Aber auch diese Neuerung begeisterte offensichtlich nicht genug junge Musiker, deshalb entschloss man sich 2013, die Gruppe als Big Band weiterzuführen. Nun hofft man, die lange Tradition einer eigenständigen Musikformation in Nandlstadt wieder zu beleben und zu stärken, berichtet Beißwanger.

Dem Vorsitzenden ist aber bewusst, dass sich die Zeiten geändert haben. "Früher gab es auf dem Land nicht so viel Zerstreuung, man kam durch die Mitgliedschaft in Vereinen mal raus". Heute sei das Angebot unüberschaubar, die jungen Leute vielfältig engagiert und es sei nicht leicht, sie für ein Instrument und einen Musikzug zu begeistern. Trotzdem, so Beißwanger, sei er überzeugt, dass das gemeinsame Musizieren attraktiv sei, die Kommunikation zwischen Jüngeren und Älteren fördere und die Identifikation mit der Gemeinde stärke.

© SZ vom 15.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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