Gelungene Premiere:Von Machos und Machtkämpfen

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Wenn bayerische Männer ihr Alphatier suchen und untereinander ausmachen, wer in einer Gruppe das Sagen hat, dann geht es schon mal ordentlich zur Sache. (Foto: Lukas Barth)

In seinem neuen Stück "Kepler 452b" entlarvt Autor und Regisseur Reinhard Seibold mit dem Haager Komödienbrettl die Spezies Mensch, die sich viel zu wichtig nimmt und bei der bitterbösen Charakterstudie nicht gut wegkommt

Von Katharina Aurich, Haag

Eine bitterböse Charakterisierung der Menschheit, insbesondere der Bewohner Bayerns, hat Autor, Regisseur und Darsteller Reinhard Seibold mit seinem neuen Stück "Kepler 452b" auf die Bühne gebracht. Seine neun Laiendarsteller des Haager Komödienbrettls werden nicht geschont, denn zwei Stunden dichte Dialoge verlangen höchste Konzentration. Das Premierenpublikum im ausverkauften Theatersaal der Haager Schule war am Silvesterabend begeistert - trotz der düsteren Aussichten und der entlarvenden Szenen rund um die Spezies Mensch, die sich in diesem kritischen Stück von Seibold viel zu wichtig nimmt.

Was im ersten Akt noch als harmloses Stammtischtreffen begann und beim Publikum die Frage aufwarf, worum es überhaupt ging, steigerte sich im Laufe der drei Akte dramatisch - bis zum Ende, das die Zuschauer als Videobotschaft erlebten.

In dem Stück sind sieben Menschen in einer Art urbayerischer Wirtsstube zusammengepfercht, die Machtverhältnisse sind klar, das Sagen haben die vier Männer. Allen voran Thomas Hoffmann als Adi, der bisher beim Komödienbrettl Nebenrollen übernommen hatte und jetzt als tragende Figur zeigt, wie viel "Chef" und "Macho" in ihm steckt. Als Anführer scheut er nicht davor zurück, den rangniederen Xare (Richard Pflügler) gezwungenermaßen mit Händlmaier-Senf zu füttern. Stutzi Weigslberger füllt die Rolle des hirnlosen, triebgesteuerten Sepp bravourös aus. Mit Babsi Hoiss als dauerpaarungsbereite, permanent kichernde Eva hat ihm Seibold die passende Partnerin geschaffen. Schließlich ist da noch der zurückhaltende Wissenschaftler Max (Richard Fischer), der als einziger immer wieder einen klaren Kopf behält.

Neben der Rolle der Eva hat Seibold der illustren Gesellschaft noch die etwas dümmliche Lehrerin Anna (Susi Glück) und die überbesorgte Maria (Traudl Hirscheider) hinzugefügt, die sich um die Tiere, die offensichtlich auch irgendwo mitfliegen, kümmert. So vergeht die Zeit in der Stube unter den Hirschgeweihen, die Protagonisten vertreiben sich die Tage mit Schuhplatteln, dem Verspeisen von Obazdm und natürlich mit einem kühlen Bier. Langsam nähert man sich "Kepler 452b", der schließlich auf der Leinwand hinter der Bühne auftaucht. Er ist ein großer Planet im schwarzen Nichts. Natürlich geht nicht alles glatt, die beiden Roboter mit menschlichen Eigenschaften, Robert (Reinhard Seibold) und Roberta (Tamara Runert), melden ein Problem und einer aus der Stube muss sich opfern. Die Entscheidungsfindung gehört zu den stärksten Szenen des Stücks. Natürlich kann nur ein Mann und nicht etwa eine Frau die Gruppe retten. Jeder der vier versucht wortgewaltig, von sich abzulenken, bis der Dümmste von ihnen den Job machen muss. Es bleibt spannend bis zum Schluss.

Weitere Vorstellungen: Freitag, 6. Januar, 20 Uhr; Samstag, 7. Januar, 20 Uhr; Sonntag, 8. Januar, 18 Uhr; Freitag, 13. Januar, 20 Uhr; Samstag, 14. Januar, 20 Uhr und Sonntag, 15. Januar, 18 Uhr. Karten gibt es bei der Sparkasse Haag, online unter www.get-your-ticket.de und an der Abendkasse.

© SZ vom 02.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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