Geduld muss man haben:Kein Anschluss unter dieser Nummer

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Seit fünf Monaten wartet ein Thonhausener auf Telefon und Internetanschluss. Von der Telekom fühlt er sich nur vertröstet und demonstriert darum auch schon mal allein mitten in der Stadt.

Von Birgit Goormann-Prugger

Torsten Stehr aus Thonhausen bei Wolfersdorf hat keine besonders hohen Ansprüche. Er möchte nur zuhause telefonisch erreichbar sein, wenn möglich sogar per Mail. So wie das heutzutage üblich ist. Doch in seinem Fall scheint das nicht so einfach zu sein. Seit Februar lebt er in einer Einliegerwohnung in dem kleinen Ort im Norden des Landkreises, und seitdem wartet er darauf, dass die Telekom ihm einen Telefonanschluss zur Verfügung stellt. Stehr ist mittlerweile so verzweifelt, dass er sich schon ein paar Mal als Ein-Mann-Demonstration mit einem Schild vor dem Telekomladen in der Freisinger Innenstadt postiert hat, auf dem zu lesen war: "Ich fordere seit Februar 2013 einen Telefonanschluss." Er will das auch weiter so praktizieren, bis er zuhause endlich telefonieren kann. Das Problem ist nämlich: Auch per Handy ist Stehr mangels Empfang in seiner Wohnung nicht zu erreichen. Das geht nur auf einer Wiese vor seiner Wohnung.

Ein Sprecher der Telekom nannte diese Situation in der Tat "unbefriedigend". Das Problem sei, dass für den Anschluss von Stehr über eine Strecke von 6000 Metern vom Kabelverzweiger bis zum Anschlusspunkt eine neue Leitung gelegt werden müsse. Das dauere. Der Telekomsprecher versprach auch, dass Torsten Stehr bis Ende dieser Woche telefonieren könne. Bis zum gestrigen Donnerstag hatte der laut eigenen Aussagen jedoch noch keine Nachricht von der Telekom. Nicht so gut sehe es mit dem Internetanschluss für diesen Kunden aus. Das, so lässt die Pressestelle der Telekom per Mail mitteilen, sei "technisch noch nicht möglich". Im Übrigen sei der Kunde darüber "frühzeitig informiert worden, dass aufgrund der großen Entfernung von über 6000 Metern eine Bereitstellung von Call & Surf Comfort IP nicht zu erfüllen ist." Stehr wiederum fühlt sich keineswegs frühzeitig informiert, sondern langfristig "immer wieder vertröstet". Drei "vorläufige Termine" für einen Anschluss seien ihm in den vergangenen Monaten genannt worden, geschehen sei nichts. Als endlich ein Monteur kam, sei der unverrichteter Dinge wieder abgezogen. "Keine Leitung da", habe er gesagt. Auch sein Chef sei nicht begeistert. Der Thonhauser arbeitet bei einem Heizungs- und Sanitärunternehmen. Da muss er auch bei Notfällen ausrücken - was er tun würde, wenn man ihn denn telefonisch erreichen könnte.

© SZ vom 26.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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