Gartentage:"Wir haben einen oft kopierten Trend gesetzt"

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Anita Fischer liebt Gärten und holt alljährlich namhafte Referenten aus der internationalen Gartenszene in die Stadt Freising. (Foto: Einfeldt)

Anita Fischer organisiert die Freisinger Gartentage heuer bereits zum 20. Mal. Die Sorge, dass sich die Messe einmal totlaufen könnte, teilt sie nicht - und auch die Ideen gehen ihr nicht aus. Im Jubiläumsjahr steht Russland im Fokus

Interview von Gudrun Regelein, Freising

- Eine leuchtend pinkfarbene Rhododendronblüte vor hellgrünem Hintergrund zieht die Blicke auf sich. Die Plakate, die auf die 20. Freisinger Gartentage aufmerksam machen, bilden bunte Farbtupfen auf der grauen Hausfassade des Büros, in dem die Landschaftsarchitektin Anita Fischer arbeitet. Eigentlich sei sie bei der Farbauswahl sonst eher zurückhaltend, sagt sie. "Aber für die Jubiläumsausgabe darf es knallen." Im Gespräch mit der SZ Freising erzählt Anita Fischer von den Anfängen der Gartentage, weshalb sie dieses Jahr Russland als Motto gewählt hat - und welche Blumen und Pflanzen sie besonders mag.

SZ: Woran denken Sie beim Wort Garten?

Anita Fischer: An das Erdbeerpflücken mit meiner Oma im eigenen Garten.

Ihre Liebe zu Gärten wurzelt in Ihrer Kindheit?

Ja, sicherlich hat das etwas mit meinen Großeltern zu tun, die einen sehr schönen Garten hatten. Ich bin dort aufgewachsen.

Die Freisinger Gartentage haben jedes Jahr ein anderes Motto - 2016 ist es "Willkommen Russland". Woher nehmen Sie die Ideen?

"East meets West" war seit langem eine Idee von mir. Ich habe im vergangenen Jahr eine Fernsehsendung über den Maksimir Park in Zagreb gesehen und ziemlich zeitgleich ein Symposium besucht, wo ich russische Kollegen kennenlernte. Damals dachte ich mir: "Ich mache Russland". Die Garten-Leidenschaft der Russen ist erstaunlich groß und fasziniert mich. Dort gibt es nicht nur grandiose Anlagen, wie den Katharinenpark bei St. Petersburg. Sondern beispielsweise auch die weltweit größte Fliedersammlung. Derzeit entstehen in Moskau sehr spannende moderne Gärten und Parks. Früher war der Austausch zwischen Deutschland und Russland sehr rege. Gerade jetzt, wo wir mit Sorge beobachten, was in Russland passiert, ist es wichtig, Kontakte zu knüpfen und alte Verbindungen aufleben zu lassen.

Jedes Jahr kommen viele namhafte Referenten nach Freising - kennt man sich in der Szene?

Ja, man kennt sich und hat natürlich viele Kontakte. Ich bin dort seit Anfang der 90er-Jahr gut vernetzt und inzwischen mit der ganzen Welt verbunden. Gartenmenschen sind nette Menschen, der Austausch ist sehr freundschaftlich und kollegial. Die Landschaftsarchitektin Elena Dubnova aus Moskau, die bei den diesjährigen Gartentagen ihre vielfach preisgekrönten Gärten und Anlagen vorstellen wird, habe ich beispielsweise auf dem Symposium kennengelernt. Unserem "Star" Wladimir Kaminer habe ich eine Mail geschrieben - und bekam nach zehn Minuten eine Zusage. Allerdings haben wir auch auf etwas zu verweisen: Unsere Referentenliste liest sich wie das Who is who der internationalen Gartenszene.

Ist die Organisation inzwischen zum Selbstläufer geworden - oder jedes Mal aufs Neue schwierig?

Wir haben alles gut im Griff. Es gibt beispielsweise Listen, wann wir was erledigen müssen. Aber es gibt auch immer wieder neue Auflagen oder Probleme. Trotz aller Routine ist es nach wie vor aufwendig, die Gartentage zu organisieren - aus dem Ärmel können wir das nicht schütteln. Diesmal hat aber alles gut geklappt.

