Gemeinde ist gespalten:Widerstand gegen große Umgehung

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Bürgerinitiative in Rudelzhausen plant ein Bürgerbegehren

Von Peter Becker, Rudelzhausen

Heimatzerstörung und immenser Flächenverbrauch, das sind die Hauptargumente, mit denen sich die Rudelzhausener Bürgerinitiative "B 301 - Zeit für Vernunft" gegen eine große Umfahrung der Gemeinde Rudelzhausen wehrt. Die Umgehung ist in den vorrangigen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen. Und für Georg Brunner, einen der Sprecher der Bürgerinitiative, die sich Anfang Juni gegründet hat, geht es darum, aus dieser Rangliste schleunigst wieder herauszukommen. Für Mittwochabend hatten er und weitere Gegner der Ortsumfahrung der Bundesstraße B 301 eine Diskussionsrunde im Gasthaus Festner initiiert. Ziel der Initiative ist es, einen Bürgerentscheid gegen die Umgehungsstraße in Gang zu setzen.

Brunner und seine Mitstreiter sind gegen den Bau der neuen Trasse, weil sie ihrer Ansicht nach den Lärm nur verlagern würde. "Dann wären andere Anwohner betroffen", sagt er. Dazu zählt er diejenigen, die sich bewusst in der Gemeinde am nördlichen Rand des Landkreises niedergelassen haben, um dort in Ruhe zu leben und auf Spaziergängen die bislang wenig verbaute Landschaft zu genießen. Diese Idylle würde der Bau der Umgehungsstraße zerstören. Und Brunner sieht natürlich auch die Betroffenheit der Landwirte. Die Zufahrt zu den Äckern würde zerschnitten. Quer über die Felder verliefe die Umgehungsstraße. Brunner sieht auch die Gefahr, dass die neue Trasse die Hochwassergefahr im Abenstal bei Puttenhausen bei Mainburg erhöht. Ein weiteres Argument ist der große Flächenverbrauch, den der Bau der Trasse mit sich brächte.

Die Mitglieder der Bürgerinitiative sehen schlichtweg den Bedarf nicht für eine Umgehungsstraße. CSU-Bundestagsabgeordneter Erich Irlstorfer hatte in der Diskussionsrunde auf den zunehmenden Verkehr hingewiesen, für den vor allem der Flughafen verantwortlich ist. Doch Brunner und seine Mitstreiter glauben nicht an die prognostizierten Zahlen. 10 000 Autos sollen dereinst durch Rudelzhausen pro Tag rollen. Das wäre nahezu eine Verdoppelung der Fahrzeuge, die im Jahr 2010 gezählt wurden. "Diese Zahlen leuchten uns nicht ein", sagt er. Seit er in Rudelzhausen lebt, habe es in der Gemeinde noch nie einen Stau gegeben.

Brunner und die übrigen Mitglieder der Bürgerinitiative glauben, dass die "kleine Umgehung" im Ortsteil Enzelhausen schon ausreicht, um die Verkehrsprobleme zu lösen. Denn diese wird in jedem Fall kommen. Im Übrigen, findet er, sollte dringend die Asphaltdecke erneuert werden, die durch verschiedene Bauarbeiten gelitten hat. Dies würde seiner Meinung nach auch die Lärmentwicklung hemmen. "Eine sanierte B 301 ist ausreichend", betont Brunner.

Von der Diskussionsrunde nimmt Brunner einen positiven Eindruck mit. Auch die Befürworter der Umgehungsstraße hatten ausreichend Möglichkeit, ihre Argumente vorzutragen. Diese seien zum Teil sehr emotional, wofür er auch Verständnis habe. Es herrsche eine Pattsituation zwischen den beiden Lagern. Andererseits hat Brunner das Gefühl, dass sich doch immer mehr Leute von den Argumenten der Bürgerinitiative einnehmen lassen. Die Stimmung sei nicht so, wie sie etwa im Gemeinderat dargestellt werde, nämlich dass die Mehrheit der Rudelzhausener die große Umgehungsstraße befürworte.

Um die genaue Stimmung auszuloten, wollen die Mitglieder der Bürgerinitiative im Herbst Unterschriften sammeln, um ein Bürgerbegehrens zu initiieren. Dazu müssten sich etwa 250 Rudelzhausener Bürger in eine entsprechende Liste eintragen. "Das schaffen wir!", sagt Brunner überzeugt. Im Vorfeld soll dann eine weitere Informationsveranstaltung stattfinden, in welcher die Gegner der Umgehungsstraße noch einmal ihre Argumente vorbringen wollen.

© SZ vom 22.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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