Er schreibt vom Reisen, dem Mond, dem Tod und heimlicher Liebe. Dass Christian Grimm in seinem neuen Gedichtband "Dem Meer entgegen" ein so breites Themenspektrum abdeckt, liegt vermutlich daran, dass er über ein knappes Vierteljahrhundert hinweg entstanden ist. Seine Gedichte - mal einstrophig, mal zehnstrophig - stammen aus den Jahren 1995 bis 2017. "Diese weite Zeitspanne erlaubt es dem Leser, nicht nur eventuelle sprachliche Entwicklungen aufzuspüren, sondern auch einem Lebensfluss zu folgen", erklärt Christian Grimm.
Das Sammelsurium ist also eine Art Zeitreise - nicht nur durch Grimms Lyrik, sondern auch durch persönliche Lebenslinien des Autors. Dabei schreibt er über Sommer in Piemont, über Wien, seinen Bruder und seine verstorbene Mutter. Ebenso werden allgemeinmenschliche Probleme aufgegriffen: Der Verehrer, der seine Angebetete nur aus der Ferne anhimmelt, weil er zu schüchtern ist - oder einfach nicht kann, weil sie im Stau im Auto hinter ihm sitzt. In seinen Gedichten legt Grimm Humor an den Tag. Sie enthalten aber auch metaphysische und religiöse Probleme: "Gute Gedichte zeichnen sich meiner Meinung nach dadurch aus, dass sie über das rein persönliche Empfinden des Autors hinausgehen", begründet Grimm. In seiner Lyrik greift der Autor immer wieder auf Naturmotive zurück: Wind, Vögel, Blätter. "Vielleicht liegt es an meiner besonderen Affinität zum Luftelement: Ich bin Luftzeichen Wassermann und war 24 Jahre lang begeisterter Gleitschirmflieger", mutmaßt er. Die Nähe zur Natur hängt vielleicht auch mit Grimms beruflicher Laufbahn zusammen: Bis 2011 war er Professor für Agrar- und Umweltrecht an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Für Grimm kein Widerspruch zur literarischen Arbeit: "Eher eine Ergänzung. Auch in der Rechtswissenschaft ist ein ehrlicher und behutsamer Umgang mit Sprache zentrales Element."
"Dem Meer entgegen" ist Christian Grimms zweiter Gedichtband. Der ehemalige Professor hat außerdem bereits zwei Romane und eine Sammlung von Erzählungen veröffentlicht sowie einzelne Gedichte und Novellen. "Dem Meer entgegen" ist im Lorbeer Verlag erschienen und unterteilt sich in zwei Blöcke: "Wort und Stille", Grimms Gedichte von 1995 bis 2001, und "Heimwege" von 2002 bis 2017.