Die Freisinger Gartentage feiern in diesem Jahr bereits ihr 20. Jubiläum. Wenn Sie einmal zurückblicken: wie waren die Anfänge?

Die Gartentage haben sehr klein begonnen. Damals mit 24 Ausstellern, heute sind es über 120. Aber schon vor 20 Jahren waren die besten Gärtnereien da. Wir waren offensichtlich am Puls der Zeit und konnten einen heute oft kopierten Trend setzen. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Gartenmessen. Die Besucherzahlen haben sich dagegen nicht so sehr verändert. Schon am Beginn waren es etwa 4000, eine Zahl, die sich witterungs- und konkurrenzbedingt nicht im selben Maße wie die Ausstellerzahl steigern ließ. Die Gartentage sind gut eingeführt, die Besucher schätzen die Qualität der Veranstaltung und kommen immer wieder. Wir haben aber auch tolle Besucher, ein sehr interessiertes Fachpublikum.

Läuft sich das Konzept nach so vielen Jahren nicht tot? Haben Sie nicht Lust auf etwas Neues?

Nach Ende der Veranstaltung überlege ich mir tatsächlich immer, ob ich es wieder machen soll. Aber irgendwie gehören die Gartentage zu uns. Wir haben jedes Jahr ein anderes Motto und ein anderes Thema bei der Gartenpraxis: Ich denke, dass auch das ein Grund ist, weshalb sich die Gartentage nicht totlaufen. Wir haben viele junge, neue Gärtner - dieses Jahr beispielsweise einen, der sich auf Artischocken spezialisiert hat. Wir bieten Neues, Innovatives: In diesem Jahr sind das unter anderem schwarze russische Aprikosen und die Liebesblumen. Die Gartentage werden sehr gut angenommen. Aber unser Seelenheil hängt nicht davon ab.

Die Traunsteiner entschieden sich bei einem Bürgerbegehren gegen die Landesgartenschau. Würde diese nicht gut zu Freising passen?

Eine Landesgartenschau hätte für Traunstein sicher sehr viel gebracht. Ich halte die Entscheidung der Traunsteiner für kurzsichtig und finde es schade. Aber auch Freising hätte eine Landesgartenschau gut getan - die Stadt hat sich ja bereits einmal beworben - und würde noch immer gut tun. Freising wäre mit Weihenstephan als Standort ideal, es ist sehr viel Potenzial vorhanden. Aber eine Landesgartenschau muss gewollt sein - gerade auch auf politischer Ebene.

Wenn Sie auf Freising blicken: wie lautet Ihr Urteil über die öffentlichen Anlagen? Was würden Sie anders machen?

Es gibt hier hervorragend gepflegte Anlagen - das ist nicht selbstverständlich. Aber ich würde mir ein stringentes Konzept für die Bepflanzung der Kübel wünschen, man könnte sich dafür auch ein Motto ausdenken. Auch könnten die Außenanlagen des Dombergs saniert werden, die finde ich weitgehend nicht ansprechend. Und es sollte mehr Wert auf Details gelegt werden, wie auf Handläufe, Brüstungen und Mülleimer. Alles funktionell, aber alles andere als hübsch. Das sind Dinge, die mir auffallen. So wie auch das neue Pflaster, das derzeit auf einer Musterfläche in der Innenstadt ausliegt. Das ist mir zu hell. Heller Granit wird sehr fleckig und wird auf Dauer viel Arbeit machen.

Und welche Blumen und Pflanzen findet man in dem Garten von Anita Fischer?

Dort steht ein riesiger, sehr alter Apfelbaum, von dem wir vier verschiedene Apfelsorten ernten. Daneben finden sich in Form geschnittene Buxkugeln, verschiedene Gräser und Stauden. Es ist ein vielfältiger Garten mit einem fein abgestimmten Farbkonzept.

© SZ vom 02.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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